Mobilfunk: Netzbetreiber kooperieren beim Ausbau

In den nächsten Jahren sollen Funklöcher geschlossen werden – so sehen es die Auflagen der 5G-Auktion vor. Das wollen die Mobilfunker nun gemeinsam angehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 21 Kommentare lesen
Mobile Mobilfunkstation der Deutschen Telekom in einem ehemaligen Funkloch in Brandenburg.

Ehemaliges Funkloch in Brandenburg.

(Bild: heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Inhaltsverzeichnis

Die drei deutschen Mobilfunknetzbetreiber wollen beim Netzausbau auf dem Land und entlang der Verkehrswege zusammenarbeiten. Um die Ausbauauflagen aus der 5G-Frequenzauktion zu erfüllen, planen Telefónica, Telekom und Vodafone den koordinierten Aufbau von bis zu 6000 Antennenstandorten, die dann gemeinsam genutzt werden. Darauf haben sich die Unternehmen in einer gemeinsamen Absichtserklärung verständigt. Der angehende Netzbetreiber 1&1/Drillisch sei eingeladen, sich zu beteiligen, wenn er bereit sei, "in gleichem Umfang am Ausbau mitzuwirken".

Der Plan sieht laut den Unternehmen vor, dass die Netzbetreiber den Aufbau und die technische Versorgung der neuen Antennenstandorte zu gleichen Teilen übernehmen. Die jeweils anderen Anbieter können die Standorte dann ebenfalls nutzen, um eigene Antennen und Funktechnik dort aufzubauen. "In weißen Flecken werden wir Betreiber gemeinsam bauen und teilen", erklärte Vodafone-CEO Hannes Ametsreiter. "Und im Rest des Landes uns weiterhin im starken Infrastrukturwettbewerb gegenüberstehen."

Mit der Kooperation wollen die Netzbetreiber die Funklöcher in wenig besiedelten Regionen und entlang von Verkehrswegen "auf wirtschaftlich tragbarem Weg" schließen und damit die Ausbauauflagen der Frequenzauktion erfüllen. Diese Auflagen, die in den nächsten Jahren den Ausbau von Hauptverkehrswegen und sogenannten weißen Flecken mit mindestens 100 Mbit/s vorschreiben, halten die Netzbetreiber aber "nach wie vor für unverhältnismäßig und rechtswidrig, weshalb sie ihre laufenden Klagen aufrechterhalten".

Die Netzbetreiber haben das Bundeskartellamt über ihre Pläne informiert. Spätestens im Frühjahr 2020 sollen dann Verträge gemacht werden, der Ausbau könne dann zeitnah losgehen, hieß es weiter. "Der Mobilfunk wird im kommenden Jahrzehnt die wichtigste Technologie werden", sagte Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland. "Wir müssen an einem Strang ziehen, wenn wir Deutschland als führenden Wirtschaftsstandort stärken und in die Zukunft führen wollen."

"Infrastruktur zu teilen ist für uns nicht neu, in diesem Umfang aber ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung", erklärte Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. Solche Kooperationen gelten als eine Lösung für den nötigen Infrastrukturausbau. Auch die Bundesnetzagentur und die Politik unterstützen diesen Ansatz. "Die geplante Kooperation der Mobilfunkanbieter ist der richtige Schritt, um Funklöcher in Deutschland zu schließen", sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). "Damit wird verlässliches Telefonieren und Surfen endlich auf Autobahnen oder in Zügen möglich."

Zuvor hatten sich die Netzbetreiber mit der Bundesregierung auf einen Mobilfunkpakt verständigt. Damit sollen bis 2021 mindestens 99 Prozent der Haushalte in jedem Bundesland eine LTE-Versorgung erhalten. Im Gegenzug ermöglicht der Bund den Netzbetreibern nun laut Ministerium, ihre Zahlungspflichten aus der 5G-Frequenzauktion 2019 mit jährlichen Raten über einen Zeitraum bis 2030 zu strecken. Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch müssen insgesamt 6,55 Milliarden Euro für die Frequenzen zahlen.

Scheuer will im Rahmen seines Fünf-Punkte-Plans für den Mobilfunkausbau auch die Genehmigungsverfahren beschleunigen und bundeseigene Liegenschaften als Antennenstandort anbieten. Die Netzbetreiber beklagen auch, dass "vermehrte Bürgerinitiativen" den Ausbau der Netze verlangsamen. Hier will der Bund mit Aufklärung und Information helfen. (vbr)