Microservices: Thorntail verbeugt sich vor Quarkus und nimmt Abschied

Das als WildFly Swarms gestartete Projekt ist eingestellt, da es laut seinen Entwicklern dank Quarkus und der Weiterentwicklung von WildFly überflüssig ist.

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Microservices: Thorntail verbeugt sich vor Quarkus und nimmt Abschied

(Bild: Kevin Wells Photography/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Rainald Menge-Sonnentag
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Das Team hinter Thorntail hat angekündigt, das Open-Source-Projekt nach fünf Jahren einzustellen. Die unter dem Namen WildFly Swarm gestartete Software zielt auf passend zugeschnittene Java-Anwendungspakete für Microservices-Architekturen. Als Grund für die Einstellung nennt das Team zwei Aspekte: Quarkus habe sich im Micrososervices-Segment etabliert, und der Applikationsserver WildFly, der die Open-Source-Grundlage für Red Hat JBoss EAP ist, sei inzwischen umfassend auf die MicroProfile-API zugeschnitten.

Mitte 2015 ist die erste Alpha von WildFly Swarm erschienen. Das Projekt zielte auf passend zugeschnittene Varianten des Java-Applikationsserver für spezifische Anwendungen. Es setzt auf das Fat-JAR-Konzept beziehungsweise Single JAR Applications: Alle benötigten Komponenten für das Ausführen einer Anwendung inklusive der Bestandteile des Applikationsserver stecken in einem Java Archive.

Mit dem Versionssprung auf 2.0 änderte sich auch der Name des Projekts: Aus WildFly Swarm wurde Thorntail. Bis Mitte 2020 folgten noch einige Minor Releases. Die aktuelle Version Thorntail 2.7.0 ist im Juni erschienen und wird planmäßig das letzte Update der Reihe sein.

Nun ist ein Blogbeitrag mit dem Titel "Das Ende einer Ära" erschienen, der die Einstellung des Projekts ankündigt. Damit ist auch der 4.x-Prototyp hinfällig, der eine neue Architektur aufgrund der mit 1.x und 2.x gesammelten Erfahrungen bringen sollte.

Ein wichtiger Grund für den Abschied von Thorntail ist das Aufstreben von Quarkus. Version 1.0 des Open-Source-Frameworks ist im November 2019 erschienen, und seine Ursprünge liegen wie die von WildFly Swarm bei Red Hat, die es vollmundig mit dem Slogan "Supersonic Subatomic Java" angekündigt hatten. Quarkus deckt die typischen Thorntail-Anwendungsfälle ab und wurde schnell erfolgreich.

Gleichzeitig hat WildFly einige der Lücken gefüllt, die ursprünglich wohl ein Grund für den Start des WildFly-Swarm-Projekts waren. Der Java-Applikationsserver bietet volle Unterstützung für MicroProfile 3.3 und setzt dabei ebenso wie Thorntail und Quarkus auf SmallRye-Komponenten.

Die ursprünglich im Zuge von WildFly Swarm erfundenen sogenannten Hollow JARs sind inzwischen ebenfalls Bestandteil aller größeren Applikationsserver. Die hohlen Java Archives enthalten die zum Ausführen einer bestimmten Anwendung benötigten Komponenten, aber im Gegensatz zu Fat beziehungsweise Uber JARs nicht den Anwendungscode selbst.

Zwischen Quarkus und WildFly ist Thorntail damit überflüssig geworden. Wie der bekannte deutsche Java-Entwickler Adam Bien in seinem Blog anmerkt: "Thorntail war nicht so komfortabel wie WildFly und nicht so hoch optimiert wie Quarkus".

Sollten keine größeren Security-Bugs mehr auftauchen, sind somit keine weiteren Thorntail-Releases geplant – zumindest nicht für das offene Community-Projekt. Für den Red Hat Build von Thorntail hat das Unternehmen dagegen weiteren Support angekündigt.

(rme)