Quantencomputer: Google-CEO vergleicht Durchbruch mit Erstflug der Brüder Wright

Es müssen zwar noch hohe technische Hürden überwunden werden, doch Google-CEO Sundar Pichai hofft, durch sie die Natur besser verstehen zu können.

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Quantencomputer: Google-CEO vergleicht Durchbruch mit Erstflug der Brüder Wright

Google-CEO Sundar Pichai.

(Bild: Google für MIT Technology Review)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Gideon Lichfield

Ein Prozessor, der eine Reihe von Zufallszahlen ausspuckt – was unspektakulär klingt, ist auf dem Gebiet der Quantencomputer ein großer Durchbruch, den der Google-CEO Sundar Pichai mit dem ersten Flug der Brüder Wright vergleicht: "Das erste Flugzeug flog nur zwölf Sekunden lang, und damit gab es keine praktische Anwendung. Aber sie konnten zeigen, dass ein Flugzeug wirklich fliegen kann."

Google-Forscher haben im Fachmagazin Nature einen Artikel veröffentlicht, der beschreibt, dass Googles "Sycamore" genannter Quantenprozessor mit 53 Qubits eine bestimmte Berechnung in drei Minuten und 20 Sekunden durchführen konnte, für die ein Supercomputer 10.000 Jahre benötigen würde. Wenngleich für praktische Quantencomputer noch hohe technische Hürden genommen werden müssen, gibt Pichai im Exklusiv-Interview mit der MIT Technology Review einen Einblick, wo er konkrete Einsatzgebiete von Quantencomputern sieht.

Beim Erkenntnisgewinn durch Quantencomputer ist Pichai davon überzeugt, durch sie die Natur besser verstehen zu können, da das Universum grundsätzlich quantenmechanisch arbeite. Er sieht ihre Einsatzgebiete dort, "es darum geht, Moleküle und molekulare Prozesse zu simulieren. Die Entdeckung von Medikamenten ist ein gutes Beispiel. Oder Düngemittel – der Haber-Prozess produziert zwei Prozent der weltweiten Kohlenstoffemissionen. In der Natur wird der gleiche Prozess effizienter durchgeführt."

Doch bis es soweit ist, ist noch viel Entwicklungsarbeit und Geduld gefordert. Geduld, die Pichai als Forscher an Hochtemperatursupraleitern selbst nicht hatte. Vor 26 Jahren habe er im Labor gesessen und gedacht: "‘Wow, das wird eine Menge Geduld erfordern, um das durchzumachen‘, und ich fühlte mich, als hätte ich nicht diese Art von Geduld. Ich habe großen Respekt vor den Menschen im Team, die auf dieser Reise lange Zeit geblieben sind. Aber so ziemlich alle grundlegenden Durchbrüche funktionieren so, und man braucht diese Art einer langfristigen Vision, um sie aufzubauen."

Mit der Entwicklungsarbeit an Quantencomputern sieht Pichai auch eine neue Zeitrechnung für das Feld der Künstlichen Intelligenz heranbrechen. "Es warten spannende Aufgaben in der KI im Hinblick auf die Erstellung größerer Modelle, verallgemeinerbarer Modelle und welche Art von Computerressourcen benötigt werden, um dorthin zu gelangen. Ich denke, dass die KI die Quanteninformatik und die Quanteninformatik die KI beschleunigen kann."

Das vollständige Interview mit Sundar Pichai lesen Sie in der kommenden Print-Ausgabe von Technology Review, die ab 7. November im gut sortierten Zeitschriftenhandel erhältlich ist.

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(jle)