Softbank und Aldi Süd: Wirecard verliert nach Skandal weitere Partner

Der massive Bilanzskandal bei Wirecard hat Konsequenzen: Partner und Kunden trennen sich vom Zahlungsdienstleister.

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Softbank und Aldi Süd: Wirecard verliert nach Skandal weitere Partner

(Bild: Wirecard)

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Neue Hiobsbotschaften für den insolventen und von einem gewaltigen Bilanzskandal erschütterten Zahlungsdienstleister Wirecard: Einem Bericht zufolge will der japanische Telekommunikationskonzern Softbank die Partnerschaft mit dem Unternehmen beenden – und die Discounterkette Aldi Süd lässt Wirecard als Abwickler für Kreditkartenzahlungen fallen.

Unter Berufung auf Insider meldet das Wall Street Journal, dass Softbank einen auf fünf Jahre angelegten Kooperationsvertrag mit Wirecard beenden will. Der Vertrag wurde erst im April 2019 geschlossen. Ein Investmentarm Softbanks hatte sich zu dem Zeitpunkt auch an einem Geschäft mit einer Wandelanleihe von Wirecard im Wert von einer Milliarde US-Dollar beteiligt. Vertraglich vorgesehen war laut Bericht, dass Wirecard Zahlungen für Unternehmen des Softbank-Konglomerats übernehmen sollte. Ebenfalls wollte Softbank die Expansion der Fintech-Firma in Japan und Südkorea unterstützen. Wirecard und Softbank äußerten sich bislang nicht zu dem Bericht.

Aldi Süd teilte auf Anfrage mit, bei der Abwicklung von Kreditkartenzahlungen nicht mehr auf Wirecards Dienste zuzugreifen. Seit dem 1. Juli setze man stattdessen auf Payone, ein Gemeinschaftsunternehmen von deutschen Sparkassen und Ingenico aus Frankreich. Lediglich für die Aldi-Geschenkkarte arbeite man noch mit der Wirecard-Bank zusammen. Für die Kunden ändere sich nichts, alle Guthaben seien sicher, so eine Sprecherin von Aldi Süd.

Zuvor hatte der wie üblich gut informierte Blog Finanz-Szene vom Ende der Partnerschaft berichtet. Insider erwarteten laut dem Bericht, dass auch Aldi Nord sich nach einem anderen Partner umsieht. Die Wirecard-Bank, die hier als Abwickler agiert, ist zwar nicht von der Insolvenz der Wirecard AG betroffen. Dennoch dürfte der Skandal um mit Luftbuchungen aufgepustete Bilanzen des Gesamtunternehmens abschreckend genug wirken.

Bereits am gestrigen Mittwoch wurde bekannt, dass der Versicherungskonzern Allianz Deutschland wegen des Skandals seine Bezahl-App "Pay&Protect" einstellt, die über die Wirecard Bank läuft. Laut Bericht des Handelsblatts haben auch bereits der Mitfahrdienst Grab, die französische Telekommunikationsanbieter Orange und der britische N26-Rivale Revolut angekündigt, zugunsten anderer Dienstleister von Wirecard Abstand zu nehmen.

Ebenfalls sollen die Kreditkartenanbieter Visa und Mastercard erwägen, Wirecard künftig von ihren Netzwerken auszuschließen, schrieb die Finanznachrichtenagentur Bloomberg bereits vergangene Woche.

Für den vorläufigen Insolvenzverwalter Michael Jaffé kommen solche Nachrichten zur Unzeit. Jaffé strebt eine Zerlegung Wirecards in Einzelteile sowie einen Verkauf dieser an. Der vorläufige Gläubigerausschuss hat nach Angaben Jaffés bereits grünes Licht für die internationale Suche nach Investoren unter Einschaltung von Investmentbanken gegeben. Der derzeitige Betrieb soll nach Möglichkeit nicht unterbrochen oder eingestellt werden: "Vordringlichstes Ziel im vorläufigen Insolvenzverfahren ist es, den Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften zu stabilisieren", hieß es in Jaffés Mitteilung.

Nach derzeitigem Stand haben Wirecard-Manager einen beträchtlichen Teil der Umsätze und Gewinne des Unternehmens in Südostasien und im Mittleren Osten frei erfunden. Wirecard hatte eingeräumt, dass insgesamt 1,9 Milliarden Euro Guthaben auf südostasiatischen Treuhandkonten mit "überwiegender Wahrscheinlichkeit" nicht existieren.

Auf der Suche nach Beweisen für die mutmaßlichen Scheingeschäfte im Mittleren Osten und in Südostasien durchsuchten Dutzende Staatsanwälte, Polizisten und Computerfachleute am Mittwoch fünf Gebäude in Deutschland und Österreich, darunter zum zweiten Mal innerhalb eines Monats die Wirecard-Firmenzentrale im Münchner Vorort Aschheim. Am heutigen Donnerstagnachmittag will auch der Bundestag eine aktuelle Stunde zum Thema Wirecard einlegen.

(axk)