Spiel der Schatten: Fotografie mit extremem Streiflicht

Weniger ist mehr: Mithilfe eines geschickten, reduzierten Lichtsettings betonen Sie Formen und zeigen neue Sichtweisen auf Alltägliches auf.

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Spiel mi den Schatten: Fotografie mit extremem Streiflicht
Lesezeit: 8 Min.
Von
  • Cyrill Harnischmacher
Inhaltsverzeichnis

Normalerweise möchte man Objekte so fotografieren, dass alle Motivbereiche gut ausgeleuchtet sind. Auch in den Schattenbereichen soll noch genügend Zeichnung zu erkennen sein. Dass weniger mehr sein kann, zeigen Bilder, die mit sogenanntem Streiflicht aufgenommen wurden. Indem man die Beleuchtung auf eine einzelne, seitliche Lichtquelle reduziert, erhält das Motiv eine ganz besondere Anmutung. Beim Betrachter passiert dabei Folgendes: Das menschliche Gehirn setzt automatisch das nur spärlich beleuchtete Objekt zu einem kompletten Ganzen zusammen, gleichzeitig erhält durch die gezielte Beleuchtung die Kontur einen großen Teil der Aufmerksamkeit. Objekte mit markanten Formen wirken dadurch wie Skulpturen, je nach Motiv können auch vollkommen abstrakte Bilder entstehen.

Materialliste
  • ein oder mehrere Systemblitzgeräte
  • stabile Blitzschiene
  • schwarzer Karton
  • Doppelklebeband
  • Gummiband
  • Funkauslöser, Kabelauslöser, Servoauslöser, Blitzverteiler (je nach Anzahl und Art der verwendeten Blitzgeräte)
  • Kamerastativ
  • einfaches Leuchtenstativ

Natürliches Streiflicht entsteht, wenn die Sonne an einem niedrigen Horizont untergeht und der Himmel klar ist. Dann taucht das goldene Licht das Motiv in eine wunderbar geheimnisvolle Stimmung. Hier wollen wir uns aber dem künstlichen, durch Blitzlicht erzeugten Streiflicht widmen. Schauen wir uns also zunächst die unterschiedlichen Lichtqualitäten an, die uns dabei zur Verfügung stehen.

Je nachdem ob man eine harte oder eine weiche Beleuchtung einsetzt, kann die Bildwirkung sehr unterschiedlich ausfallen. Weiches Streiflicht, beispielsweise beim Einsatz einer Softbox vor dem Blitzgerät, kann die dreidimensionale Form des Motives deutlich ausmodellieren. Es kommt noch genügend Licht auf allen Bereichen des Motivs an, um auch in den dunklen Partien für Zeichnung zu sorgen. Beim Blitzen ohne Lichtformer ist das Licht deutlich härter und helle Flächen überstrahlen deutlich schneller. Um dem entgegenzuwirken, muss der Fotograf entsprechend abblenden oder die Leistung des Blitzgerätes verringern. Die Tiefen werden dadurch sehr dunkel bis schwarz. Verwendet man zusätzlich Lichtklappen, kann man das Licht auf einen sehr schmalen Bereich reduzieren. So werden auch ganz eng gesetzte Lichtakzente möglich.