Lichtstarker Allrounder im Test: Spiegellose Vollformatkamera Panasonic S1R mit Lumix S 24-70mm f/2.8

Mit den spiegellosen Vollformatkameras kommen auch neue Objektive. Panasonics 24-70mm will besonders hochwertig sein. Reizt es die Auflösung der Lumix S1R aus?

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Lichtstarker Allrounder mit guter Bildqualität: Panasonic S1R mit Lumix S 24-70mm f/2.8 im Kurztest

(Bild: Panasonic)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Spiegelloses Vollformat ist der Kameratrend 2019 und mit Panasonic trat hier ein echter Vollformat-Neuling auf den Plan. Die Lumix S-Kameras besitzen ein L-Bajonett, das Leica bereits seit 2015 für die Vollformat-Spiegellose Leica SL nutzt und dem sich auch Objektivhersteller Sigma angeschlossen hat. Objektivnachschub kommt also von mehreren Seiten, dennoch war Panasonic im vergangenen Jahr nicht untätig und bietet mittlerweile selbst sechs Objektive für das System an.

Das Lumix Pro 24-70mm f/2.8 gehört wohl zu den wichtigsten Modellen, denn es deckt einen universellen Brennweitenbereich bei einer hohen, durchgehenden Lichtstärke von f/2.8 ab. Fast jedes Kamerasystem – ob mit oder ohne Spiegel – hat ein solches Standardzoom im Angebot. Es steht für den optimalen Kompromiss zwischen hoher Bildqualität und Lichtstärke bei variabler Brennweite. Wir konnten Panasonics Version gemeinsam mit der hochauflösenden Lumix S1R testen.

LUMIX S PRO 24-70mm f/2.8 im Überblick
Hersteller Panasonic
Bajonett L-Mount
Brennweite 24 bis 70 Millimeter
Lichtstärke f/2.8 (durchgehend)
Blendenlamellen 11
Naheinstellgrenze 0,37 m
Konstruktion 18 Elemente in 16 Gruppen (3 asphärische Linsen, 4 ED-Linsen, 1 UHR-Linse)
Staub- und Spritzwasserschutz ja
Filtergröße 82 mm
Durchmesser/ Gesamtlänge 91 mm/ 140 mm
Gewicht 935 Gramm

Der Panasonic-Standardzoom gehört eher zu den Schwergewichten und passt damit sehr harmonisch zur ebenso bulligen Lumix S1R, die mit Gewicht und Ausmaßen so manche Spiegelreflexkamera klein aussehen lässt. Allein wiegt das Objektiv schon knapp ein Kilogramm, die Kamera selbst ist unwesentlich schwerer. Wer mit diesem Team unterwegs ist, der stemmt stets und ständig etwa zwei Kilogramm.

Die direkte Konkurrentin Sony A7R IV kommt mit ihrem lichtstarken Standardzoom lediglich auf ein Schleppgewicht von etwa anderthalb Kilogramm. Gleiches gilt für die Nikon-Z7-Kombination, wobei die Kameras hier mit etwa 670 Gramm deutlich leichter sind.

Tatsächlich beobachten wir gerade bei den Objektiven für das spiegellose Vollformat einen Trend hin zu lichtstarken und schweren Objektiven, die außerdem vergleichsweise teuer sind. So müssen Lumix-S-Fotografen für das 24-70mm f/2.8 knapp 2500 Euro einplanen und sind damit in bester Gesellschaft. Auch Nikon und Sony rufen diesen Preis für die Standardzooms ihrer spiegellosen Systeme auf. Günstiger kommen DSLR-Fotografen weg. Das Nikon AF-S Nikkor 24-70mm f/2.8 gibt es ebenso wie das Canon 24-70mm f/2.8L II für (teils deutlich) unter 2000 Euro.

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Das Lumix S Pro 24-70mm f/2.8 steckt in einem kühlen Metalltubus mit zwei auffälligen gummierten Ringen. Den Fokusring können Fotografen zurückziehen, um den manuellen Fokus zu aktivieren.

(Bild: Panasonic)

Das Panasonic-Zoomobjektiv liegt dank seiner Metalloberfläche angenehm kühl in der Hand und fühlt sich sehr hochwertig an. Die gummierten Ringe für Fokus- und Brennweite sind sehr griffig und haben einen guten Widerstand, sind jedoch sehr staubanfällig. Zurückgeschoben gibt der Fokusring den Blick auf eine Entfernungsskala frei und aktiviert so schnell sowie äußerst bequem den Manuell-Fokus-Modus der Kamera.

Tatsächlich versteht sich das Lumix-S-System aber vor allem auf einen schnellen und präzisen Autofokus. Und hier enttäuscht der Standardzoom nicht. Selbst unter schummrigen Lichtbedingungen lieferte das Team treffsicher scharfe Aufnahmen. Im Labor gehörte das Team mit etwa 0,3 Sekunden Auslöseverzögerung mit Autofokus eher zum schnelleren Mittelfeld.

Auch in Sachen Bildqualität ist das Standard-Zoomobjektiv nicht überragend, liefert dafür aber über die verschiedenen Brennweiten hinweg eine gleichmäßig gute Leistung ab. Im besten Fall schöpft es die theoretisch mögliche Auflösung der Testkamera Lumix S1R mittig zu etwa 90 Prozent aus. Dafür müssen Fotografen etwas abblenden und mit f/4.0 bis f/8.0 arbeiten. Die Randbereiche bleiben etwa zehn bis fünfzehn Prozent hinter der Bildmitte zurück und nähern sich auch mit Abblenden nicht mehr deutlich an. Dabei arbeitet das Objektiv selbst in Weitwinkelstellung angenehm sauber in den Randbereichen und kämpft kaum mit chromatischen Aberrationen. Im Telebereich haben wir in den Randbereichen allerdings bei geöffneter Blende leichte sphärische Aberrationen ausmachen können.

Panasonic Lumix S PRO 24-70mm F2.8 mit Lumix S1R: Blendenreihe (14 Bilder)

100-Prozent-Ausschnitt aus der Mitte der c't Testszene: f/2.8

  • oben: 24 mm
  • Mitte: 50 mm
  • unten: 70mm

Unsere Praxisaufnahmen spiegeln die guten Messergebnisse wider, denn das Objektiv bringt die 47 Megapixel der Testkamera knackscharf ins Bild und arbeitet feinste Details angenehm plastisch heraus. Bei geöffneter Blende und bei Blendenzahlen ab f/11 wird der Bildeindruck allerdings merklich weicher.

Panasonic Lumix S PRO 24-70mm F2.8 mit Lumix S1R: Beispielbilder (10 Bilder)

Panasonic Lumix S1R mit Lumix S Pro 24-70mm f/2.8 bei 24 mm, f/2.8, 1/500 s, ISO 100

Panasonics Standardzoom will ebenso ein Werkzeug sein, wie die Lumix-S-Kameras selbst und liefert entsprechend eine grundsolide Leistung ab. Die Verarbeitung ist auf hohem Niveau, Staub- und Spritzwasserschutz geben Sicherheit auch bei widrigen Wetterbedingungen und die Haptik ist tadellos. Die Bildqualität überzeugt vor allem, weil sich Panasonic nicht auf partielle Spitzenleistungen in einem Brennweitenbereich konzentriert, sondern auf praktische Ausgewogenheit in allen Brennweiten.

Negativ fällt der hohe Preis auf, damit ist Panasonic zwar im Bereich des spiegellosen Vollformats nicht allein, doch DSLR-Fotografen kommen wesentlich günstiger an lichtstarke Standardzooms – und die sind nicht schlechter.

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(ssi)