Verboten gut

Ein vollgefedertes E-Klapprad mit 450-Wh-Akku für unter 1000 Euro? Das Fiido M1 aus China ist unverschämt günstig.

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Verboten gut

(Bild: Fiido)

Lesezeit: 3 Min.

Was sofort auffällt und wohl leider völlig beabsichtigt ist: Das Fiido M1 ist eine exakte Kopie des Elektro-Klapprads Mate X aus Dänemark. Die China-Variante besitzt extrabreite Reifen, eine sehr große Batterie und ist komplett gefedert – kostet aber mit 890 Euro nur einen Bruchteil des Originals. Ob das gut geht?

Tatsächlich macht sich der geringe Preis bei der Ausstattung bemerkbar: Statt hydraulischer Scheibenbremsen besitzt das M1 die mechanische Variante. Die 55-Zentimeter-Federgabel lässt sich zwar in ihrer Empfindlichkeit einstellen, allerdings fehlen ihr Dämpfer, so knallt sie bei Fahrten über unebenen Untergrund schon mal unsanft in ihre Ausgangsposition zurück.

Trotzdem wirkt das Fiido M1 rundum sauber und stabil verarbeitet. Auch die Federgabel vorn und das gefederte Hinterrad machen einen stabilen Eindruck. Mit seinen 25 Kilogramm Gewicht lädt das Fahrrad einen zwar nicht gerade dazu ein, es zusammengeklappt in die Bahn oder in den Kofferraum zu wuchten. Aber der Klappmechanismus funktioniert sehr gut. Gefaltet misst das Bike etwa 95 × 80 × 45 Zentimeter und sollte auch in kleine Kofferräume passen. Ich vermisse jedoch einen Mechanismus, der das Fahrrad auch zusammengeklappt hält.

Als Nächstes will ich wissen, ob man damit auch fahren kann. Der bürstenlose 250-Watt-Motor soll das Fahrrad auf bis zu 25 Kilometer pro Stunde beschleunigen – was er auch tut: Wir haben als Maximalgeschwindigkeit gut 26 Stundenkilometer gemessen. Die drei Unterstützungsstufen ziehen allesamt ordentlich an. Da jedoch ein Heckmotor verbaut ist, setzt die Unterstützung erst nach einer halben Pedalumdrehung ein und läuft dann etwas nach. Ein präzises Fahren wie bei Mittelmotoren ist so kaum möglich.

Die Bremsen musste ich zu Beginn etwas justieren, damit sie richtig greifen. Richtig eingestellt, bremsen sie aber hervorragend. Zunächst verwirrend ist nur, dass die Bremsen vertauscht sind: Der linke Bremsgriff löst die hintere Bremse aus, der rechte die vordere. Auch die Federung ist gut. Zusammen mit der Rückradfederung sorgt die Federgabel für ein komfortables Fahrgefühl, unterstützt durch die vier Zoll breiten Reifen.

Der Sattel liegt vom Boden aus gemessen zwischen 80 und 105 Zentimeter hoch. Mit meinen 186 Zentimetern Körpergröße muss ich die Sattelstange voll ausziehen, fühle mich beim Fahren aber trotzdem wohl. Wer größer ist, für den könnten längere Fahrten unangenehm werden. Das gilt jedoch für die meisten Klappräder.

Die spannendste Frage bei diesem geringen Preis ist: Wie gut ist der Akku? Angeblich soll er 450 Wattstunden und 100 Kilometer Reichweite bieten. Erfahrungsgemäß übertreiben gerade chinesische E-Bike-Hersteller gern mal. Und tatsächlich: Ich komme in der Praxis auf deutlich weniger. Rein elektrisch schaffe ich mit einer Akkuladung bei einer Zuladung von 85 Kilogramm, einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Kilometern pro Stunde und überwiegend Feldwegen gut 25 Kilometer. Nutze ich den Motor als Tretunterstützung, sind es 50 Kilometer. Aber das ist immer noch ein überraschend guter Wert. Aufgeladen ist das M1 wie angegeben in etwa neun Stunden.

Dennoch hat der Antrieb eine eklatante Schwäche: Er ist hierzulande illegal. Per Gashebel am Lenker lässt sich das Klapprad vergleichbar einem E-Scooter beschleunigen – auch ohne Treten der Pedale. Das macht natürlich Spaß, verbannt einen aber von allen Straßen, auf denen die deutsche Straßenverkehrsordnung gilt. Leider gilt das auch für alle anderen Fiido-Bikes.

Produkt: M1
Hersteller: Fiido
Preis: 890 Euro

(bsc)