Wie man relevante Nachrichten aus dem Grundrauschen herausfiltert

Für Entwickler ist es wichtig, über technologische Neuerungen informiert zu sein. Doch woher kommen diese Informationen? Folgt man zu wenigen Quellen, läuft man Gefahr, wichtige Nachrichten zu verpassen. Folgt man zu vielen, gehen wichtige Themen in der Masse unter. Wie findet man die richtige Balance?

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Von
  • Golo Roden
Inhaltsverzeichnis

Für Entwickler ist es wichtig, über technologische Neuerungen informiert zu sein. Doch woher kommen diese Informationen? Folgt man zu wenigen Quellen, läuft man Gefahr, wichtige Nachrichten zu verpassen. Folgt man zu vielen, gehen wichtige Themen in der Masse unter. Wie findet man die richtige Balance?

Als ich 1990 den ersten Kontakt zu Computern hatte, fiel es mir leicht, mich über Neuerungen zu informieren: Meine Eltern hatten die Zeitschrift "DOS International" abonniert und mein Opa überließ mir regelmäßig seine bereits gelesenen Ausgaben der Zeitschrift "CHIP". Mehr stand mir damals nicht zur Verfügung. Im Vergleich zu heute mag das zwar wenig erscheinen, doch tatsächlich genügte es, um gut informiert zu sein.

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Götz & Golo

"Götz & Golo" ist eine gemeinsame Serie von Götz Martinek und Golo Roden. Der eine ist Geschäftsführer der sodge IT GmbH, der andere CTO der the native web GmbH. Was die beiden vereint, ist ihre große Leidenschaft für die Entwicklung von Software. Seit September 2019 nehmen sie sich monatlich ein Thema vor, zu dem dann jeder seine individuelle Perspektive beschreibt, ohne den Artikel des jeweils anderen im Vorfeld zu kennen. Der zugehörige Artikel von Götz findet sich im Blog von Sodge IT. Die Fragestellung zu diesem Beitrag lautete: "Wie bleibt man auf dem Laufenden?"

Im Jahr 1995 kaufte ich meine erste c't. Zwar habe ich im gleichen Jahr auch Zugang zum Internet erhalten und sogar HTML gelernt, doch war meine primäre Nachrichtenquelle weiterhin eine regelmäßig erscheinende Zeitschrift in Papierform. Weiterhin war ich für mein Empfinden gut informiert.

Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets wurden in den nachfolgenden Jahren mehr und mehr Webseiten veröffentlicht, auf denen man sich ebenfalls informieren konnte. So startete beispielsweise im Jahr 1996 der Heise-Verlag sein Web-Angebot unter dem Namen heise online, dessen Newsticker für mich bis heute zu den verlässlichsten Anlaufstellen gehört, um über Neuerungen informiert zu sein.

Dauerhaft hinzugekommen ist als Nachrichtenseite für mich lediglich Golem, die immer wieder sehr ausführliche und gut recherchierte Hintergrundberichte zu verschiedenen Themen enthält.

Diese beiden Portale, Heise und Golem, sind für mich die Basis, um mich über Neuerungen zu informieren. Ich besuche beide Webseiten mehrfach am Tag und überfliege sie, um nach neuen Schlagzeilen Ausschau zu halten. Interessant klingende Artikel öffne ich in einem neuen Tab meines Webbrowsers und lese sie anschließend – oder speichere längere Artikeln zunächst in den Lesezeichen, um sie später in Ruhe lesen zu können.

Der größte Vorteil von Heise und Golem ist die redaktionelle Auswahl und Aufbereitung der Nachrichten. Zugleich ist das allerdings auch der größte Nachteil, da das Selektieren und Nachbereiten dazu führt, dass nur jene Nachrichten überhaupt gemeldet werden, die die jeweilige Redaktion als erwähnenswert erachtet.

Je weniger relevant eine Nachricht für die Allgemeinheit ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie aufgenommen wird – und das ist prinzipiell auch gut so, da die Webseiten von Heise und Golem ansonsten mit einer Unmenge von sehr spezifischen Nachrichten überflutet würden, die lediglich für einige wenige Leser interessant sind.

Genau diese Lücke schließt für mich Twitter. Besonderes Interesse hege ich persönlich nämlich für alle Nachrichten rund um JavaScript, TypeScript, Node.js und GitHub. Ich möchte über neue Releases informiert werden, über neue Features, über interessante Module, Tutorials,…

Diese Spezifizierung kann ich weder von Heise noch von Golem erwarten, dafür ist das bereits zu konkret. Mit Glück wird dort zwar über eine neue Version von Node.js und TypeScript berichtet, doch für Ankündigungen von einzelnen Features braucht man spezifischere Quellen. Es gilt also, die passenden Accounts auf Twitter auszuwählen.

Twitter nimmt allerdings rasch überhand. Man kann nicht hunderten Accounts folgen und erwarten, alle relevanten Tweets wahrzunehmen. Deshalb beschränke ich mich auf möglichst wenige Accounts, die daher umso zielgenauer ausgewählt sein müssen. Im Idealfall findet man pro Thema einen einzigen Account, mit dessen Gestaltung man zufrieden ist.

Solche Account habe ich für alle vier Themen – JavaScript, TypeScript, Node.js und GitHub – gefunden, wobei die Auswahl natürlich meinen individuellen Vorlieben entspricht, Die Tatsache, dass ich mich durch diese Accounts gut informiert fühle, bedeutet noch lange nicht, dass das auf andere übertragbar ist:

  • JavaScript Daily twittert mehrfach am Tag all die Informationen rund um JavaScript, die ich zuvor angesprochen habe. Der Account ist für mich die mit Abstand beste Nachrichtenquelle rund um JavaScript und dessen Ökosystem.
  • Bei TypeScript und Node.js geht es mir primär darum, über neue Versionen und Features informiert zu werden. Daher folge ich hier schlichtweg den offiziellen Accounts der Projekte.
  • Das Gleiche gilt auch für GitHub, wo mein primäres Interesse ebenfalls neuen Features und Funktionen gilt.

Aus meiner Sicht ist es wesentlich sinnvoller, einigen wenigen, zielgerichtet ausgewählten Accounts zu folgen als vielen Accounts – bei denen man die wirklich wichtigen Dinge dann auf Grund der schieren Masse an Tweets letztlich doch verpasst. Diese Accounts muss aber jeder für sich selbst identifizieren, hier kann es keine allgemein gültige Empfehlung geben, da es gerade um spezialisierte Nachrichten zu sehr konkreten Themen geht.

Zu guter Letzt möchte ich auch interessante Dinge aus anderen Themenbereichen erfahren, die zwar häufig Bezug zu Technologie haben, aber zwingend direkt mit der IT zusammenhängen. Dazu gehören Neuigkeiten aus Forschung und Wissenschaft der Fächer Astronomie, Physik und Mathematik, aber auch sonstige allgemeine Erkenntnisse oder interessante Geschichten.

All das finde ich auf Hacker News, der Nachrichtenseite des Gründerzentrums Y Combinator. Auf Hacker News kann jeder Nachrichten posten, die anschließend von anderen Benutzern bewertet werden. Ein ausgeklügelter Algorithmus ermittelt anhand von zeitlichem Verlauf und Anzahl der Bewertungen, welche Nachrichten gerade besonders gefragt sind, und platziert sie auf der Startseite.

Da sich die Reihenfolge der Nachrichten auf der Startseite stetig verändert, finde ich es schwierig, die Webseite direkt zu verwenden. Stattdessen greife ich hier auf einen Bot zurück, der mir die wichtigsten Neuigkeiten von Hacker News per Twitter liefert.

Fasse ich das alles zusammen, benötige ich gerade einmal zwei Webseiten und fünf Twitter-Accounts, um über all informiert zu werden, was mich interessiert. Natürlich gilt es, auch Twitter mehrfach am Tag zu besuchen, doch wenn sich in der Summe seit dem letzten Besuch stets nur eine Handvoll Dinge verändert haben, bleibt der Zeitaufwand gering und überschaubar.

Die Quintessenz des Ganzen ist meines Erachtens, sich auf wenige Quellen zu beschränken, die aber ein möglichst umfangreiches und schlüssiges Gesamtbild liefern. Diese Quellen zu finden, ist die eigentliche Herausforderung. In diese Aufgabe Zeit zu investieren, lohnt sich aber weitaus mehr, als zahllosen Quellen mehr oder weniger wahllos zu folgen, in der Hoffnung, etwas interessantes aufzuschnappen.

tl;dr: Heise, Golem, Twitter, Hacker News – mehr brauche ich persönlich nicht, um gut informiert zu sein. Wer Nachrichten nicht wahllos und zufällig mitbekommen will, ist gut beraten, einige wenige Quellen auszusuchen und sich auf diese zu beschränken, statt zu versuchen, hunderten von Quellen zu folgen. Die Auswahl dieser Quellen ist jedoch zeitaufwendig. ()