Samsungs Outdoor-Fernseher The Terrace und die Alternativen

Bislang gibt es spitzwassergeschützte Fernseher nur für den professionellen Bereich. Samsung stellt jetzt ein leuchtstarkes TV für Terrasse und Balkon vor.

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The Terrace: Samsungs leuchtstarker Outdoor-Fernseher für zu Hause
Lesezeit: 9 Min.
Inhaltsverzeichnis

Viele Menschen werden in diesem Jahr nicht in den Urlaub fahren, sondern die Sommerferien zu Hause auf der Terrasse oder dem Balkon verbringen. Hier will sich Samsung mit einem neuen Fernsehgerät einbringen: The Terrace, ein Smart-TV für den Außeneinsatz. Wir haben uns das Konzept von The Terrace näher angeschaut und alternative Möglichkeiten für den Outdoor-Videospaß untersucht.

Das LCD-TV von Samsung steckt in einem gegen Strahlwasser und Staub geschützten Gehäuse gemäß IP-Schutzart IP55. Damit sollte es einen starken Regenguss überstehen. Auch die schlanke Fernbedienung ist wasserfest, sie widersteht sogar starkem Strahlwasser (IP56), sollte aber nicht in Planschbecken oder Pool fallen. Anders als viele Industriedisplays mit IP-Schutzart trägt das Terrassen-LCD nicht besonders dick auf, sondern bleibt mit knapp sechs Zentimetern Dicke angenehm schlank.

Samsung hat dem Schirm eine besondere Antireflexionsbehandlung spendiert, die Spiegelungen des Umgebungslichts minimiert. Direkten Sonneneinfall von etwa 10.000 cd/m2 aufs Display wird man aber trotzdem vermeiden müssen, denn für die verbliebenen Reflexionen würde die von Samsung für The Terrace spezifizierte Maximalleuchtdichte von 2000 cd/m2 nicht ausreichen – das Bild wird im hellen Sonnenlicht verblassen. Eine adaptive Helligkeitsregelung soll das Bild zusätzlich ans jeweilige Umgebungslicht anpassen – abends muss der Schirm ja nicht mehr so hell leuchten.

Samsung The Terrace (8 Bilder)

Dank Schutzklasse IP55 übersteht der Terassenfernseher starke Regengüsse ebenso wie versehentliche Nassbehandlungen oder Sandkastenschlachten.
(Bild: Samsung)

Quantenpunkte im Backlight sorgen davon abgesehen für satte Farben am LC-Display. Für das Direct-LED-Backlight nennt Samsung die Kennzahl Array 16X, was 120 dimmbare Zonen bedeuten könnte. Natürlich unterstützt der Fernseher auch die beiden Hochkontrastformate HDR10 und HDR10+, und wie üblich kein Dolby Vision.

Damit man draußen am TV-Schirm spielen kann, hat Samsung ein flinkes Panel mit "Motion Rate 240" eingebaut, was in diesem Fall wohl ein 120-Hz-Panel meint. Ob zumindest einer der drei HDMI-Signaleingänge HDMI 2.1 unterstützt, wissen wir nicht. Da unter den für 2020 geplanten Smart-TVs nur die 8K-Modelle einen HDMI 2.1-Anschluss mitbringen sollen, ist diese Ausstattung beim neuen Terrace TV eher unwahrscheinlich. Für die Videowiedergabe ist das irrelevant, interessant wäre die 120-Hz-Unterstützung mit Variable Refresh-Rate (VRR) respektive FreeSync aber für Gamer, die beispielsweise die kommende PlayStation ans Terrassen-TV anschließen wollen.

Per MultiView lässt sich beim Fernsehgucken das Bild vom Smartphone auf den großen Schirm neben das eigentliche TV-Bild spiegeln. So kann man zum Beispiel während eines Films Nachrichten checken oder beim Videogucken mit Freunden über den Film chatten. Relativ neu ist die auf der CES gezeigte Funktion Tap View: Mit ihr genügt es, einmal das Smartphone direkt ans TV-Display zu halten (zu tappen), um Pairing zwischen beiden Geräten auszulösen und den Inhalt des Mobilgeräts auf den großen Schirm zu spiegeln. Die Erkennung der beteiligten Geräte erfolgt mittels NFC, die Kontaktaufnahme per Bluetooth.

Leider klappt das aktuell nur mit den Android-Smartphones von Samsung, von anderen Androiden streamt man klassisch per Cast über Googles Home App. Das Spiegeln des Bildinhalts vom iPhone gelingt dagegen per Apple AirPlay 2. Natürlich kann man das Terrace TV auch per Sprache steuern, wofür man entweder Samsungs Bixby oder Amazons Alexa bemühen muss; Googles Assistant soll später per Firmware-Update nachgereicht werden. Als Betriebssystem des Smart-TV dient wie üblich Samsungs Tizen OS.

Der Terrace TV ist in den USA für 5000 US-Dollar mit 65 Zoll Diagonale (1.65 Meter) und als 75-Zoll-Variante (1,90 Meter) für 6500 US-Dollar zu haben. Hierzulande soll der Outdoor-Fernseher ab August auch mit 55 Zoll Diagonale (1,40 Meter) erhältlich sein; in den USA wird dieser mit 3500 $ gelistet. Preise für Deutschland nannte Samsung noch nicht, sie dürften aber erfahrungsgemäß bei etwa 3500 Euro, 5000 Euro und 6500 Euro liegen. Zusätzlich soll es für 1200 Dollar eine ebenfalls wasserfeste und staubdichte Soundbar namens Terrace HW-LST70T geben, um den Garten zu beschallen. Man kann sie per Bluetooth oder WLAN auch zur Musikwiedergabe vom Mobilgerät nutzen.

So weit, so spannend, doch es bleiben ein paar Fragen: Wie lässt sich das Gerät vor Diebstahl schützen, wenn man kein mit Mauern und Kameras gesichertes Grundstück besitzt? Wie reagieren die Nachbarn, wenn man den ganzen Sommer abends draußen Filme schaut? Findet sich eine ausreichend geschützte und stabile Wand, an der sich der 30 bis 50 Kilogramm schwere Schirm befestigen lässt? Und nicht zuletzt: Ist der helle Terrassenfernseher tatsächlich ein gutes Angebot?

Alternativ bietet sich ein helles Outdoor-Display für Digital Signage an. Dem fehlt zwar üblicherweise die smarten Funktionen, doch die lassen sich mit einem Fire TV Stick, Apple TV oder Chromecast Ultra schnell nachrüsten. Solche Geräte bietet Samsung selbst an, etwa den OM75R, einen 75-zölligen Outdoor-Schirm mit 4K-Auflösung und Direct-LED-Backlight aber ohne farbverstärkende Quantenpunkte.

Auch der OM75R ist wasserdicht gemäß IP55, leuchtet mit 4000 cd/m2 noch heller und hat außer zwei HDMI-Eingängen einen DisplayPort eingebaut. Das 60-Hz-Panel ist zwar nicht ganz so flink, doch die Latenz dürfte mangels ausgefeilter smarter Funktionen und Bildoptimierungen sehr gering ausfallen. Damit gelingt dem Display allerdings die Bildwiedergabe nur dann einwandfrei, wenn die Signalquelle einwandfreie 4K-Bilder zuspielt und keine Bildoptimierung nötig ist. Das kann sich bei "dummen" Displays durchaus als Problem erweisen, wie sich beim Test des unsmarten 4K-TV Evo 50 von Nogis zeigte. Samsungs 75-zölliges Industrie-Display ist für den 24/7-Betrieb ausgelegt, darf also rund um die Uhr laufen, ohne Schaden zu nehmen. Er liegt mit 7800 Euro deutlich über dem Terrassenmodell des Herstellers.

Von Iiyama gibt es den 3000 cd/m2 hellen 75-Zöller ProLite LH7510USHB-B1 mit 4K-Auflösung und IPS-Panel ab etwa 5800 Euro. Er eignet sich zwar ebenfalls für den 24/7-Betrieb, ist aber weder wasserfest noch staubdicht. Ein sehr ähnliches Modell bietet auch Philips in seiner H-Linie mit dem 75BDL3003H für etwa 7400 Euro an. Das Display ist wie Iiyamas ProLite-LCD für den wettergeschützten Einsatz in hellen Schaufenstern gedacht.

LG hat sehr helle Displays in seiner XF-Serie im Programm, etwa das 75XF3C-B. Allerdings sind auch diese Displays nicht wirklich vor den Unbillen des Wetters sicher: Die Boards im LCD sind zwar kurzzeitig während Wartungsarbeiten gesichert, das Display selbst muss für den Outdoor-Betrieb aber in ein wasserfestes Gehäuse gepackt werden. Dies ist im Preis von 8000 Euro nicht mit eingerechnet.

Insofern ist Samsungs Terrace TV zwar kostspielig im Vergleich zu herkömmlichen Fernsehgeräten, angesichts der Ausstattung mit IP55 aber nicht unbedingt überteuert.

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Für große Bilder empfehlen sich eigentlich Projektoren, doch die taugen in sehr heller Umgebung nur bedingt: Wenn man den Bereich um die Leinwand nicht sehr stark abschatten kann, wird die Projektion milchig und unattraktiv. Der Vorteil eines Beamers: Man kann ihn abends einfach mit ins Haus nehmen und so vor Dieben schützen.

Wir haben vor einiger Zeit etliche Tests gestartet, wie man die Draußen-Projektion mit möglichst einfachen Mitteln optimieren kann. Dabei hat sich herauskristallisiert, dass selbst sehr helle Projektoren gegen das Sonnenlicht nicht ankommen. Das Problem: Die dunkelsten Stellen in der Projektion – also die eigentlich schwarzen Bildsegmente im Film – können nur so dunkel sein wie das an der Leinwand reflektierte Umgebungslicht. Man muss deshalb einige Klimmzüge unternehmen, um die Reflexionen an hellen Tagen zu minimieren – bewährt hat sich beispielsweise, die Leinwand in einen dunklen Pavillon zu hängen; darin ist der Beamer dann auch vor Regen geschützt.

Die aufblasbare Leinwand von Celexon spendet sich selbst mit ihrer breiten Wulst ein wenig Schatten. Wenns draußen sehr hell ist, reicht das jedoch auch mit lichtstarken Beamern nicht für eine kontraststarke Projektion.

Solche Probleme mit heller Umgebung sind der Grund, warum in Fußballstadien, bei Konzerten oder anderen Outdoor-Veranstaltungen üblicherweise keine Beamer, sondern LED-Wände eingesetzt werden: Diese erzielen bei guter Entspiegelung akzeptable Schwarzwerte und schaffen dank ihrer enormen Leuchtkraft im Sonnenlicht ausreichend helle Bilder.

Für den Privatgebrauch sind LED-Wände allerdings fast unerschwinglich, denn man bräuchte für kurze Distanzen deutlich höhere Auflösungen beziehungsweise Pixeldichten, als sie für Stadionleinwände erforderlich sind. Das Problem: Je kleiner die Pixel sind, umso teurer wird das LED-Display oder umgekehrt werden hochauflösende LED-Wände umso teurer, je kleiner ihre Diagonalen sind. Deshalb bietet Samsung seine Micro-LED-Wand The Wall aktuell auch nur in großen Diagonalen an.

Die einzelnen 36,4-Zoll-Module von The Wall haben gerade mal 960 × 540 Pixel, ein 72-Zöller mit 1,80 m Diagonale aus vier Modulen kommt also auf Full-HD-Auflösung, was man aus wenigen Metern Abstand als störend wahrnimmt. Erst eine 146-zöllige Wall mit 3,70 Meter Diagonale hat 4K-Auflösung – keine für den privaten Bereich taugliche Größe. Wasserfest ist The Wall übrigens nicht. (uk)