US-Wähler machen Wahlmaschinen anfällig

Einer Studie zufolge bemerken Wähler nur selten, wenn ihre Stimme von Hackern geändert wird, weil sie den Papierbeleg so gut wie gar nicht kontrollieren.

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US-Wahl 2020, US-Präsidentschaftswahlen, US-Wahlen

(Bild: 3dfoto / shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Patrick Howell O'Neill

Eine neue Studie über Wahlmaschinen in den USA warnt vor dem "ernsten Risiko", dass Wahlergebnisse manipuliert werden können. Dafür gibt es den Autoren von der Universität von Michigan zufolge mehrere Gründe.

Zum einen überpüften die meisten Wähler nicht, ob ihre Stimmabgabe korrekt registriert wurde, auch wenn sie nach der Stimmabgabe einen Papierbeleg ihrer Auswahl zur Kontrolle erhalten. Das Ziel des Stimmzettels ist, dass Hacker den Wahlnachweis nicht ohne weiteres ändern können. Zum anderen haben selbst die wenigen Wähler, die die Papierfassung prüfen, fast nie einen Fehler entdeckt. Ihnen fiele deshalb nicht auf, wenn eine Wahlmaschine kompromittiert ist und die Stimme anders als ausgewählt vergibt. Das Problem dabei ist, dass mindestens 18 Prozent der US-Wahlkreise Wahlmaschinen mit Wahlzettel-Ausgabe verwenden, wie die Washington Post berichtet.

"Basierend auf dem Verhalten von 241 Probanden in einer realistischen Wahllokalumgebung stellen wir fest, dass die Fehlererkennungs- und Berichterstattungsraten mangels spezifischer Gegenmaßnahmen gefährlich niedrig sind", schrieben die Forscher. Mehr als 93 Prozent der Wähler übersahen Fehler. Zudem überprüften lediglich 40 Prozent von ihnen die gedruckten Stimmzettel, und nur sechs Prozent fanden Fehler, obwohl sie absichtlich bei jedem einzelnen Stimmzettel eingeführt wurden. "Wenn die Überprüfungsleistung nicht dramatisch verbessert werden kann, kann man sich nicht darauf verlassen, dass BMD-Papierausdrucke, insbesondere wenn sie von allen Vor-Ort-Wählern verwendet werden, deren Absicht [korrekt] widerspiegeln, wenn die Maschinen von einem Angreifer kontrolliert werden."

Die neue Studie wirft kurz vor der ersten US-Präsidentschaftsvorwahl am 3. Februar in Iowa – in der aus dem Bewerberfeld ein finaler Kandidat für jede Partei gewählt wird – Fragen über die Hackbarkeit von Wahlcomputern und Wahlnachprüfungen auf, zwei Hauptprobleme bei der Cybersicherheit. "Wenn wir nicht wissen, ob die Wähler tatsächlich auf das Papier schauen und ihre Absicht akkurat bestätigt sehen, ist die Prüfungswirksamkeit geschwächt", sagt Eddie Perez, der weltweite Direktor für Technologieentwicklung am Open Source Election Technology Institute und ehemaliger Manager der Wahltechnologiebranche, der zuvor 16 Jahre bei Hart InterCivic gearbeitet hat. Die Studie sei ein entscheidender erster wissenschaftlicher Blick darauf, wie sich Wähler mit den sogenannten "ballot-marking devices" (BMD) verhalten und was dies für die Wahlintegrität bedeutet.

Die neue Studie kommt darüber hinaus nur einen Tag, bevor die drei großen Wahltechnologiefirmen – Election Systems & Software, Dominion Voting Systems und Hart InterCivic – vor dem Verwaltungsausschuss des Repräsentantenhauses in einer Anhörung zur Wahlsicherheit für 2020 aussagen. Nach einem Kommentar gefragt, antwortete nur Election Systems & Software und gab an, die Studienergebnisse zu prüfen.

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Den Forscher zufolge macht die Aufklärung der Wähler einen großen Unterschied aus. Mündliche Anweisungen zur Überprüfung von Ausdrucken führten zu einer Erhöhung der Überprüfungs- und Fehlermelderaten. Sicherheitsexperten messen Wahlkontrollen eine entscheidende Bedeutung zu, diese Untersuchungen lenken jedoch die Aufmerksamkeit darauf, wie diese Prüfungen durchgeführt werden und was sie bedeuten.

"Diese Ergebnisse werfen auch die Frage auf, ob Audits von maschinenmarkierten BMD-Stimmzetteln zuverlässig sind oder nicht", sagt Perez. "Wenn die Wähler das Papier nicht überprüfen und wir nicht wissen, ob die Papiere mit der Absicht der Wähler übereinstimmen oder nicht, bestätigt die Prüfung lediglich, wie die Papiere von automatisierten Geräten tabellarisch erfasst wurden – und das ist etwas anderes als die Bestätigung, dass die Ergebnisse mit dem Willen der Wähler übereinstimmen.“

(vsz)