FaceTime für Aale

Ein kleiner Exkurs in die Welt der Zoo-Attraktionen – zu Zeiten von Corona.

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Haben wir wirklich schon alle Ecken von Auswirkungen der Corona-Krise beleuchtet? Ich denke nicht. Die Auswirkungen auf Zootiere liefen bisher eher unter dem Radar. Deswegen folgt hier ein kleiner Exkurs in die Welt der animalischen Attraktion.

Wo die ausbleibenden Besucher auf der einen Seite bei Pandabären für frisch erwachte Frühlingsgefühle sorgen, da bekommen es andere Tiere mittlerweile mit der Angst vor Menschen zu tun. So etwa die Röhrenaale im Sumida-Aquarium in Tokio.

Das Aquarium ist seit dem 1. März wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Die Aale werden eigentlich täglich von Menschen bestaunt. "Es scheint nun, dass sich die Aale an ihr Leben ohne Menschen gewöhnt und die Besucher vergessen haben. Wenn die Mitarbeiter vorbeigehen, verstecken sie sich schnell im Sand", heißt es vom Aquarium.

Japan wäre nicht Japan, wenn es sich für dieses Pseudo-Problem nicht eine technische Lösung ausdenken würde. Daher hat das Aquarium vom 3. bis zum 5. Mai das "Face-Showing Festival" ins Leben gerufen. Dazu werden fünf Tablets in der Nähe des Aal-Aquariums aufgestellt. Bürger können dann über FaceTime "Kontakt" zu den scheuen Meeresbewohnern aufnehmen. Das heißt sie dürfen ihr Gesicht zeigen und winken, aber keine lauten Geräusche machen.

Ob diese Zoo-Videokonferenz den Tieren wirklich etwas bringt, darf gern bezweifelt werden. Ist es nicht auch in Ordnung, wenn die Tiere das Vorhandensein von Menschen vergessen? Dem Aquarium bringt es auf jeden Fall mit dieser skurrilen Idee Aufmerksamkeit. Ausbaufähig ist die Idee vom virtuellen Aquarien- oder Zoo-Besuch dennoch. Webcams aufzustellen, klingt sogar ein wenig tierfreundlicher als Massen von Besuchern vor Gittern oder Fenster vorbeizuschleusen.

(jle)