Werkstattberichte: Neues aus den Fablabs und der Makerszene

Die Bikesharing-Plattform OpenBike sucht Hackerspaces für einen Praxistest und beim Wettbewerb #HackTheSummer können Jugendliche die Welt verbessern.

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In einem großen, beleuchteten Zelt steht ein umgedrehtes Fahrrad.

(Bild: OpenBike)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Helga Hansen
Inhaltsverzeichnis

Um den Sommer konstruktiv zu verbringen, hat die Gesellschaft für Informatik einen Bastel- und Programmierwettbewerb für Kinder und Jugendliche gestartet. Außerdem öffnen viele Makerspaces langsam wieder ihre Türen – ein mögliches Projekt ist da vielleicht der Einsatz der Ulmer Bikesharing-Plattform OpenBike.

Im Ulmer Verschwörhaus arbeitet man derzeit an einer Open-Source-Plattform für Bikesharing. Unterstützt von der Stadt entsteht ein System, das die nötige Hard- und Software umfasst und aus einfachen Zweirädern appgesteuerte Sharingräder macht. Erste Prototypen gibt es bereits, sodass das OpenBike-Team nun Hackerspaces sucht, die Teile oder sogar die ganze Plattform austesten wollen.

Ziel des Projekts ist ein Bikesharingsystem, das dank offener Daten und standardisierter Schnittstellen von Kommunen möglichst einfach übernommen und angepasst werden kann. Auch die Anbindung an andere Mobilitätsangebote wie den ÖPNV und Carsharing soll so möglich sein. Dafür sind eine Reihe an Problemen zu lösen: Welche Räder eignen sich? Welches Schloss und welche Hardware zum Tracken sollen genutzt werden? Und wie landen die Trackingdaten in einer Verwaltungssoftware?

Aktuell arbeitet man in Ulm mit einfachen Stadträdern, an denen ein Hinweisschild angebracht wird. Abgeschlossen werden sie mit schweren Zahlenschlössern, da die existierenden Smart Locks schwierig zu befestigen sind. Grundlage für das Tracking ist der Asset-Tracker Dragino LGT92 mit LoRa-Modul – langfristiges Ziel ist aber ein eigener Tracker auf Basis eines ESP12-Moduls. Für die Positionierung werden die umliegenden WLANs genutzt und die Daten schließlich über das The Things Network geschickt. Wo die Räder gerade unterwegs sind, können Interessierte und das OpenBike-Team auf einer Karte und App verfolgen.

Der erste Praxistest erfolgte letzten Sommer beim Chaos Communication Camp, wovon man später auf dem Congress berichtete. In Ulm testen nun Beschäftigte der Stadt die OpenBikes und in Halle hat das Eigenbaukombinat testweise ein OpenBike-System mit einer Tracking-App statt Hardware-Tracking in Betrieb genommen. Um die Plattform weiter zu verbessern sucht das Team nun weitere Hackerspaces, die ebenfalls testen und mitentwickeln. Um mitzumachen kann man dem Team einfach eine Mail schicken. Wer sich weiter über das Thema informieren möchte, kann schließlich am 7. und 8. August an einer Online-Minikonferenz teilnehmen.

Die Gesellschaft für Informatik hat mit dem deutschen Bildungsministerium einen Sommer-Wettbewerb gestartet, bei dem Kinder und Jugendliche digitale Ideen für eine bessere Welt entwickeln sollen. Jeweils bis zu fünf Schülerinnen und Schüler können dabei als Team digitale Prototypen entwerfen, die eines oder mehrere der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen im Blick haben. Die Ziele sind in fünf Kategorien organisiert: People (Menschen), Planet (Erde), Prosperity (Wohlstand), Peace (Frieden) und Partnership (Partnerschaft). Unter diesen Oberbegriffen versteckt sich jeweils eine Handvoll konkreter Aspekte. So sind unter dem Punkt "Erde" der Klimawandel, die Rettung von Meeren und Ozeanen, der Erhalt von Ökosystem und der nachhaltige Umgang mit natürlichen Ressourcen gelistet. Hier könnten Projektideen rund ums Reparieren, Weiterverwenden und Recyclen entstehen.

Gesellschaft für Informatik e.V.

Wer bereits über 18 Jahre alt ist, kann ebenfalls mitmachen – allerdings nur als Mentorin oder Mentor. Alle zwei Wochen können sich die Teilnehmenden mit ihnen in Online-Meetups austauschen und beraten lassen. Die besten Teams sollen schließlich im Oktober zu einem Prototyping-Wochenende nach Berlin kommen. Als weitere Preise winken ein Macbook Pro, ein Fairfone und senseBoxen. Das erarbeitete Projekt sollte in einem bis zu dreiminütigem Video oder dreiseitigen Textdokument mit Fotos eingereicht werden. Teilnahmeschluss ist der 19. September 2020.

"Reparieren statt Wegwerfen" lässt sich bereits in der Schule üben und dabei einiges lernen. Das Reparaturnetzwerk Wien hat daher fünf Handreichungen zusammengetragen, die Lehrkräften weiterhelfen. Neben dem Buch "Reparieren macht Schule" und dem Handbuch "Reparierwerkstätten an Schulen" (die wir bereits vorgestellt haben) sind dies etwa Stundenblätter zu geplanter Obsoleszenz und ein Leitfaden für Projektwochen zu Elektro-Altgeräten. Um die Bauteile von Handies geht es in dem Buch "Die Rohstoff-Expedition", zu dem Kopiervorlagen und weitere Materialien online verfügbar sind.

In den vergangenen Wochen habe zahlreiche Makerspaces, Fablabs und offene Werkstätten wieder ihre Türen geöffnet, darunter etwa der Materialmarkt Pankow in Berlin, die Illenau-Werkstätten, die Offene Nähwerkstatt Kabutze in Greifswald oder das Haus der Eigenarbeit in München. Je nach Bundesland und Situation der Einrichtung sind dabei unterschiedliche Auflagen rund um Hygiene, Abstand, Reservierungen oder Zugangsbeschränkung auf Mitglieder zu beachten. Einige Orte bleiben auch weiterhin geschlossen. Ob und wie es bei Euch weitergeht, erfahrt ihr meist über die Webseite, Social Media oder Newsletter.

  • In Chemnitz ist das Holzkombinat umgezogen und seit kurzem in der Schiersandstraße 21 beheimatet.
  • Nach 10 Jahren muss das Mannheimer RaumZeitLabor zum 31. Oktober aus seinen Räumen in der Boveristraße ausziehen. Derzeit ist man auf der Suche nach einer neuen Unterkunft.
  • Das Machquadrat im österreichischen Gleisdorf ist Ende Juni von einem Unwetter heimgesucht und überflutet worden. Für den Wiederaufbau werden derzeit Spenden gesammelt.
  • Die Macherschaft Basel hat nach 1,5 Jahren ihre Metallwerkstatt geschlossen. Bereits im Winter hinzugekommen ist dagegen eine Töpferwerkstatt und nach der Sommerpause soll eine Digitalwerkstatt mit Lasercutter und CNC-Fräse öffnen.
  • Bis zum 10. September läuft die Anmeldung für die Europäische Aktionswoche Meet and Code. Dieses Jahr handelt es sich dabei um eine digitale Veranstaltung.
  • Das Hacken Open Air 2020 in Gifhorn ist auf den September 2021 verschoben worden.
  • Statt ihres geplanten Maker Festivals wird die Initiative Make Your School vom 8. bis 11. September eine Maker Woche auf YouTube durchführen und dabei die an den Hackdays erarbeiteten Projekte präsentieren.
  • Die Initiative "Hey Alter", die gespendete Rechner für Schülerinnen und Schüler flott macht, ist nach Hamburg expandiert. Dort nimmt der Verein "Mook wat PC Pottkieker" Montag bis Donnerstag von 8 bis 14:30 Uhr sowie am Freitag von 8 bis 12 Uhr entgegen.
  • Eine ähnliche Initiative hat die Leipziger Dezentrale mit "Hardware for Future" gestartet.
  • Das Vinn:Lab der TH Wildau kann man jetzt virtuell betreten und sich über die Ausstattung informieren.
13.-31. Juli Summercamp 2020 DO!lab Saalfelden
30. Juli - 2. August Haxo Green online
3. - 6. August Lausitzer Netzwerktreffen offener Werkstätten Konrad Zuse Computermuseum Hoyerswerda
11. - 18. August Bornhack Funen, Dänemark
25. - 30. August Zukunft Für Alle online und in Leipzig

Diese und weitere Termine stehen laufend aktualisiert in unserem Veranstaltungskalender. Dort könnt ihr auch eigene Termine eintragen. Orte zum Selbermachen in Eurer Nähe findet ihr in unserer Makerspace-Karte – dort sind auch die kommenden Maker Faires verzeichnet. Haben wir etwas übersehen? Dann freuen wir uns über Hinweise. (hch)