Rockstar Games: Was eine Steuererklärung mit GTA 6 zu tun hat

Steuererlasse bringen Rockstar Games in Erklärungsnot und lösen Spekulationen um GTA 6 aus. Die ausschlaggebende Frage: Was ist "kulturell britisch"?

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Rockstar Games: Steuern GTA 6

Screenshot aus GTA 5

(Bild: Rockstar Games)

Lesezeit: 3 Min.

Eigentlich wollte der britische Thinktank TaxWatch UK nur die massiven Steuervergünstigungen anprangern, die Spiele-Entwickler Rockstar Games im Vereinigten Königreich in Anspruch nimmt. 37,6 Millionen Pfund an Steuergeldern wurden dem Studio 2019 von der britischen Regierung erlassen, eine Riesensumme. Schon seit zehn Jahren zahle Rockstar im Vereinigten Königreich keine Steuern mehr. Weil TaxWatch in der Mitteilung aber ganz beiläufig schrieb, die Steuerbefreiung für 2019 sei wohl für die Entwicklung von GTA 6 genehmigt worden, dreht sich in Foren und sozialen Medien stattdessen alles darum: Ist Rockstars Steuerbilanz ein Beweis dafür, dass sich ein neuer Teil von Grand Theft Auto in Entwicklung befindet?

Spieleentwickler können im Vereinigten Königreich im Rahmen des Programms "Video Games Tax Relief" (VGTR) auf Steuerfreiheit bewerben, wenn ihre Spiele mehrere Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört, dass das entwickelte Spiel "kulturell britisch" sein muss. Die hohe Summe von 37,6 Millionen Pfund an erlassenen Steuergeldern zeige, dass Rockstar Games aktuell an einem Spiel arbeitet, das diese Voraussetzung erfüllt, kombinierte TaxWatch in seiner Mitteilung.

Dabei dürfte es sich um GTA 6 handeln, folgerte TaxWatch. Immerhin sei der aktuelle Teil GTA 5 das letzte Rockstar-Spiel gewesen, das als "kulturell britisch" eingestuft wurde. Doch das ist falsch: Auch das 2018 erschienene Red Dead Redemption 2 bekam den "Britisch-Stempel" aufgedrückt, gesteht TaxWatch in einer überarbeiteten Fassung der Pressemeldung ein.

Überhaupt sind die britischen Behörden sehr großzügig in ihrer Einschätzung, welche Spiele sich als kulturell britisch qualifizieren: Unter anderem wurden der Goat Simulator, Mortal Kombat X und Lego Star Wars anerkannt, wie TaxWatch in der Vergangenheit ebenfalls kritisiert hatte. Von Steuererlassen für Rockstar Games auf eine Entwicklungsbestätigung von Grand Theft Auto 6 zu schließen, ist also voreilig. Zwar gilt es als wahrscheinlich, dass ein neuer Teil für die kommende Konsolengeneration in Arbeit ist, eine Bestätigung lässt sich aus der Steuererklärung aber nicht ablesen.

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Rockstar Games

Der Kern der TaxWatch-Kritik ist unabhängig davon, an welchem Spiel Rockstar gerade arbeitet: Rockstar zahlt mit seinen Niederlassungen in London, Lincoln, Yorkshire und Schottland keine Steuern, obwohl dort außergewöhnlich profitable Videospiele mitentwickelt werden – GTA 5 gilt mit 6 Milliarden US-Dollar Umsatz als das erfolgreichste Entertainment-Produkt aller Zeiten. Mit über 37 Millionen Pfund an nicht gezahlten Steuern mache Rockstar im Alleingang knapp 40 Prozent der Steuerererleichterungen aus, die der gesamten britischen Spielebranche 2019 zugestanden wurden. Dabei sollten lieber kleine Entwicklerstudios begünstigt werden, schreibt TaxWatch.

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Eine Bestätigung oder ein Dementi zu GTA 6 ist Rockstar Games noch schuldig, aber zu den TaxWatch-Vorwürfen hat sich das Entwicklerstudio bereits zu Wort gemeldet: "Das Steuerprogramm hat direkt dazu geführt, dass Rockstar Games seine Investments im Vereinigten Königreich deutlich gesteigert hat", sagte ein Sprecher dem britischen Videospielemagazin VG 247. Dank der Steuererleichterungen habe Rockstar über 1000 neue Jobs in England und Schottland geschaffen. "Diese Investition in den Erfolg britischer Videospiele stärkt nicht nur die Wirtschaft und die britischen Steuereinnahmen, sondern festigt auch die führende Stellung Großbritanniens bei der Entwicklung von Videospielen." (dahe)