Hamsterkäufe von Technologie

Trump soll versucht haben, sich das neue Biotech-Unternehmen CureVac unter den Nagel zu reißen – weil es kurz vor einem Impfstoff gegen Covid-19 steht.

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Dass Trump den hiesigen Vorstellungen von Größe, Anstand und Weitsichtigkeit, die ein amerikanischer Präsident mitbringen sollte, nicht entspricht, zeigt sich in wunderbar regelmäßigen Abständen. Mit den Jahren seiner Präsidentschaft setzt allerdings ein gewisser Gewöhnungseffekt ein. Die Tatsache, dass Trump nur zwei Amtsperioden zur Verfügung hat, um die USA nach seinem Willen zu formen, lässt hoffen, dass die chronischen Nackenschmerzen, die das ständige Kopfschütteln auslöst, irgendwann wieder verschwinden.

Sein neuster Coup – das deutsche Biotech-Unternehmen CureVac aus Tübingen kaufen zu wollen, um sich den Impfstoff, den das Unternehmen gegen Covid-19 in der Pipeline hat, exklusiv für die USA zu sichern – offenbart nun allerdings auch noch einen wirklich miesen Charakter.

CureVac forscht derzeit an einem Impfstoff gegen das Coronavirus und hat dafür 8,3 Millionen US-Dollar Fördergeld (rund 7,5 Millionen Euro) von der Internationalen Impfstoff-Allianz CEPI ("Coalition for Epidemic Preparedness Innovations") bekommen. Auch die Bundesregierung ist Mitglied von CEPI, so wie viele andere auch, die eine Pandemie als das sehen, was sie ist: Eine weltumspannende Herausforderung, die keine Ländergrenzen kennt und nur gemeinsam gemeistert werden kann.

Aber in Krisen offenbart sich eben das wahre Wesen. Seien es im Kleinen hemmungslose Hamsterkäufe im Supermarkt. Oder eben das Hamstern von Technologie: Die Regierung um Trump soll versucht haben, die Wissenschaftler, die seit Januar an der Entwicklung eines Impfstoffes arbeiten, mit viel Geld in die USA zu locken – oder gleich die ganze Firma zu kaufen.

America first. Klar. Kennen wir schon. Lohnt nicht mal mehr das Kopfschütteln. Stellt sich allerdings die Frage, was Trump mit einem Exklusivrecht auf einen Impfstoff sichern will. Das Leben seiner Amerikaner oder einfach nur seine Wiederwahl? Denn ein schlechtes Gesundheitssystem, tausende Tote, eine zusammenbrechende Wirtschaft – das passt nicht in das Weltbild eines auf Machterhalt fixierten Machers. Was wäre es für ein Erfolg, den Impfstoff für die Amerikaner zu sichern? Wiederwahl gesichert.

Aber CureVac ist nicht zu haben. Dietmar Hopp, Mitbegründer von SAP, hält rund 80 Prozent der Unternehmensaktien und ließ mitteilen: "Wenn es uns hoffentlich bald gelingt, einen wirksamen Impfstoff gegen das Corona-Virus zu entwickeln, soll dieser Menschen nicht nur regional, sondern solidarisch auf der ganzen Welt erreichen, schützen und helfen können.“ Geht doch. Auch mit Anstand.

(jsc)