Canon EOS R5 und EOS R6: Spiegellose Vollformat-Kameras mit mächtigem Autofokus

Mit der EOS R5 und der EOS R6 stellt Canon zwei neue Kameras vor – eine mit hoher Auflösung, die andere mit hoher Empfindlichkeit, beide mit Bildstabilisator.

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Spiegeloses Vollformat mit 45 Megapixeln von Canon

(Bild: Canon)

Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Peter Nonhoff-Arps
Inhaltsverzeichnis

Eigentlich Canon wollte seine neuen spiegellosen Systemkameras EOS R5 und EOS R6 öffentlichkeitswirksam auf der diesjährigen Photokina vorstellen. Nun geschieht dies im Schatten von Corona eher leise. In einem kleinen Konferenzraum eines Hamburger Hotels wurden die beiden Kameraneuheiten in kleinster Runde vorgestellt. Umso spannender war das, was Guido Krebs, Produktmanager von Canon Deutschland, aus seiner Reisetasche herausholte.

Nach Einführung seiner ersten spiegellosen Vollformatkameras (EOS R im Sept. 2018, EOS RP im Febr. 2019) stellt der Hersteller nun die zweite Generation vor und holt damit nicht nur gegenüber der Konkurrenz auf, sondern legt die Messlatte ein gutes Stück höher. Zur EOS R5 hatte Canon schon im Vorfeld das ein oder andere Feature wie die Sensorbildstabilisierung und die Videoauflösung mit 8k preisgegeben. Die parallele Vorstellung der EOS R6 hingegen war eine Überraschung.

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Die EOS R5 stellt Canon auf eine Stufe mit der EOS 5D Mark IV oder noch eher mit einer zukünftigen Mark V. Der Sensor löst 45 Megapixel auf und ist in Dualpixel-Technik aufgebaut. Dabei setzt sich ein Bildpunkt aus zwei Subpixeln zusammen. Dieses Prinzip unterstützt es, einen schnellen Phasenautofokus auf dem Sensor zu realisieren. Wie in der EOS-1D X Mark III unterstützt Deep Learning die Motiverkennung beim Scharfstellen und Verfolgen. Sie identifiziert neben Menschen und Objekten auch Tiere wie Hunde, Pferde oder Katzen. Bei der Gesichtern soll es keine Rolle spielen, ob sie von vorne, im Profil oder gar von hinten anvisiert werden oder ob Bereiche durch eine Brille oder eine Kopfbedeckung (etwa einen Helm) verborgen werden. Ein 100-m-Sprinter mit gesenktem Kopf beim Start sollte ebenso sicher erfasst werden wie ein vermummter Motorcross-Fahrer.

Canon EOS R5 (9 Bilder)

Canon EOS R5 bietet eine Auflösung von 45 Megapixeln und 8k-Video. Der Sensor ist mit einem Imagestabilizer ausgestattet.
(Bild: Canon)

Bei kontinuierlichem Autofokus und mechanischem Verschluss kommt die EOS R5 laut Canon auf zwölf Bilder pro Sekunde, bei elektronischem Verschluss sollen es 20 Bilder pro Sekunde sein. Der Zwischenspeicher reicht für bis zu 180 Raw-Dateien. Dank der zwei Slots für schnelle Speicherkarten (1x CFexpress, 1x SD UHS-II) entstehen kaum Unterbrechungen, wenn die Kamera die Daten wegschreibt. Der Autofokus nutzt 90 Prozent der Sensorhöhe und 100 Prozent der Breite bei manueller Feldwahl (sonst 100 Prozent auf beiden Achsen) und arbeitet noch bei Helligkeiten von -6 LW sowie einer Anfangsblende von f/22. Die Empfindlichkeit des Sensors reicht von ISO 100 bis ISO 25.600, erweiterbar bis ISO 51.200.

(Bild: Canon)

Trotz der etwas geringeren Auflösung und des eingebauten Tiefpassfilters soll die Kamera eine Performance wie die EOS 5DS R bieten, die ohne Tiefpassfilter 50 Megapixel auflöst.

Der sensorbasierte 5-Achsen-Imagestabilizer soll fünf Blendenstufen kompensieren und arbeitet, je nach angeschlossenem Objektiv, mit dem optischen IS zusammen. In der Kombination sollen bis zu acht Blendenstufen möglich sein. Der Sensor-IS wird vor allem bei Weitwinkel- und Normalbrennweiten aktiv. Während bei Telebrennweiten vor allem der optische Verwacklungsschutz zum Einsatz kommt. Eine Pixelshift-Funktion, mit der sich die Auflösung nochmals erweitern lässt, wie bei Sony A7R IV ist bislang nicht geplant. Die Shutter-Einheit ist für 500.000 Auslösungen ausgelegt.

An der Stelle, an der bei der EOS R5 das Schulterdisplay steckt, hat Canon bei der EOS R6 das Moduswahlrad untergebracht.

(Bild: Canon)

Gegenüber der EOS R ist die Zahl der Direkttasten und Einstellräder deutlich gestiegen. Neben den drei Rädern am Body gibt es noch ein viertes frei konfigurierbares an allen R-Objektiven, sodass alle relevanten Parameter ständig verfügbar sind. Damit bedient die R5 sich eher wie eine EOS 5D Mark IV. Der Sucher bietet mit 5,76 Megapixeln (entsprechend 1600 × 1200 Bildpunkte) eine Auflösung auf Oberklasse-Niveau wie etwa Panasonics S1R oder die Sony A7R IV. Der rückseitige Hauptmonitor hat eine Diagonale von acht Zentimetern und löst 2,1 Megapixel (entsprechend 1024 × 684 Bildpunkte) auf. Zusätzlich gibt es an der Oberseite noch ein passives LC-Display, das über die wichtigsten Aufnahmeparameter informiert. Neu ist, dass die Rückschau für den Sucher separat abschaltbar ist.

Für Videoaufnahmen orientiert sich die EOS R5 an der professionellen EOS C300 Mark III. Die Kamera bietet 8k-Filmaufnahmen (8192 × 4320 Bildpunkte mit 2600 MBit/s) in MP4 DCI sowie 12-Bit-Raw mit 30 fps und 4:2:0 8 Bit oder 4:2:2 10 Bit Color Sampling. Zusätzlich unterstützt sie das Canon Log 1-Format (1200 MBit/s), das mehr Dynamik und weniger Rauschen bietet und sich besser für eine individuelle Nachbearbeitung eignen soll. Die Daten werden auf Karte abgespeichert oder bei 4k auch über HDMI ausgegeben. Per Frame Grap können Fotografen aus einem 8k- oder 4k-Stream mit 30 fps Einzelbilder extrahieren.

Bei der Stromversorgung hat sich Canon für einen neuen Akku mit mehr Leistung entschieden. Der LP-E6NH bietet 2130 mAh und soll abwärtskompatibel zu dem der EOS R (LP-E6N) sein. Er reicht nach CIPA-Standard (Camera & Imaging Products Assosiation) für rund 490 Aufnahmen (320 bei Sucherbetrieb). In der Praxis dürften es einige mehr sein. Erweitern lässt sich die Reichweite durch den optional erhältlichen Akkugriff BG-R10 (Preis 380 Euro). Die EOS R5 soll ab Ende Juli zum Preis von 4385 Euro erhältlich sein. Wer die Netzwerkperformance verbessern will, greift zum Transmitter WFT-R10, der eine eigene Stromversorgung besitzt und mit 1125 Euro zu Buche schlägt.

Canon EOS R6 (5 Bilder)

Die Canon EOS R6 bietet einen Sensor mit einer Auflösung von 20,1 Megapixeln und integrierter Bildstabilisierung.
(Bild: Canon)

Die zweite neue Spiegellose, die EOS R6 kam als Überraschung. Anders als der Name vermuten lässt, lehnt sie sich weniger an die EOS 6D an, sondern eröffnet eher ein neues Segment – eine Mischung aus schneller und robuster EOS 7D und Einsteigervollformat. Ausgestattet ist sie mit einem 20,1-Megapixel-Sensor mit Dual-Pixel-Technik (ähnlich dem der EOS-1D X III) und integriertem Bildstabilisator, der die gleichen Eigenschaften wie die der EOS R5 bietet. Das Autofokussystem ähnelt dem der aktuellen EOS-1D X, es soll auch bei geringem Licht (-6,5 LW) zuverlässig arbeiten und bei der Motiverkennung und -verfolgung auf Deep Learning zurückgreifen. Im Automatikmodus stehen 1053 AF-Felder zur Verfügung, manuell kann der Fotograf noch feiner zwischen 6072 Einzelmessfeldern (4968 bei Movie) auswählen. Freilich lassen sich mehrere Felder zu AF-Zonen zusammenfügen.

Interessant ist bei diesem Model der weite ISO-Bereich, der regulär von ISO 100 bis ISO 102400 reicht und sich noch nach unten und oben auf ISO 50 bis ISO 204800 erweitern lässt. Bei mechanischem Verschluss und kontinuierlichem Autofokus kommt die Kamera auf 12 Bilder pro Sekunde, bei elektronischem auf 20 Bilder. Der Cache reicht für etwa 240 Raw-Bilder. Zum Speichern stehen zwei Schächte für SD-Karten (UHS-II) zur Verfügung. Der Shutter ist für 300.000 Auslösungen ausgelegt. Videos nimmt die EOS R6 mit 4k und 60 fps auf.

Äußerlich hat Canon bei der EOS R6 das Schulterdisplay weggelassen, dafür gibt es hier ein herkömmliches Moduswahlrad. Der Sucher bietet im Unterschied zur EOS R5 eine etwas niedrigere Auflösung von 3,69 Megapixel (entsprechend 1280 × 960), was aber erfahrungsgemäß ausreicht. Auch das Hauptdisplay löst mit 1,62 Megapixel geringer auf. Die Kamera soll ab Ende August zum Preis von 2600 Euro in den Handel kommen. Das Kit zusammen mit dem RF 24-105 F4-7.1 IS STM soll knapp 2980 Euro kosten. Auch diese Preise beziehen sich auf einen Mehrwertsteuersatz von 16 Prozent.

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Mit seinen beiden neuen R-Modellen setzt Canon deutliche Akzente. Die EOS R5 ist zum einen eine echte Alternative zur in die Jahre gekommenen EOS 5DS R. Zum anderen setzt sie sich auf eine Stufe mit Sonys A7R IV, die mit ihrem 61-Megapixel-Sensor zwar noch mehr Auflösung bietet jedoch etwas langsamer performt. Nikons Z7, die ebenfalls in der 45-Megapixelklasse spielt, versucht über ihren geringen Preis, der derzeit bei 2400 Euro liegt, zu punkten. Bei der Video-Performance ist die R5 derzeit einzigartig.

Die EOS R6 setzt sich mit ihrer hohen ISO-Empfindlichkeit neben die Nikon Z6, dürfte jedoch das überlegenere Autofokussystem besitzen, welches nicht nur mehr Messfelder bietet, sondern auch noch bei geringerem Licht arbeitet. Aber auch hier gibt es eine deutliche Preisdifferenz zwischen R6 und Z6 zugunsten von Nikon. Schaut man genau hin, hat die EOS R6 – ausgestattet mit einem stabileren und noch performanteren Gehäuse sowie einem mächtigeren Akku im Hochformatgriff – eventuell das Zeug, (als EOS R1?) Canons erste Spiegellose für Sport- und Tierfotografen zu werden.

Technische Daten im Vergleich
Modell Canon EOS R5 Canon EOS R6
Kameraklasse Spiegellose Systemkamera Spiegellose Systemkamera
Preis (UVP inkl. 19% MwSt.) 4500 € (ab Ende Juli) 2700 € (ab Ende August)
Bildsensor
Sensorgröße Vollformat / 36 mm × 24 mm Vollformat / 36 mm × 24 mm
Sensortyp CMOS Dual Pixel CMOS Dual Pixel
Sensorauflösung 8192 × 5464 5472 × 3648
Megapixel (effektiv) 45 20,1
Pixelgröße 4,39 µm 6,58 µm
Lichtempfindlichkeit ISO 100 – 25.600 (erweiterbar auf ISO 100 – 51.200) ISO 100 – 102.400 (erweiterbar auf ISO 50 – 204.800)
interne Bildstabilisierung v v
Autofokus und Fotofunktionen
Autofokustyp Dual Pixel AF Dual Pixel AF
AF-Messfelder 5940 (1053 auto section) 6072 (1053 auto section)
kürzeste / längste Verschlusszeit 1/8000 s – 30 s / (Bulb) 1/8000 s – 30 s / (Bulb)
Serienbildrate / Raw in Folge 12 B/s (mech.), 20 B/s (elektr.) / 180 12 B/s (mech.), 20 B/s (elektr.) / 240
Video
Videoformat MP4 MP4
Videokomprimierung AVC / H.265 MP4 / H.264
Maximale Auflösung 8k 8192 × 4320 (30p) 4k 3840 × 2160 (60p)
Sucher und Display
Suchertyp / Vergrößerung 0,5" OLED / 0,76x 0,5" OLED / 0,76x
Sucherauflösung 5,69 Megapixel (1600 × 1200 Bildpunkte) 3,69 Megapixel (1280 × 960 Bildpunkte)
Displaytyp / Diagonale LCD / 8 cm (3,15") LCD / 8,1 cm (3,2")
Displayauflösung 2,1 Megapixel (1024 × 684 Bildpunkte) 1,62 Megapixel
beweglich / Touch v / v v / v
Akku und Speicher
Speichertyp 1x Cfexpress / 1x SD (UHS-II) 2x SD (UHS-II)
Speicherkarten-Slots 2 2
Akkutyp Li-Ion (LP-E6NH) Li-Ion (LP-E6NH)
Akku-Kapazität / Aufnahmen 2130 mA / 490 (Monitor), 320 (Sucher) 2130 mA / 510 (Monitor), 380 (Sucher)
Gehäuse und Anschlüsse
Gehäusematerial / wetterfest Magnesium, Carbon / v Magnesium, Carbon / v
Objektiv-Bajonett / Cropfaktor Canon RF Canon RF
Bodymaße (B :x H :x T) 136 mm × 98 mm × 88 mm 138 mm × 98 mm × 88 mm
Gewicht (inkl. Akku u. Karte) 738 g 680 g
Anschlüsse USB 3.1 (Typ-C), HDMI (Typ D), Mikrofon, Kopfhörer, Remote USB 3.1 (Typ-C), HDMI (Typ D), Mikrofon, Kopfhörer, Remote
Wireless WLAN 802.111a/b/g/n/ac, Bluetooth 4.2 WLAN 802.11a/b/g/n, Bluetooth 4.2

(pen)