Ford kauft ersten zweibeinigen Lieferroboter

Der Humanoid Digit fährt im Kofferraum mit und entfaltet sich bei seinem Einsatz.

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Ford kauft ersten zweibeinigen Lieferroboter

(Bild: Ford)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Mit ziemlich lauten Trippelschritten ­nähert sich Digit dem Tisch. Mit seinem linken Arm rückt der Roboter ­einen leicht schief stehenden Karton gerade, greift ihn mit beiden Armen sicher und trägt ihn durch ein Büro zu einem anderen Tisch. Das Werbevideo des US-Start-ups Agility Robotics zeigt kein Wackeln, kein Zögern. Ihr drittes Modell des zweibeinigen Roboters halten die Entwickler für ausgereift genug, um es nun zum Kauf anzubieten. Neben Paketlieferungen könnten die Digits auch inhäusige Transportdienste, etwa in Warenhäusern, verrichten, sagt Agility Robotics.

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Der Autohersteller Ford hat als Erster zugegriffen und zwei Exemplare ­erworben. Er hatte Digit, dessen Name sowohl Finger als auch Ziffer bedeutet, bereits seit letztem Mai für den letzten Abschnitt von Paketlieferungen – vom Fahrzeug zur Haustür – getestet. Nun sollen sie auch mit Fords autonomen Lieferwagen kommunizieren lernen, die das Unternehmen etwa in Miami für Essenslieferungen testet. Noch sitzen hier immer Menschen am Lenkrad der Vans. Denn um Objekten auszuweichen oder eine Treppe hinaufzusteigen braucht er per Fernsteuerung übermittelte Befehle.

Wichtige Schritte hin zu vollständiger Autonomie sind beim aktuellen Modell jedoch bereits gelungen: Digit kann seinen aufrechten Gang selbstständig ausbalancieren und mithilfe seiner Stereokameras und Lidarsensoren bis zu 18 Kilogramm schwere Boxen greifen und wieder absetzen. Unter anderem durch größere Füße kann er auf weichem Untergrund wie Sand stabiler laufen. Seine Füße können zudem beim Auftreten leicht seitwärts kippen – wie unser Sprunggelenk –, damit Digit keine plötzlichen Seitenschritte zum Stabilisieren braucht.

Ford scheint daher zuversichtlich zu sein, Digit bald ohne menschliche Unterstützung einsetzen zu können – und zwar zusammen mit fahrerlosen Fahrzeugen. Ab 2021 soll es losgehen. Die autonomen Autos könnten die Roboter mit den jeweils benötigten Umgebungskarten versorgen, damit diese nicht alles selbst vorhalten müssen.

Und sie können die Roboter zwischen Einsätzen aufladen. Ein Ford-Werbe­video zeigt die Zukunftsvision: Am Ziel öffnet sich die Heckklappe, der platzsparend zusammengekauerte Digit entfaltet sich zur Größe eines kleinen ­Erwachsenen und trägt ein Paket – im Werbevideo mit Papierwaren – zur Haustür. Dabei weicht er Menschen und herumliegenden Rollern aus, steigt eine Treppe hinauf und setzt die Box in die Hocke gehend ab. Ob Ford diesen Dienst selbst anbieten will oder nur die Technik verkaufen wird, will das Unternehmen jedoch noch nicht verraten.

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Allerdings ist der Roboter-Paketbote nicht ganz billig. Agility-Robotics-Geschäftsführer Damion Shelton verrät zwar keinen konkreten Preis, taxierte ihn gegenüber der Techniknachrichten-Seite The Verge allerdings auf einen "niedrigen bis mittleren sechsstelligen Bereich". Auch die Herstellung wird erst langsam anlaufen: Das Unternehmen geht davon aus, dass es 2020 bis zu 30 weitere Bots produzieren kann.

Offen ist zudem, wie die Kunden auf den ungewöhnlich designten Robo-­Paketboten reagieren werden: Digits sichere Bewegungen ermöglichen ungewohnt nach hinten gerichtete Kniegelenke, kurze Armstummel und ein Halsstumpf ohne Kopf.

(bsc)