FTTH-Pilotprojekt: Telekom und Deutsche Glasfaser kooperieren

In einer Gemeinde in Nordrhein-Westfalen nutzt die Telekom die Infrastruktur der Deutschen Glasfaser, um eigene FTTH-Anschlüsse und Dienste zu vermarkten.

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FTTH-Pilotprojekt: Telekom und Deutsche Glasfaser kooperieren

Uwe Nickl (Deutsche Glasfaser) und Dirk Wössner (Deutsche Telekom) besiegeln die Zusammenarbeit.

(Bild: Telekom)

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Im nordrhein-westfälischen Lüdinghausen kooperiert die Deutsche Telekom erstmals mit dem Netzbetreiber Deutsche Glasfaser. Die beiden Partner haben sich auf ein gemeinsames Pilotprojekt verständigt, teilten die Unternehmen am Mittwoch mit. Damit kann die Telekom in der Gemeinde eigene FTTH-Anschlüsse und Dienste auf der Infrastruktur der Deutschen Glasfaser anbieten.

In Lüdinghausen hat Deutsche Glasfaser nach eigenen Angaben über 9000 Glasfaseranschlüsse gebaut und viele Haushalte bereits angeschlossen. Die Telekom will in der Gemeinde nun weitere Anschlüsse und eigene Dienste vermarkten, was den Angaben zufolge noch in diesem Jahr passieren soll. Für die physische Anbindung neuer Telekom-Kunden sorgt dann wiederum Deutsche Glasfaser.

Mit dem Pilotprojekt, das sowohl private Haushalte als auch Gewerbegebiete umfasst, wollen beide Unternehmen Erfahrungen bei der Zusammenarbeit in Open-Access-Netzen sammeln. "Der Glasfaserausbau gelingt in Deutschland nur mit vereinten Kräften", sagt Telekom-Deutschlandchef Dirk Wössner. "Wir wollen nun mit der Deutschen Glasfaser ganz konkret daran arbeiten, die unterschiedlichen Welten hinsichtlich Technologie und Prozesse in Einklang zu bringen."

Die Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in Lüdinghausen sollen dann als Grundlage für weitere Kooperationen dienen. "Die heutige Vereinbarung ist ein wichtiger Schritt zur Beschleunigung des FTTH-Glasfaserausbaus", sagt Uwe Nickl, CEO der Deutschen Glasfaser. "Offene Netze gehören für uns zum Standard, denn so können wir Wettbewerb und Auswahl für den Endkunden auch ohne doppelte Verlegung von Glasfasernetzen erreichen."

Die Telekom kooperiert auf kommunaler Ebene bereits mit einigen Stadtnetzbetreibern und nutzt deren Glasfaser-Infrastruktur zum Beispiel in Regensburg, Coburg oder Ulm. Zuletzt haben die Bonner zusammen mit der norddeutschen EWE AG eine gemeinsame Glasfasertochter gegründet. Die Glasfaser Nordwest soll im Laufe des Jahres mit dem FTTH-Ausbau in einigen Regionen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens beginnen und will in den nächsten zehn Jahren bis zu 1,5 Millionen Haushalte und Gewerbe erschließen.

In der Branche wird der neue Trend zur Zusammenarbeit im Allgemeinen begrüßt. "Das ist eine Win-Win-Konstellation für alle Beteiligten und ein weiteres starkes Signal dafür, dass der Glasfaserausbau richtig Fahrt aufnimmt", kommentiert Stephan Albers, Chef des Bundesverbands Breitbandkommunikation (Breko). Für den Kunden böten Kooperationsmodelle mehr Auswahl und die Netzbetreiber könnten ihre Infrastruktur besser auslasten und schneller amortisieren.

"Wir freuen uns, dass die Telekom schon kurz nach der Freigabe des Joint Ventures Glasfaser Nordwest nun auch im Rahmen einer direkten Kooperation ihre Bereitschaft zum Wholebuy auch bei echten Gasfaseranschlüssen unter Beweis stellen kann", sagt VATM-Chef Jürgen Grützner und betont die Vorzüge des Open-Access-Modells. Die Politik sei nun gefordert, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und verwaltungsrechtliche Hindernisse für neue Verlegeverfahren aus dem Weg zu schaffen.

Nicht zuletzt kann die Nachfrage durch gezielte Förderung angeregt werden – auch das ist eine alte Forderung der Branche, die auch bei Regierungsberatern auf fruchtbaren Boden fällt. "Die Politik muss dringend den eigenwirtschaftlichen Ausbau stärken und mit Vouchern die Nachfrage auf den neuen Netzen erhöhen", fordert Nickl. "Es ist nicht zielführend, mit weiteren Fördermilliarden in vergleichsweise gut versorgten Gebieten die Ausbaukosten weiter in die Höhe zu treiben." (vbr)