Ausprobiert: 3D-Resin-Drucker Longer Orange 10

Er ist weder der schönste noch der allerbilligste 3D-Drucker noch der mit der höchsten Auflösung – aber die Mischung weckte im Make-Test Begeisterung.

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(Bild: Dirk Herrendoerfer)

Lesezeit: 12 Min.
Von
  • Dirk Herrendoerfer
Inhaltsverzeichnis

Gleich vorab: Dieser kleine 3D-Drucker hat etwas geschafft, was sonst noch keinem vor ihm gelungen ist: Er hat sich in das Herz des Testers gedruckt, hat technisch bessere, leisere, schönere 3D-Drucker vom Tisch verdrängt. Denn die Kombination stimmt! Der 3D-Drucker ist mit der mitgelieferten Software derart einfach zu bedienen, dass es einfach Spaß macht, mal schnell was mit ihm zu drucken. Relativ flott ist er nämlich, dazu zuverlässig und die Qualität ist im Rahmen der Auflösung des Displays auch sehr gut. Und mit aktuell rund 250 Euro ist die Maschine auch relativ günstig.

(Bild: Dirk Herrendoerfer)

Der Longer Orange 10 härtet durch selektive Belichtung UV-empfindliches, flüssiges Kunstharz (Resin) aus und gehört damit zur Familie der Photocuring-3D-Drucker. Genauer handelt es sich um eine LCD-DLP-Maschine, die Schicht für Schicht mit dem LCD-Display Bilder auf das Harz projiziert. Wo Licht hinfällt, härtet das Harz aus. Dann wird das Werkstück um Schichtdicke angehoben und die nächste Schicht belichtet.

Beim Orange 10 wird ein Matrix-LED Board verwendet, um das UV-Licht durch das LCD auf das Harz zu projizieren. Diese Matrix-LEDs verursachen ein leichtes Verwaschen der Ränder des projizierten Bildes, aber der kurze Abstand zwischen LED und Harz sowie die diffuse Belichtung führen zu einem sehr schnellen Aushärten des Materials und vermeiden Harzeinschlüsse zwischen den Pixeln. Die Auflösung des LCDs mit 854 × 480 Pixel bei 98mm × 55mm Größe ergeben rechnerisch eine Auflösung von 0,115mm – kleinere Details sind beim fertigen Druck nicht zu sehen. Das ist nicht herausragend – aber brauchbar. Die maximale Objekthöhe beträgt 140mm.

Testobjekte aus dem 3D-Drucker Longer Orange 10 (4 Bilder)

Der Longer Orange 10 druckt mit seinem UV-härtenden Kunstharz deutlich feiner als die üblichen plastikschmelzenden FDM-3D-Drucker ...

Der kleine Drucker kommt in einem ebenfalls recht kleinen Paket zum Kunden. Darin befindet sich der Drucker selber, die vorgeschnittenen UV-dichten Acrylplatten der Haube, das Netzteil, eine Micro-SD-Karte mit USB-Adapter, sowie eine Schachtel mit allem, was man für den ersten Druck braucht. Sogar ein Ersatz-FEP und eine kleine Flasche Harz sind dabei, und zwar wirklich gutes Harz! Einzig eine Atemmaske fehlt, die hätte ich mir noch gewünscht. Aber ansonsten hat der Hersteller an alles gedacht: Handschuhe, Filter, Werkzeug und Spachtel, sogar ein paar Spielkarten zum Entfernen des Harzes von der Bauplattform und ein Papiertuch zum Reinigen liegen dem Drucker bei. Nicht zuletzt befinden sich auch drei Gummibänder in der Schachtel – die braucht man nicht für den eigentlichen Druckvorgang, sondern für die Drucker-Endmontage, dazu gleich mehr. Auch die beiliegende Anleitung hat einen wirklich positiven Eindruck hinterlassen: Sie ist sehr übersichtlich und gut gegliedert, geht aber auf ein paar Kleinigkeiten ein, die andere Hersteller gerne weglassen, etwa dass die Reste des Harzes korrekt entsorgt werden müssen, oder wie Support-Strukturen funktionieren.

Resin-3D-Drucker Longer Orange 10 (4 Bilder)

Im direkten Vergleich zeigt sich, dass der Longer Orange 10 (links) noch ein Stück kleiner ist als der ebenfalls günstige Resin-3D-Drucker Elegoo Mars (rechts) ...
(Bild: Dirk Herrendoerfer)

Wie bei allen Harz-3D-Druckern ist es mit UV-Licht und Harz nicht getan – für die Nachbehandlung der Drucke sollte man am Ende jede Menge Ispropyl-Alkohol parat haben, dazu mehrere Gefäße, um die gedruckten Objekte darin reinigen zu können. Außerdem mindestens eine Schale, die groß genug ist, um den Harz-Behälter des Druckers und die Bauplattform darin zu reinigen, sowie ein großes verschließbares Gefäß, um die entstehenden Reste zur Entsorgung zu bringen. Ebenfalls muss man sich eine grundlegende Schutzausrüstung zulegen: eine Atemmaske mit Aktivkohlefilter, Latexhandschuhe und eventuell eine Schutzbrille. Der Drucker sollte an einem Ort aufgestellt werden, wo kein Sonnenlicht hindringt und wo gleichzeitig für ausreichend Belüftung gesorgt ist.