Agritechnica 2019: Autonome Traktoren und Drohnen auf dem Vormarsch

Autonome Roboter und Drohnen ersetzen den Traktor auf dem Feld. Was nach Zukunftsmusik klingt, soll schon ab dem nächsten Jahr erprobt werden.

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Agritechnica 2019: Autonome Traktoren und Drohnen auf dem Vormarsch

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

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Wie viel Hightech künftig in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen kann, zeigen auf der Agritechnica 2019 nicht nur verschiedene Studien, sondern auch seriennahe Lösungen. Die reichen vom autonomen Traktor bis hin zur 10-Meter-Drohne, die kartiert, überwacht und spritzt. Bis die neue Technik in Deutschland zum Einsatz kommt, dauert es jedoch noch eine Weile. Denn obwohl die Politik Neuerungen durch die Umweltgesetzgebung nötig macht, agiert sie in Bezug auf rechtliche Rahmenbedingungen eher träge.

Das zeigen die Drohnen, die verschiedene Hersteller auf der Messe präsentieren. Kleine Modelle mit Spannweiten von ein oder zwei Metern helfen mit ihren Kamerasystemen beim Kartieren der Felder, erfassen Wachstumsfortschritte oder Schädlinge. Systeme wie der Field Manager von Xarvio verarbeiten diese Daten und unterbreiten dem Landwirt dank KI passende Vorschläge.

Ein solcher Vorschlag könnte in nicht ganz so naher Zukunft der Einsatz der Volodrone sein. Die von Volocopter, bekannt für das Flugtaxi Volocity, entwickelte Lastendrohne wird von John Deere als alternatives Fahrzeug zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln präsentiert. Die Vorteile der im Durchmesser fast zehn Meter messenden Drohne: Dank GPS kann sie zielgerichtet arbeiten und anders als Landfahrzeuge verdichtet sie den Boden während des Einsatzes nicht.

Großdrohnen wie die Volodrone sollen in Zukunft Sprühaufgaben übernehmen. Gegenüber heute können sie zielgerichteter und dadurch weniger umweltbelastend arbeiten.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

Noch ist das aber Zukunftsmusik. So fehlen in Deutschland und Europa nicht nur die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz einer solchen Drohne, auch die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Entsprechend befindet sich das auf der Agritechnica gezeigte Modell laut John Deere noch in der "Vorstudienphase“. Wann mit der Markteinführung zu rechnen ist, ist nach Angaben des Unternehmens noch nicht absehbar.

Gleiches gilt für eine kleinere Drohne, die jedoch einen weitaus fortgeschrittenen Entwicklungsstand vermittelt. Wie deren Praxiseinsatz aussehen kann, zeigt der Aufbau am Stand. In Containern warten die Drohnen auf ihren Einsatz, der per Tablet gestartet und koordiniert wird. Dank der modularen Bauweise der Container lassen sich platzsparend mehrere Drohnen bereithalten, die sich dort automatisch laden und – mit Sprühmitteln – betanken lassen.

Ein Konzept für die Einsatz und die Verwaltung von kleineren Drohnen präsentiert John Deere. In stapelbaren Containern warten die Fluggeräte auf ihren Einsatz und werden dort geladen sowie betankt.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

Ein Teil der Entwicklung findet am Standort Kaiserslautern statt. Die Teams verlassen sich dabei nicht nur auf eigene Ansätze, sondern arbeiten auch mit zahlreichen Partnern zusammen. Wo es möglich ist, wird bereits vorhandene Soft- und Hardware aus anderen Bereichen genutzt, um die Entwicklungszeiten zu verkürzen. Entsprechend überrascht es nicht, dass auch Unternehmen auf der Messe vertreten sind, die landläufig eher als Zulieferer der Automobilbranche zugerechnet werden – darunter ZF und Continental.

So zeigt Continental am eigenen Stand beispielsweise den Contadino, einen autonom agierenden Landwirtschaftsroboter. Das kompakte Fahrzeug eignet sich nach Angaben von Continental für leichte Aufgaben wie das Ausbringen von Saatgut, die Bekämpfung von Schädlingen. Auf größeren Flächen lässt sich ein ganzer Schwarm einsetzen, die Steuerung übernimmt die KI. Gewonne Daten wandern auch hier in die Cloud. Erste umfangreichere Tests sollen 2020 starten.

Bereits 2020 will Continental erste Feldtest mit seinem Contadino starten. Das autonome Fahrzeug soll unter anderem Schädlinge erkennen und Saatgut ausbringen.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

Deutlich größer fällt die Studie bei John Deere aus. Das namenlose Fahrzeug soll in erster Linie punktgenau Pflanzenschutzmittel ausbringen. Dank Raupenantrieb wird der Boden weniger stark verdichtet, zudem ist auch der Einsatz auf noch sehr feuchten Böden möglich.

Ob dann auch der autonome – und vollelektrisch angetriebene – Traktor erste Runden dreht, ist nicht bekannt. Wie ein solches Fahrzeug aussehen kann, zeigt unter anderem John Deere aber schon jetzt. Von dieser Antriebsart verspricht man sich eine höhere Zuverlässigkeit und Präzision.

Als eine Reaktion auf politischen Druck will man diese Entwicklung aber nicht verstehen. Stattdessen versuche man, so die Aussagen von Herstellern wie New Holland, Kubota und John Deere, die Betriebskosten zu senken. Damit gehe eine umweltschonende Arbeitsweise oftmals einher. So spart die punktgenaue Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln nicht nur Geld, sondern sorgt auch für eine geringere Belastung der Natur. Ebenso kann die systematische Vernetzung im Zusammenspiel mit künstlicher Intelligenz Probleme frühzeitig erkennen. Gegenmaßnahmen sind dann beispielsweise nur auf einer kleinen Fläche erforderlich. (pbe)