Fotografie: Schön von Ferne

Mit seinem neuen Bildband zeigt George Steinmetz das Anthropozän auf eine ästhetische, manchmal aber auch zu glatte Weise.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Schön von Ferne

Oasensiedlung Teguidda-n-Tessoum, Niger: Ein mosaikartiges Muster durchzieht die Sahara. Entstanden ist es durch Dutzende von Salzproduktionsbecken, um die sich Kleinbauern kummern, die ansonsten Viehhaltung betreiben. Salzwasser aus flachen Brunnen wird mit salzigem Lehm zu Schlammen gemischt, die unterschiedliche Farben annehmen, je nach der Mischung aus Schlamm, Algen und Salz.

(Bild: George Steinmetz/Knesebeck Verlag)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Robert Thielicke

George Steinmetz machte Drohnenfotografie, bevor es Drohnen gab. An einem Gleitschirm hängend und angetrieben von einem Propeller-Rucksack, flog der vielfach preisgekrönte US-Amerikaner in den vergangenen Jahren über die Erde und machte Aufnahmen von der Welt unter ihm. Aus diesen und einigen anderen vom Boden aufgenommenen Motiven ist nun der Bildband "Human Planet" entstanden. Ziel war zu zeigen, "wie der Mensch die Erde formt".

Ganz von der Schönheit der unberührten Natur kann sich Steinmetz dabei nicht lösen. Immer wieder zeigen die Bilder auch Spuren, die die Erde selber geschaffen hat – etwa im Great Barrier Reef vor Australien oder auf der Hochfläche des Roraima-Tepui, einem 2810 Meter hohen, steil aufragenden Tafelberg im Dreiländereck Venezuela, Guayana und Brasilien.

Human Planet (9 Bilder)

(Bild: George Steinmetz/Knesebeck Verlag )

Aber die meisten Bilder erfüllen das Versprechen: Man blickt hinunter auf eine Farm im US-Bundesstaat Wisconsin, auf deren Gelände sich dicht an dicht die Hütten frisch geborener Kälber reihen, 3.300 an der Zahl, versorgt von einem Tanklastwagen. Man schaut auf den Lagerplatz des größten Kohlekraftwerks der Welt, dem Tuoketuo in der Inneren Mongolei – und sieht eine kohleschwarze, 2,9 Kilometer lange Fläche, nur hier und da gesprenkelt mit grünen Folien sowie roten und blauen Dächern. Oder fliegt über sogenannte ghouts: trichterförmige Vertiefungen, die Menschen in den Sand der algerischen Wüste graben, um an etwas Wasser für ihre Nutzpflanzen zu kommen.

Die Bilder spiegeln nicht immer die Dramatik des Wandels im Anthropozän wider, dazu sind sie schlicht zu ästhetisch und manchmal auch zu weit entfernt vom täglichen Leben auf der Erde. Dieses Manko aber machen die kurzen Texte des US-Journalisten Andrew Revkin wieder wett. Zu jedem Bild erklärt er die Hintergründe. Manchmal gerät diese Erklärung allerdings etwas zu knapp, bei dem einen oder anderen Motiv wären mehr Informationen kein Fehler gewesen.

Buch: Human Planet – Wie der Mensch die Erde formt
Verlag: Knesebeck
Umfang: 256 Seiten, 224 Abbildungen
Preis: 45 Euro

(bsc)