Linux auf dem Handy: Neuer Anlauf mit dem Pinephone

Ein erstes von mehreren Projekten, die an der Portierung und Entwicklung von FOSS-Systemen für Smartphones arbeiten, hat ein Gerät vorgelegt.

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Linux auf dem Handy: Neuer Anlauf mit dem Pinephone

(Bild: pine64.org)

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Pine Microsystems bringt ein Smartphone mit vorinstalliertem Ubuntu-Touch auf den Markt. Das Pinephone "Community Edition: UBports" richtet sich in erster Linie an Entwickler und Community-Mitglieder.

Die "UBports Community-Edition" ist das erste von mehreren Kollaborations-Projekten, die an der Portierung und Entwicklung von FOSS-Systemen für Smartphones arbeiten. Die UBports-Community entwickelt das ausgelieferte Ubuntu-Touch aktiv weiter, nachdem Canonical das Projekt 2017 offiziell eingestellt und übergeben hat.

Nutzer des Pinephone haben die Möglichkeit, anstatt Ubuntu-Touch auch andere ARM-basierte Betriebssysteme zu installieren – beispielsweise PostmarketOS, SailfishOS oder Manjaro –, und von der SD-Karte zu starten. Diese befinden sich wie Ubuntu-Touch größtenteils im Alpha- oder Beta-Stadium und sind nicht für den täglichen Gebrauch geeignet.

Im Pinephone sind ein ARM Cortex A-53 Vierkerner samt Allwinner A64 Chipset, der mit 1.2 Ghz taktet und 2GB LPDDR3 Arbeitsspeicher eingebaut. Das Display löst mit 1440 × 720 Pixeln auf. Auf dem Smartphone stehen rudimentäre Funktionen wie Telefonanrufe, SMS, LTE- und GPS-Empfang sowie Hardwarebeschleunigung zur Verfügung. Die Kamera wird noch nicht unterstützt und ein mangelnder USB-Host erschwert es, Peripherie-Geräte zu betreiben. Auch die Akkulaufzeit bereitet noch Probleme.

Für Kunden, die auf Datenschutz und Privatsphäre bedacht sind, werden die dedizierten Hardware-Schalter für das Mikrofon, Kamera und Drahtlos-Schnittstellen interessant sein. Diese befinden sich jedoch schwierig erreichbar unter der Batterieabdeckung.

Die Hardware-Revision 1.2 der "Community-Edition" soll viele Mängel der "Braveheart-Edition" des Pinephone ausbessern, die seit Januar an unerschrockene Nutzer ausgeliefert wurde. Dabei äußern im herstellereigenen Pine64-Forum insbesondere deutsche Nutzer Unmut über Verzögerungen und intransparente Kommunikation. Käufer berichten von Lieferungen, die aufgrund mangelnder CE-Kennzeichnung den Zoll nicht passieren und zurückgeschickt werden. Auch gewährt der Hersteller lediglich 30 Tage Garantie und bittet die Käufer, keinen Ersatz über PayPal anzufordern, falls geringfügige Pixelfehler auftreten.

Dies erinnert an den holprigen Start des Pine64-Boards, das Pine 2015 als günstigen Raspi-Konkurrenten ins Rennen geschickt hat. Nach dem Verkauf der Hardware gab es vom Hersteller wenig Software-Support und Dokumentation für Nutzer und Entwickler. Bei der "Community-" und der "Braveheart"-Edition des Pinephone weist Pine nun deutlich darauf hin, dass es sich nicht um ein gebrauchsfertiges Produkt handelt. Auch die CE-Kennzeichnung sei inzwischen vorhanden.

Das Pinephone "Community Edition: UBports" kann für 149 US-Dollar im im Pine Online-Store vorbestellt werden. Für jede verkaufte Einheit will der Hersteller 10 Dollar an die UBports-Community spenden, um die Verbreitung von Linux auf dem Handy zu fördern. (anw)