Facebook kennzeichnet staatlich kontrollierte Medien

Das soziale Netzwerk macht künftig mit einer Kennzeichnung deutlich, ob es ein Medium auf der Plattform als staatlich kontrolliert einstuft.

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Facebook kennzeichnet staatlich kontrollierte Medien

(Bild: sitthiphong/Shutterstock.com)

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Im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen im November macht Facebook künftig kenntlich, ob im sozialen Netzwerk präsente Medien staatlich kontrolliert seien. Ebenfalls soll es derart gekennzeichneten Medien im US-Markt ab Sommer nicht mehr erlaubt sein, Facebook-Werbung zu schalten. Außerhalb der USA solle diese Werbung mit Kennzeichnung laufen.

Ein Beispiel, wie Facebook über staatliche Kontrolle informieren will.

(Bild: Facebook)

Diese Maßnahmen seien als Schutz gegen ausländische Einflussnahmen auf die öffentliche Debatte in den USA gedacht, erklärte Facebooks Cybersicherheitsbeauftragter Nathaniel Gleicher. Hintergrund ist, dass das Online-Netzwerk im Umfeld der US-Präsidentenwahl 2016 für Kampagnen aus Russland missbraucht wurde, die wohl darauf zielten, Spannungen in der US-Gesellschaft zu verschärfen. Infolgedessen stand Facebook massiv in der Kritik.

Weltweit soll die Kennzeichnung bei den Facebook-Seiten der jeweiligen Medien, im Bereich "Seitentransparenz" und in der "Ad library" sichtbar sein, führte eine Sprecherin auf Anfrage aus. Bei Postings im Newsfeed der Nutzer werde sie derzeit nur in den USA eingeblendet. Ob diese Newsfeed-Anzeige auch noch nach Deutschland kommt, blieb offen.

Zur Einführung des Staatskontrolle-Labels würden der Sprecherin zufolge rund 200 Facebook-Seiten entsprechend markiert, die betreffenden Medien stammten aus 10 verschiedenen Ländern. Eine vollständige Liste nannte Facebook nicht, Beispiele seien laut der Sprecherin "Russia Today, Sputnik, Press TV, Tasnim News Agency, Algerie Presse Service, Journal ech-chaab, RIA Novosti, CCTV, Xinhua News, People’s Daily, 2M.ma, Al Aoula (Marokko), Agence Tunis Afrique Presse, La Presse (Tunesien), DPRK Today, TV 5 Thailand, Philippine News Agency und People's Television Network". Weitere Medien könnten folgen.

Laut Gleicher genüge es nicht allein, dass die betreffenden Medien staatlich finanziert seien. So sei etwa das Ausmaß redaktioneller Unabhängigkeit ausschlaggebend, ferner Faktoren wie unter anderem transparente Organisationsstrukturen, die Erfüllung von Rechenschaftspflichten, redaktionelle Richtlinien und auch deren Umsetzung wie beim Umgang mit Quellen und Fehlerkorrekturen.

Für die Erarbeitung der Kriterien habe man 65 Experten für Medien, Politik und Menschenrechte aus der ganzen Welt zurate gezogen, etwa von Organisationen wie Reporter ohne Grenzen. Als staatlich kontrolliert erfasste Medien könnten auch Widerspruch gegen die Kennzeichnung einlegen.

(axk)