Die Finanzverwaltung und ihre schlechte Elster-Software

Die Umstellung von "ElsterFormular" auf das Elster-Webportal ist gespickt mit lästigen Bugs und notwendigen Anrufen bei der Hotline.

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Von
  • Dr. Holger Schwichtenberg
Inhaltsverzeichnis

Die Umstellung von "ElsterFormular" auf das Elster-Webportal ist gespickt mit lästigen Bugs und notwendigen Anrufen bei der Hotline.

Wir hatten in unserer Firma gestern ein Erlebnis mit der Elster-Software der Finanzverwaltung, das ich hier teilen möchte, weil es vielleicht einigen Menschen drei Wartezeiten bei der Hotline ersparen kann.

Viele Jahre lang haben wir wir unsere Steuererklärungen mit der Software "ElsterFormular" abgeben. "Das offizielle, kostenlose Programm der Steuerverwaltung von Bund und Ländern zur Erstellung und elektronischen Übermittlung von Steuererklärungen" (Werbetext der Herstellers, Bayerische Landesamt für Steuern (LfSt)).

Als nun die erste Steuermeldung für 2020 anstand, haben wir wie immer zu Jahresbeginn erst mal ein Software-Update ausgeführt, damit wir die Formulare für das neue Jahr 2020 in der Software sehen können. Beim Update kam es zur bösen Überraschung: Die Software stürzte mit einem Laufzeitfehler ab (siehe Screenshot).

Nach mehreren erfolglosen Update-Versuchen brachte ein Anruf bei der Elster-Hotline zu Tage, dass man ab 2020 gar keine Unternehmenssteuererklärungen mehr mit "ElsterFormular" abgeben kann. So was teilen die Finanzbehörden also nicht per Rundbrief/-mail, sondern per Programmabsturz mit! Unglaublich!

Es steht eine Abkündigung auf der Elster-Website, aber man kommt ja nicht darauf, dass man dort nachsehen soll, wenn das Programm beim Update mit obiger Meldung abstürzt.

Der neue Weg zur Abgabe von Unternehmenssteuererklärungen ist die Nutzung des Elster-Webportals. (private Steuererklärungen soll man ElsterFormular in 2020 noch nutzen können). Angeblich soll ein Nutzer die Daten aus "ElsterFormular" dorthin exportieren können. Das funktionierte in unserem Fall aber nicht. Ein weiterer Anruf bei der Hotline: Unser erst seit 2019 (!) bestehendes Zertifikat verwendet eine Zertifizierungsform, die das neue Webportal nicht bei der Datenübernahme unterstützt. Wir sollten alle unsere Daten also im Webportal neu erfassen.

Bei der Dateneingabe kam es zu einer weiteren Fehlermeldung: "Bitte geben Sie beim Unternehmen nur eine Anschrift an", obwohl auch nur eine Anschrift angegeben wurde (siehe Screenshot). Diese Fehlermeldung passte auch gar nicht zum Hinweistext: "Sie haben die Wahl, ein Postfach, eine Adresse oder beides anzugeben. Bitte geben Sie eine der Alternativen an."

Also war ein dritter Anruf bei der Elster-Hotline notwendig. Die Erklärung dieses Mal ist wirklich absurd: Man muss bei der Adresse das Feld "Land" leer lassen, dann kommt es nicht zur Fehlermeldung, dass man mehr als eine Adresse eingegeben habe – was man laut Hinweistext ja eigentlich auch dürfte.

Laut Hotline ist der Bug schon länger bekannt.

Nein, ich schimpfe jetzt hier nicht wie einige andere Unternehmer, das man sowieso zu viel Steuern zahle, denn ich zahle meine Steuern wirklich gerne. Aber dass die Finanzverwaltung durch so eine so schlechte Software dann noch die Arbeitszeit von mehreren Menschen für mehrere Stunden vergeuden muss, ist wirklich nicht schön und muss dringend korrigiert werden.

Gerade die irreführende Fehlermeldung im Webportal sollte man in einer Webanwendung sofort (!) ändern. Wenn das Bayerische Landesamt für Steuern (LfSt) so unagil ist, dass so ein Fehler an der Hotline "länger bekannt ist", dann muss das LfSt ganz dringend seine Softwareentwicklungsprozesse modernisieren.

Randbemerkung: Das LfSt hatte vor einigen Jahren bei uns eine Schulung der Softwareentwickler angefragt, dann die Schulung nicht durchgeführt mit der Begründung, es gäbe "kein Budget" für Schulungen. Wenn die Entwickler nicht weitergebildet werden, kommt so schlechte Software dabei raus. ()