Buzzfeed Deutschland sucht Käufer – Kurzarbeit in Medienhäusern

Die Werbeausfälle haben Folgen für Medienhäuser. Viele setzen auf Sparmaßnahmen, daneben sollen neue Einnahmequellen erschlossen werden.

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Buzzfeed Deutschland sucht Käufer

Blick auf Buzzfeed.com am 8. April um 11.40 Uhr.

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Die aktuelle Werbekrise hat erste handfeste Folgen für den deutschen Medienmarkt. Das Portal Buzzfeed Deutschland sucht einen neuen Eigentümer, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Andere Medienunternehmen setzen bereits auf Kurzarbeit und neue Abo-Angebote.

Buzzfeeds Verkaufsabsichten wurden unter anderem von Chefredakteur Daniel Drepper auf Twitter bestätigt. Findet sich kein neuer Investor, steht das Portal vor dem Aus. Wie der Betriebsrat des Unternehmens mitteilt, steht auch die brasilianische Ausgabe vor dem Verkauf. In den jüngsten Jahren hatte Buzzfeed neben Unterhaltungsangeboten wie Persönlichkeitstests und Bildergalerien zunehmend auf Recherche-Journalismus gesetzt.

Als Problem erweist sich nun die Werbefinanzierung. Zwar hat das Portal laut eigenen Angaben seit März ein Leser-Plus von 40 Prozent zu verzeichnen, die Werbetreibenden ziehen sich aber zurück. Viele Markenartikler scheuten davor zurück, ihre Werbebotschaften neben Artikeln zur Pandemie auftauchen zu lassen. Zum anderen werden angesichts der negativen Wirtschaftserwartungen die Marketing-Etats in vielen Unternehmen radikal zusammengestrichen. Buzzfeed versucht neue Einnahmen zu generieren, indem sie den Lesern Fördermitgliedschaften ab 5 Dollar pro Monat anbietet.

Nicht nur Online-Nachrichtenportale sind von dem Umsatzeinbruch betroffen, sondern auch etabliertere Verlage. Wie das Medienmagazin Horizont berichtet, haben Axel Springer, die Mediengruppe Funke und die Motorpresse Stuttgart bereits Kurzarbeit angemeldet.

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Das Zeitalter der Paywalls

Der Spiegel und Die Zeit prüfen derzeit noch ähnliche Schritte, ebenso zahlreiche regionale Zeitungsverlage. Conde Nast hofft durch vorgezogene Urlaubstage und die Bündelung von mehreren Ausgaben die Krise zu umschiffen. Direkte staatliche Förderungen lehnen Verlage bisher ab. Allerdings unterstützt der Bund ab diesem Jahr die Auslieferung von Print-Zeitungen mit 40 Millionen Euro.

Unterdessen versuchen viele Medienhäuser, ihre Einnahmen umzuschichten und insbesondere mehr Geld mit Abonnements einzunehmen. Der Trend begann schon vor zwei Jahren. Nach einer Umfrage des Verlegerverband BDZV unter 79 Verlagen setzen 64 Prozent der Befragten auf ein "Freemium"-Modell, bei denen bestimmte Artikel kostenfrei und andere nur für Bezahl-Kunden zur Verfügung stehen. 11 Prozent setzen auf eine harte Paywall, bei denen das gesamte Angebot nur noch Abonnenten zur Verfügung steht, 24 Prozent haben Mischmodelle.

Zwar wachsen die Erlöse durch solche Angebote stetig, aber noch auf niedrigem Niveau. Auf einen so baldigen Einbruch der Werbeerlöse war so gut wie kein Medienangebot eingerichtet. Folge sind eilig eingerichtete neue Angebote. RTL führt etwa bei seinem Streaming-Portal TVNow ein neues "Premium+"-Abo ein, das komplett werbefrei ist und bis Ende des Jahres auch mit einer Download-Funktion ausgestattet werden soll.

(anw)