Coronavirus: Cloudfest gecancelt, weitere Absagen erwartet

Das Coronavirus hat Deutschland erreicht. Die Hosting-Konferenz Cloudfest wurde abgesagt. Auch für die ITB Berlin und weitere Messen sieht es nicht gut aus.

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Coronavirus: Cloudfest gecancelt, weitere Absagen erwartet

Abgesagt: Cloudfest im Europapark Rust.

(Bild: Cloudfest)

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Wegen der Verbreitung des Coronavirus besonders in Baden-Württemberg haben die Veranstalter des Cloudfest ihre für Mitte März geplante Konferenzmesse abgesagt. "Wir hatten keine Alternative für eine Absage", teilten die Veranstalter am Freitagmittag mit. "Wir mussten von einem vergrößerten Kontaktrisiko ausgehen, insbesondere hier in Baden-Württemberg."

Das Cloudfest findet jährlich im Europapark Rust statt. Am Freitag hatte das Robert-Koch-Institut das Bundesland, in dem bisher zehn mit dem Coronavirus infizierte Personen nachgewiesen wurden, als Infektions-Cluster identifiziert.

Das Cloudfest zählt zu den weltweit größten Fachveranstaltungen der Hosting- und Cloudbranche. Aus dem ersten "Webhosting Day", der 2004 in Köln stattfand, hat sich über die Jahre eine international besetzte Fachkonferenz entwickelt. 2011 zogen die "World Hosting Days" vom Phantasialand Brühl in den Europapark Rust um, wo sie seit 2018 als "Cloudfest" stattfinden. Für dieses Jahr wurden über 7000 Besucher aus 70 Ländern sowie 250 Aussteller erwartet.

Die Veranstalter bedauern die Absage. Besucher, die ein kostenpflichtiges Ticket haben, bekommen ihr Geld zurück. Auch wer seine Unterkunft und die Anreise mit der Bahn über die Website der Veranstaltung gebucht hat, soll eine Erstattung erhalten. Wenn Anreise und Unterkunft nicht über das Cloudfest gebucht werden, müssen sich die betroffenen Besucher an die jeweiligen Fluggesellschaften und Hotels wenden. Erfahrungen der Besucher des ebenfalls wegen des Coronavirus abgesagten MWC Barcelona haben gezeigt, dass sich Fluggesellschaften und Hotels nur in Ausnahmefällen kulant gezeigt haben.

Es drohen weitere Absagen von Großveranstaltungen. In Berlin soll nächste Woche die Internationale Tourismusbörse (ITB) beginnen, die größte internationale Fachmesse der Reisebranche. Allerdings stehen die Zeichen auch für die ITB auf Absage. Die Messegesellschaft stimmt sich derzeit mit den Behörden ab. "Es ist zu erwarten, dass es nähere Informationen frühestens am Abend des 28. Februar 2020 gibt", teilte ein Sprecher mit. (Siehe dazu das Update am Ende des Artikels.)

Denn in Berlin tagt am Freitag der Krisenstab der Bundesregierung, von dem eine Empfehlung für Großveranstaltungen erwartet wird. Dabei ist mit Beschränkungen für Messen zu rechnen. Auch die Messe AG in Hannover will nach der Entscheidung des Krisenstabs die Lage neu bewerten und dann bald über mögliche Auswirkungen auf die Hannovermesse informieren. Die internationale Industriemesse soll vom 20. bis 24. April stattfinden.

Der Schweizer Bundesrat hat bereits eine Entscheidung getroffen und Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen vorerst verboten. Das betrifft vor allem den Genfer Autosalon, der am Montag beginnen sollte und nun abgesagt wurde. "Wir bedauern diese Situation, aber die Gesundheit aller Beteiligten ist für uns und unsere Aussteller absolute Priorität. Dies ist ein Fall von höherer Gewalt", sagte Maurice Turrettini, Präsident des Stiftungsrates des Veranstalters. Zuvor war schon die erst für April geplante Genfer Uhrenmesse abgesagt worden.

Die Liste der wegen des Coronavirus abgesagten Veranstaltungen wird immer länger. Den Veranstaltern des MWC Barcelona wurde nach der Absage der Mobilfunkmesse noch vorgeworfen, überhastet gehandelt zu haben. Doch angesichts der Entwicklungen der vergangenen Tage verstummen diese Kritiker zunehmend. Zuletzt hatte die Messe Frankfurt die Light+Building verschoben. Auch die Veranstalter der Fotomesse CP+ in Japan hatten sich gegen die Durchführung der Messe entschieden.

Auch Großveranstaltungen in den USA geraten nun in den Fokus. Am Donnerstag hat Facebook seine jährliche Entwicklerkonferenz f8, die im Mai stattfinden soll, vorsorglich abgesagt. Damit ist auch Googles Pendant, die eine Woche später geplante Google I/O, fraglich. Doch noch hält Google an der Veranstaltung fest. Auch die Games Developer Conference (GDC), die am 16. März beginnen soll, steht nach zahlreichen Absagen von teilnehmenden Unternehmen auf der Kippe.

Update 20:15 Uhr: Am Abend hat sich die Messe Berlin entschieden, die ITB abzusagen. Nachdem sich das Bundesgesundheits- und das Bundeswirtschaftsministerium dafür ausgesprochen haben, die ITB Berlin abzusagen, habe das zuständige Gesundheitsamt von Charlottenburg-Wilmersdorf die Auflagen zur Durchführung der Veranstaltung stark erhöht, teilte die Messegesellschaft am Freitagabend mit. Die Auflagen seien "nicht umsetzbar".

"Die ITB Berlin ist mit mehr als 10.000 Ausstellern aus über 180 Ländern für die weltweite Tourismusbranche von herausragender Bedeutung", erklärte Christian Göke, CEO der Messe Berlin. "Wir nehmen unsere Verantwortung für die Gesundheit und die Sicherheit unserer Gäste, Aussteller und Mitarbeiter sehr ernst. So blicken wir schweren Herzens auf die jetzt notwendig gewordene Absage der ITB Berlin 2020." (vbr)