Linux/Unix-Desktop KDE Plasma 5.18 erhält kleinere Neuerungen und Langzeitunterstützung

Plasma 5.18 LTS bringt neben Detailverbesserungen unter anderem verbesserte GTK-Anwendungsintegration und (standardmäßig inaktive) Telemetrie mit.

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KDE Plasma 5.18 erhält kleinere Neuerungen und Langzeitunterstützung

Eine Leiste am oberen Bildschirmrand ersetzt in Version 5.18 das alte Hamburgermenü rechts oben in der Bildschirmecke.

(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Tim Schürmann
Inhaltsverzeichnis

Die Entwickler der Desktop-Umgebung Plasma haben eine neue Version freigegeben. Die bringt zwar hauptsächlich Detailverbesserungen mit, erhält aber als Long-Term-Support-Version (LTS) für einen deutlich längeren Zeitraum Aktualisierungen.

Zu den sichtbarsten Neuerungen gehört die verbesserte Integration von GTK-Anwendungen. Diese übernehmen jetzt die von Plasma verwendeten Schriften, Symbole, Cursor und weiteren grafischen Elemente. Zudem stülpt Plasma 5.18 LTS laut KDEs Ankündigung der neuen Version den GTK-Anwendungen jetzt standardmäßig das Breeze-GTK-Theme über. Distributionen können dieses Verhalten jedoch abschalten.

Einige GTK-Anwendungen zeichnen ihren Rahmen über sogenannte Client Side Decorations selbst. Solche Fenster erscheinen ab sofort auf dem Plasma-Desktop mit korrektem Schattenwurf sowie Anfassern zur Anpassung der Fenstergröße.

Plasma 5.18 kommt auch mit einem neuen Hintergrundbild namens Volna.

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Wer das Lautstärkesymbol anklickt, kann jetzt in einer kompakteren Ansicht einfacher das standardmäßig verwendete Audio-Gerät für die Wiedergabe auswählen. Spielt eine Anwendung Töne ab, erscheint direkt in ihrem Eintrag auf der Fensterleiste ein anklickbares Lautstärkesymbol. Das Wetter-Widget (bzw. in der deutschen Version Wetter-"Miniprogramm") zeigt zudem die Windverhältnisse an.

Über ein neues Symbol im Systemabschnitt der Kontrollleiste (System Tray) lassen sich die Nachtfarben ein- und ausschalten. Mit der Funktion taucht Plasma in den Abendstunden den Bildschirm in wärmere Farbtöne. Dies soll die Augen schonen und nach der Arbeit ein schnelleres Einschlafen ermöglichen. Über frei wählbare Tastenkürzel lassen sich sowohl die Nachtfarben als auch der Nicht-Stören- beziehungsweise Do-Not-Disturb-Modus aktivieren.

Über ein neues Widget lässt sich schnell der Nachtfarben-Modus anknipsen oder komplett abschalten.

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Apropos Benachrichtigungen: Die entsprechenden Meldungen zeigten bereits in der Vorversion einen kleinen Fortschrittsbalken an. Dieser visualisiert, wann Plasma die Meldung automatisch schließt. In der Version 5.18 läuft der Fortschrittsbalken jetzt kreisförmig um die Schließen-Schaltfläche herum. Vermeldet Plasma einen abgeschlossenen Download, erscheint im entsprechenden Fenster ein Symbol. Über dieses können Anwender die heruntergeladene Datei per Drag-and-Drop an die gewünschte Stelle ziehen.

Plasma 5.18 "verpetzt" außerdem verbundene Bluetooth-Geräte, denen der Strom auszugehen droht.

Des Weiteren gab es viele kleine Verbesserungen in der Bedienung. Unter anderem öffnet [Windows]+[.] das Auswahlfenster für Emojis, das sich alternativ über das Startmenü unter den "Dienstprogrammen"aufrufen lässt. Das Kickoff-Startmenü und die Bearbeitung von Widgets lassen sich jetzt einfacher über Touch-Gesten steuern, die Uhr auf dem Sperrbildschirm zudem ausblenden.

Das Auswahlfenster für Emoji lässt sich nicht nur über entsprechende Schaltflächen in einigen KDE-Anwendungen aufrufen.

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Plasma 5.18 entsorgt das alte Hamburger-Menü rechts oben in der Bildschirmecke – in älteren Plasma-Versionen zeigte es noch ein Cashewnuss-Symbol. Wer die Arbeitsfläche anpassen und etwa mit Widgets belegen möchte, muss ab sofort die rechte Maustaste auf dem Desktop drücken und dann den Menüeintrag "CustomizeLayout" wählen. Plasma öffnet dann am oberen Bildschirmrand ein kleines Menü (die Global Edit Bar), das alle notwendigen Funktionen zur Anpassung des Desktops anbietet.

Die Softwareverwaltung Discover aktiviert standardmäßig das Suchfeld. Nutzer können somit einfach direkt den Namen der gesuchten Anwendung eintippen. Von der Startseite aus lassen sich zudem auch die Add-ons durchstöbern. Die Seitenleiste und die Reviews haben die Entwickler optisch leicht überarbeitet.

Das Werkzeug KSysGuard präsentiert ab sofort Informationen über Nvidia-Grafikkarten, darunter die prozentuale Auslastung des Grafikprozessors.

Kleine Anpassungen fanden auch in den Systemeinstellungen statt. So lässt sich die Geschwindigkeit von Fensteranimationen über einen Slider regeln. Die Seite mit dem Samba-Statusangaben wurde, nachdem sie zuvor wohl nicht korrekt funktionierte, von den Entwicklern komplett neu geschrieben. Die Auswahl des Anwendungs-Stils ist jetzt Dank einer verbesserten Vorschau übersichtlicher, die Einstellungen der Nachtfarben lassen sich einfacher vornehmen und die Entwickler haben die in den Systemeinstellungen eingebaute Suchfunktion verbessert.

Der passende Anwendungs-Stil ist Dank der neuen Vorschau schneller gefunden.

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Die Entwickler haben Plasma ein Feedback-System spendiert, das Anwendungsentwickler in ihre Programme integrieren können. Die Funktion schickt dann im Hintergrund automatisch Telemetriedaten an den jeweiligen Entwickler. Wie umfangreich die übermittelten Daten ausfallen, regeln Plasma-Anwender im neuen Bereich "User Feedback" in den Systemeinstellungen.

Dort ist die Funktion standardmäßig abgeschaltet, Plasma und seine Programme bleiben folglich stumm. Die Plasma-Entwickler erhoffen sich dennoch, dass viele Anwender die Übermittlung einschalten. Die dadurch gewonnenen Informationen sollen dann in die Verbesserung von Plasma einfließen.

Je weiter man den Regler nach rechts schiebt, desto mehr Informationen sendet Plasma an die Entwickler. Welche Informationen genau, verrät die Liste unterhalb des Sliders.

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Abschließend haben die Entwickler zahlreiche Fehler korrigiert. Wer etwa im X11-Modus die Bedienoberfläche mit krummen Faktoren wie 1,25 vergrößern lässt, soll jetzt weniger Grafikfehler zu Gesicht bekommen.

Einige ausgewählte Plasma-Versionen pflegen die Entwickler besonders lange. Zuletzt galt dies für Plasma 5.12. Die jetzt veröffentlichte Version 5.18 erfährt ebenfalls diesen Long Term Support, kurz LTS. Alle übrigen Versionen erhalten gerade einmal rund vier Monate lang Fehlerkorrekturen. Die KDE-Entwickler empfehlen die LTS-Fassung für Bereiche, in denen besonders stabile Software gefragt ist, wie etwa in Schulen und Unternehmen. Wie lange Plasma 5.18 Fehlerkorrekturen erhält, haben die Entwickler allerdings noch nicht bekanntgegeben, mindestens wollen Sie LTS-Versionen jeweils 1,5 Jahre pflegen.

Während sich die Änderungen etwa beim Update von Plasma 5.16 auf 5.18 in Grenzen halten, fallen die Neuerungen beim Umstieg von Plasma 5.12 deutlich umfangreicher aus. Aus der Perspektive von Anwendern, die diesen Schritt tun, bietet Plasma unter anderem ein komplett neues Benachrichtigungssystem, Browser-Integration, in vielen Bereichen überarbeitete Systemeinstellungen, die Unterstützung von Thunderbold-Geräten und die Nachtfarbe-Funktion.

Ausprobieren kann man Plasma 5.18 unkompliziert mit dem Live-System KDE Neon. (ovw)