Schule beginnt in weiteren Ländern – digital besser aufgestellt

Weitere Bundesländer starten demnächst ins neue Schuljahr. Wie gut sind die Schulen diesmal digital vorbereitet – falls es wieder Fernunterricht geben muss?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 95 Kommentare lesen
Schule beginnt in weiteren Ländern – digital besser aufgestellt

(Bild: Ivan_Karpov/Shutterstock)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • dpa
Inhaltsverzeichnis

In Mecklenburg-Vorpommern ist gleich in der ersten Woche des neuen Schuljahres passiert, was mit Blick auf die Rückkehr in den sogenannten Regelbetrieb befürchtet wurde: Wegen Corona-Infektionen wurden zwei Schulen wieder geschlossen. Nun richtet sich der Blick auf weitere Bundesländer. In Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein geht die Schule am Montag wieder los, in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch. Nach Angaben aus den Ländern sind die Schulen inzwischen digital besser aufgestellt, sollte es wieder Schließungen und Fernunterricht geben.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen mit seinen 5500 Schulen und rund 2,5 Millionen Schülern sollen alle Lehrkräfte und alle bedürftigen Schüler Laptops oder Tablets aus umfangreichen Mitteln von Bund, Land und Kommunen finanziert bekommen. Die Landesregierung sieht Investitionen in Höhe von rund 350 Millionen Euro für das Lehren und Lernen mit digitalen Medien vor. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) nennt es "die größte digitale Ausstattungsoffensive für Schulen, die es je in Nordrhein-Westfalen gegeben hat". Die Geräte sollen so schnell wie möglich zur Verfügung zu stehen. Es könne jedoch nicht sichergestellt werden, dass alle schon nach den Sommerferien bei allen Schülern und Lehrern vorhanden seien. Das Förderprogramm laufe bis zum Jahresende.

Nach Angaben des NRW-Digitalisierungsministeriums sind bislang mindestens 93 Prozent der Schulen ans schnelle, gigabit-fähige Internet angeschlossen oder werden es bald sein. Zum Vergleich: 2018 habe das für lediglich 59 Prozent der rund 5400 Schulen in NRW gegolten. Die Landesregierung hat die Zielmarke vorgegeben, dass bis Ende 2022 alle Schulen in NRW mit Gigabit-Geschwindigkeiten versorgt sein sollen.

Bei der Digitalisierung waren Berlins Schulen vor Corona nicht eben weit vorne. Häufig scheiterte es schon an einem leistungsfähigen Breitbandanschluss. Inzwischen hätten mehr als 600 Schulen in der Hauptstadt Medienkonzepte eingereicht, um Mittel aus dem bundesweiten, 5,5-Milliarden-Euro schweren Digitalpakt Schule abzurufen, sagt Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD). "336 Server für ein generell stabiles WLAN wurden bereits bewilligt. Die Mittel aus dem Digitalpakt – insgesamt 257 Millionen Euro bis 2024 – fließen jetzt ab."

Ende April begann die Verteilung von 9500 Tablets als Leihgabe an bedürftige Schüler, damit diese auch für das Homeschooling gerüstet sind. Der digitale "Lernort Berlin" wurde laut Bildungsverwaltung in den vergangenen Wochen und Monaten von zusätzlich dafür abgestellten Lehrern weiterentwickelt. Außerdem sind 140 Techniker von zwei IT-Firmen für die allgemeinbildenden Schulen ab dem neuen Schuljahr im Einsatz. Technische Probleme beim digitalen Unterrichtsangebot sollen auf diese Weise schnell behoben werden.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

In Brandenburg wurde die Anbindung an die Schulcloud – eine gemeinsame Internet-Plattform mit digitalen Lehr- und Lerninhalten – massiv ausgeweitet. Ursprünglich sollten in diesem Jahr 100 Schulen an die Cloud angeschlossen sein, inzwischen arbeiten bereits 403 Schulen damit, 500 sollen es im neuen Schuljahr werden. Dann würde deutlich mehr als die Hälfte der insgesamt 916 Schulen damit versorgt sein.

Durch die Corona-Pause hat es nach Angaben von Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) auch einen deutlichen Schub bei dienstlichen E-Mail-Adressen gegeben. Inzwischen hätten etwa 88 Prozent (17.700) der Lehrer eine dienstliche Adresse. Die restlichen sollen in den ersten Wochen des neuen Schuljahrs eingerichtet werden.

Mobile Endgeräte für alle Schüler, die nicht darüber verfügen, sollen im ersten Schulhalbjahr bereitgestellt werden. Dazu stehen 16,8 Millionen Euro aus dem Sofortausstattungsprogramm des Bundes zur Verfügung. Die bessere digitale Ausstattung der Schulen lahmt dagegen weiter: Es liegen bisher erst für 143 Schulen des Landes Anträge auf Fördermittel aus dem bundesweiten 5,5-Milliarden-Euro schweren Digitalpakt Schule in Höhe von 17,7 Millionen Euro vor. Gerade mal 21 Anträge mit insgesamt 3,1 Millionen Euro Förderung wurden bewilligt. Brandenburg stehen aus dem Fördertopf 151 Millionen Euro zu.

In Schleswig-Holstein hat die Corona-Krise laut Bildungsministerin Karin Prien (CDU) einen Digitalisierungsschub in den Schulen ausgelöst. Schleswig-Holstein erhält aus dem Digitalpakt 170 Millionen Euro. Die formalen Voraussetzungen, um Mittel abzurufen, seien weiter vereinfacht worden. Ein datenschutzkonformer Videokonferenzdienst für die Schulen sei bereitgestellt worden, und es würden zusätzliche Stellen geschaffen, um die Schulen bei der Digitalisierung zu beraten.

Spätestens seit Mitte Juli konnten die Schulen laut Prien über ein Sofortausstattungsprogramm digitale Endgeräte beschaffen. Seitdem seien 7,35 Millionen Euro vergeben und insgesamt 9,18 Millionen Euro von 107 Schulträgern beantragt worden. 800 Lehrkräfte hätten in den vergangenen Wochen und insbesondere auch in den Ferien Fortbildungen zum Lernen mit digitalen Medien gemacht. «Schneller kann so etwas nicht funktionieren», sagte Prien. In den nächsten Wochen würden zudem alle Lehrkräfte endlich Dienst-E-Mail-Adressen bekommen.

(tiw)