Panasonic G110 im Kurztest: Kompakte Systemkamera mit Smartphone-Charme

Kompakter Allrounder: Die kleine G110 versteht sich auf Foto und Film. Smartphones will sie dabei ein Schnippchen schlagen. Ob ihr das gelingt?

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Panasonic G110 im Kurztest: Kompakte Systemkamera mit Smartphone-Charme

Panasonic G110

Lesezeit: 12 Min.
Inhaltsverzeichnis

Nachdem sich Panasonic im vergangen Jahr auf den Ausbau seines spiegellosen Vollformatsystems "Lumix S" konzentriert hat, gibt es nun wieder einen Neuzugang bei den Micro-Four-Thirds-Spiegellosen: Die G110 will ein kleines Schweizer Taschenmesser sein – Lösung für Foto, Video und Social Media. Panasonic hebt dabei unter anderem die gegenüber Smartphones überlegene Bildqualität hervor.

Damit stapelt der Hersteller zumindest in Bezug auf die Bildergebnisse tief, denn immerhin arbeitet die kleine G110 mit dem im Micro-Four-Thirds-System (MFT) üblichen Four-Thirds-Chip. Er misst etwa 17 mal 13 Millimeter und übertrumpft aktuelle Smartphone-Sensoren damit um Längen. Diese sind in der Regel nicht größer als 1/1,7 Zoll – 7,6 × 5,7 Millimeter. Dafür haben sie teils irrsinnig hohe Auflösungen von 40 Megapixeln und mehr, die einzelnen Pixel fallen damit extrawinzig aus.

Dabei ist Größe in diesem Fall entscheidend für die Bildqualität. Je größer ihre Grundfläche, desto mehr Photonen können sie in derselben Zeit einsammeln und später in Bildinformationen umwandeln. Das wirkt sich positiv auf Rauschverhalten und Dynamikumfang aus. Mithilfe der Technik des Pixelbinnings wollen Huawei und Co. die Nachteile der Mini-Pixel bändigen. Sie kombinieren die Informationen mehrere Fotodioden und geben standardmäßig Bilder mit geringerer Auflösung aus – meist sind das nicht mehr als 12 Megapixel. Die G110 kommt standardmäßig übrigens auf 20 Megapixel.

Wie sich die unterschiedliche Sensor- und Pixelgröße tatsächlich im Bild niederschlägt, haben wir uns im Labor angeschaut. Als Referenzen dienten uns die Hauptkameras von Huawei P40 Pro und Samsung S20 Ultra. Gemein ist ihren Foto-Apps ein Pro-Modus, in dem Fotografen wichtige Parameter wie die ISO-Empfindlichkeit vorwählen können, sowie die standardmäßige Ausgabe der Bilddaten mit etwa 4000 x 3000 Pixeln. Die G110 gibt ihre Fotos standardmäßig mit 5184 x 3888 Pixeln aus. Um Unterschiede hier besser vergleichbar zu machen, haben wir ihre Fotos entsprechend auf 12 Megaixel herunter gerechnet. Der Sieg der G110 ist da wenig überraschend eindeutig, vor allem bei hohen Empfindlichkeiten, denn da produzieren die Smartphones nur noch detailarme, verwaschene Ergebnisse. Doch selbst die nicht herunter gerechneten Bilder der G110 zeigen bei hohen ISO-Werten wie 3200 in der 100-Prozent-Dartsellung deutlich mehr Details.

Panaosnic G110: Beispiel- und Laborbilder (13 Bilder)

Ausschnitt aus der c't Testszene:

Panasonic G110 mit Kit-Objektiv bei niedrigster Empfindlichkeit (skaliert)

Obwohl die G110 also durchaus bessere Aufnahmen als Smartphones produzieren kann, sucht sie dennoch auffällig ihre Nähe – unter anderem imitiert sie deren Bildstil.

Im Selfie-Modus können Fotografen beispielsweise mit der Hintergrundunschärfe spielen, sobald die Kamera ein Gesicht erkennt. Dabei öffnet und schließt das Objektiv allerdings nicht seine Blende, die Anpassung erfolgt lediglich via Software. Das wirkt auffallend künstlich und wird den Fähigkeiten einer Digitalkamera, die diesen Effekt mit Wechselobjektiven samt hoher Lichtstärke auf optischem Wege erzielen könnte, kaum gerecht. Obendrein zeigen sich die gleichen Unzulänglichkeiten wie bei den Smartphone-Bokehs: verschrobene Schärfeebenen und unlogische Übergänge. Wahrscheinlich geht Panasonic davon aus, dass die Kamera eben hauptsächlich mit dem licht- beziehungsweise bokehschwachen Kit-Objektiv betrieben und nicht durch weitere, höherwertige Objektive ergänzt wird.

Im Lieferumfang der G110 ist ein kleiner Handgriff enthalten, er kann auch als Stativ genutzt werden und besitzt Auslöser für Foto und Video.

Einen Selfie-Modus gibt es übrigens auch für Video und der richtet sich direkt an die sogenannten Vlogger (Video-Blogger). Nachdem diese die Videotaste auf der Oberseite gedrückt haben, startet ein kurzer Countdown. Der Autofokus erkennt dann automatisch Gesichter und Augen, stellt darauf scharf und führt den Fokus nach. Dank des freischwenkbaren Monitors können sich die Vlogger außerdem gut beobachten. Darüber hinaus bietet die Kamera eine Rahmen-Markierung für die verschiedenen Sozialen Netzwerke an. Freilich zeichnet die Kamera auch Hochkantvideos auf.

Und noch einen Trick, den man sonst vom Smartphone kennt, beherrscht die G100 – die Hand-Nachtaufnahme. Hierbei nimmt sie eine Bilderserie auf und verrechnet die Einzelaufnahmen zu einem verwacklungsfreien JPEG.

Das beiliegende Objektiv Lumix G Vario 1:3.5-5.5/12-32mm deckt einen universellen Brennweitenbereich ab, der Kleinbild-äquivalenten 24 bis 74 Millimetern entspricht. Die Lichtstärke liegt in Weitwinkelstellung bei f/3.5, bei mittlerer Brennweite öffnet sich die Blende maximal auf f/4.0. Am langen Ende ist nur noch f/5.6 möglich. Im Test zeigte das Objektiv seine beste Leistung in Weitwinkelstellung. Die Bildmitte ist hier bereits bei "Offenblende" sehr crisp und steigert sich bis f/4.0 auf eine Auflösung von 1830 Linienpaare pro Bildhöhe, womit es die mögliche Sensorleistung zu etwa 94 Prozent ausreizt. Die Ecken bleiben hier allerdings um etwa 20 Prozent zurück – das sieht man im Bild. Auch zum Telebereich hin wird die Bildwirkung insgesamt weicher, dafür klaffen Bildzentrum und -ränder nicht mehr so stark auseinander.

Mit diesem Ergebnis hat sich das kleine Lumix-G-Vario-Pancake den Titel "klassisches Kit-Objektiv" verdient: nicht richtig schlecht, aber auch nicht gut. Dazu passt das Plastikbajonett. Wer mehr aus der Kamera rausholen will, muss an dieser Stelle investieren. Im Micro-Four-Thirds-System hat er dann die Qual der Wahl, denn das Objektiv-Angebot ist groß, vielseitig und gut. Allein Panasonic und MFT-Partner Olympus liefern weit über 50 Optiken.

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