VR-Headset Vive Cosmos Elite ausprobiert: HTC gibt nochmal alles

Die HTC Vive Cosmos kommt in drei neuen Varianten: "Play" ist besonders günstig, "Elite" setzt auf externe Tracker, "XR" holt die echte Umgebung aufs Display.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
VR-Headset Vive Cosmos Elite ausprobiert: HTC gibt nochmal alles

Die Frontplatten sind austauschbar, so lässt sich beispielsweise aus einer Cosmos Play eine Cosmos Elite machen.

(Bild: HTC)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

HTC steht unter Druck – und drückt jetzt selbst nochmal auf die Tube: Gleich drei neue Headsets auf Basis der bislang wenig erfolgreichen Vive Cosmos hat das Unternehmen angekündigt. Den Einstiegsbereich soll die Cosmos Play abdecken. Am anderen Ende des Preissppektrums steht die Vive Cosmos Elite mit externen Trackern. Und die Cosmos XR kann dank zweier Kameras auch die Umgebung aufs Display holen.

Im Fall der Cosmos Play hat HTC bei den Kopfhörern gespart; es kommen nun In-Ears statt aufliegenden Ohrhörern zum Einsatz. Außerdem arbeitet das interne Tracking des Headsets nur mit vier Kameras statt mit sechs. Die mitgelieferten Cosmos-Controller sind die gleichen wie beim Standardmodell. Die Cosmos Play soll mindestens 200 Euro weniger kosten als die 799 Euro teure Cosmos.

Bei der günstigen Cosmos Play fehlen die Tracking-Kameras oben und unten am Headset.

(Bild: HTC)

Am anderen Ende des Spektrums steht die Vive Cosmos Elite: Statt mit internem, kamerabasierten Tracking arbeitet sie mit dem von der HTC Vive und Valve Index bekannten externem "Lighthouse"-Tracking. Das Elite-Modell soll 999 Euro kosten, zwei externe Sensoren (Lighthouse-Version 1) und zwei der seit 2016 unveränderten Vive-Controller werden mitgeliefert.

Das externe Lighthouse-Tracking ist in einigen Situationen zurzeit noch genauer als internes, kamerabasiertes Tracking. HTC war zum Start der Cosmos für seine ungenaue Controller-Erkennnung kritisiert worden. Durch Software-Updates hat sich die Situation zwar verbessert, Puristen schwören dennoch weiterhin auf externes Tracking; auch Valve setzt es in seinem 1079 Euro teurem Index-Headset ein.

Die Cosmos Elite arbeitet wie die HTC-Vive-Vorgänger mit externen Trackern.

(Bild: HTC)

Als drittes neues Headset hat HTC die Cosmos XR angekündigt. Sie soll nicht nur virtuelle Welten zeigen, sondern die – mit Computergrafik angereicherte – echte Umgebung aufs Display holen. Dazu kommen zwei Kameras zum Einsatz, zu deren Auflösung HTC noch keine Angaben machte. Auch zum Preis gab es noch keine Infos.

Die vier Cosmos-Headsets sind bis auf die Gehäusefarbe und die Controller identisch. Den Unterschied machen die sogenannten "Faceplates" aus, die beispielsweise mit unterschiedlichen Kameras ausgestattet sind. Die Faceplates sollen künftig auch einzeln in den Handel kommen; damit ließe sich dann beispielsweise die günstige Cosmos Play mit dem externen Tracking-System ausstatten – und die Play zur Elite machen.

Ausprobieren konnten wir bislang nur die Cosmos Elite. Die machte einen ordentlichen Eindruck: Das Tracking funktionierte exakt und zuverlässig, der Bildeindruck war gut. Leider gibt es nur ein einziges Alleinstellungsmerkmal: Die Cosmos unterstützt drahtlose PC-Übertragung über den Vive Wireless Adapter, allerdings muss man dafür den PC mit einer PCIe-Steckkarte bestücken, das Drahtlos-Set kostet insgesamt 464 Euro extra. Insgesamt stellt die Cosmos Elite sozusagen eine Vive Pro mit einem etwas schärferen Display, aber schlechterem Schwarzwert dar – in der Cosmos steckt ein LCD-Panel, während in der Vive Pro ein OLED zum Einsatz kommt.

Wettbewerber Oculus bietet dagegen mit der Quest für 450 Euro ein komplett autarkes Headset an, dass auf Wunsch auch am PC läuft. Die Valve Index kostet etwa soviel wie die Cosmos Elite, bringt dafür aber auch ein 144-Hz-Display (bei der Cosmos sind es 90 Hz), ein breiteres Sichtfeld sowie Einzelfingertracking-Controller mit.

Insgesamt hat es HTC gegen die Konkurrenz schwer: Oculus-Mutter Facebook verfügt über viel mehr Geld und eine größere VR-Entwicklungsabteilung als HTC. Konzernchef Marc Zuckerberg hat bereits bewiesen, dass er bereit ist, Milliarden auszugeben, um VR zum Massenthema zu machen. Auf der anderen Seite steht Valve: Auch hier sind dank der Erlöse aus der Steam-Softwareplattform die Geldtöpfe voll, mit "Half-Life: Alyx" hat Valve obendrein das derzeit am stärksten gehypte VR-Spiel in der Pipeline.

HTC dagegen kann nicht mit Millionen herumwerfen: Auf dem Smartphone-Markt spielt das Unternehmen außerhalb der taiwanischen Heimat keine Rolle mehr, ein VR-Flop wäre fatal. Dem Virtual-Reality-Markt wäre zu wünschen, dass HTC hier weiter eine Rolle spielt: Nach dem vermeintlichen Ausstieg von Microsoft, deren Windows-Mixed-Reality-System nicht mehr weiterentwickelt zu werden scheint, hätte Facebook sonst das PC-VR-Monopol. (jkj)