Digitaler Kollektenkorb: Kirchgänger verabschieden sich nur ungern vom Bargeld

Die bargeldlose Kirchenspende wird von den meist älteren Gottesdienstbesuchern kaum angenommen. Elektronisches Bezahlen scheint vor allem Jüngere anzusprechen.

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Digitaler Kollektenkorb: Abschied vom Bargeld fällt Kirchgängen eher schwer

Einführung des digitalen Kollektenkorbs Anfang 2019: Ekkehard Thiesler, Vorstandsvorsitzender der Bank für Kirche und Diakonie, und Pfarrer Martin Winterberg von der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Duisburg

(Bild: Bank für Kirche und Diakonie)

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Von
  • dpa

Der vor gut einem Jahr in der Duisburger Salvatorkirche eingeführte digitale Kollektenkorb für die Spende per Bankkarte wird nur zögerlich angenommen. "Bislang ist die Nutzung durch die eher älteren Gottesdienstbesucher eher zurückhaltend", sagte die Sprecherin der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank), Susanne Hammans, der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der Einführung sei man davon ausgegangen, "dass es mehr genutzt wird", sagte Pfarrer Martin Winterberg. Der Grund? "Ein Großteil unserer Gottesdienstbesucher sind ältere Menschen, die eine Affinität zum Bargeld haben." Allerdings gebe es auch Ältere, die die neue Funktion nutzten. Der 57-Jährige schätzt, dass an Sonntagen von den etwa 60 bis 80 Gottesdienstbesuchern knapp fünf Prozent ihren Kollektenbeitrag bargeldlos geben. Das wären etwa 3 bis 4 Besucher pro Gottesdienst. Bei besonderen Anlässen wie Taufen oder Trauungen werde es mehr genutzt. Dann seien es bis zu zehn Prozent. Vor allem jüngere Leute fänden die Möglichkeit, bargeldlos zu zahlen, interessant.

Mit dem im Januar 2019 eingeführten Korb sammelt die Kirchengemeinde nach dem Gottesdienst am Ausgang Spenden. Wer mit Karte zahlen möchte, tippt auf einem Display auf vorgeschlagene Beträge in Höhe von zwei bis 25 Euro und hält dann eine geeignete Bank- oder Kreditkarte an das Gerät. Der gewählte Betrag wird automatisch vom Konto abgebucht – ohne Eingabe einer Geheimnummer. Besucher können aber auch wie bisher Bargeld in den Korb legen.

Die zunächst für ein Jahr angesetzte Pilotphase wurde bis zum Jahresende 2020 verlängert, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Erst dann werde entschieden, ob die Gemeinde den digitalen Sammelkorb kaufe und dauerhaft behalte, sagte Winterberg.

Im Dezember 2018 war in der gotischen Kirche bereits ein stationäres Spenden-Terminal aufgestellt worden. Dort können Besucher ebenfalls kontaktlos mit ihrer Karte spenden. Das Angebot richtet sich unter anderem an Touristen. Winterberg sprach sich dafür aus, dieses Gerät "auf jeden Fall" weiter zu nutzen. Das dort gespendete Geld werde für die Sanierung des Kirchturms verwendet.

Die Sprecherin der KD-Bank betonte, dass mit dem digitalen Spendenkorb beim Kirchentag in Dortmund im Juni 2019 "gute Erfahrungen" gemacht worden seien. "Das tendenziell jüngere Publikum war dem neuen Gerät gegenüber sehr aufgeschlossen."

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Noch in diesem Jahr sollen die Kollektenkörbe auch in anderen Kirchen eingeführt werden, unter anderem im Berliner Dom, in der Dresdner Frauenkirche, in der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Bayreuth sowie in der Dortmunder Reinoldikirche. "Insgesamt gehen wir davon aus, dass der Einsatz des digitalen Kollektenkorbs derzeit eher für Kirchen mit touristischem Charakter und ausländischen Gästen besonders interessant ist." Diese seien digital affiner und hätten häufig gar kein Bargeld mehr dabei. Sechs Kirchenbanken sind an dem Projekt beteiligt. (tiw)