Gegen Ausgangssperren agitiert: Twitter sperrt Tweets von Brasiliens Präsident

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro will das öffentliche Leben nicht wegen des Coronavirus lahmlegen. Zwei Tweets dazu wurden nun aber gesperrt.

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Gegen Ausgangssperren agitiert: Twitter sperrt Tweets von Brasiliens Präsident

(Bild: Koshiro K/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Twitter hat zwei Tweets des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro gelöscht, weil sie gegen die Regeln der Plattform verstoßen haben sollen. Medienberichten zufolge hatte der rechtsradikale Politiker in den Beiträgen Videos geteilt, in denen er entgegen der Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus einen Straßenmarkt besuchte und die Gefährlichkeit der Pandemie anzweifelte.

Wie der Spiegel erläutert, hat Bolsonaro im Zusammenhang mit dem Coronavirus vorher von einer "Fantasie" und einer medial geschürten "Hysterie" gesprochen. In seinem Land trifft er damit aber auf immer mehr Widerstand.

Hinweis auf den gelöschten Tweet

(Bild: Screenshot)

Bolsonaro hat schon vorher deutlich gemacht, dass er wissenschaftliche Erkenntnisse nicht akzeptiert, wenn sie nicht in sein politisches Weltbild passen. So hatte der Chef des brasilianischen Instituts für Weltraumforschung vergangenen Sommer seinen Posten verloren, nachdem er angesichts eines dramatischen Anstiegs der Regenwaldabholzung gewarnt hatte. Der Präsident hatte von "einer Lüge" gesprochen und sich im Streit mit dem Wissenschaftler durchgesetzt. Gegenwärtig bezweifelt Bolsonaro die Gefährlichkeit des Coronavirus und will die Maßnahmen gegen dessen Ausbreitung nicht umsetzen, beziehungsweise sogar direkt untersagen.

Wie der Spiegel weiterhin berichtet, musste Bolsonaro in diesem Konflikt aber schon vorher eine Niederlage hinnehmen. Ein brasilianisches Gericht hatte ihm demnach untersagt, Empfehlungen gegen die Ausgangsbeschränkungen zu verbreiten. Regierungsvertreter und mit ihnen in Verbindung stehende Personen müssten es unterlassen, Informationen zu dem Virus zu verbreiten, die keine wissenschaftliche Grundlage haben.

Twitter versucht seit Monaten, eine einheitliche Linie im Umgang mit Tweets von Politikern zu finden, die eigentlich gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen. Ursprünglich sollten sie stehen bleiben, auch wenn sie gegen die Regeln verstoßen. Später erklärte das Unternehmen, die Verbreitung solcher Inhalte zumindest bremsen zu wollen. In der aktuellen Pandemie wollte Twitter dann aber doch entschiedener vorgehen. (mho)