Erdgeschichte: Supernova als mögliche Ursache für gigantisches Massenaussterben

Vor 360 Millionen Jahren sind über einen Zeitraum von mehreren Hunderttausend Jahren die meisten Arten verschwunden. Eine Supernova könnte das erklären.

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Erdgeschichte: Eine Supernova als mögliche Ursache für riesiges Massenaussterben

Simulation des Sonnenwinds, der mit den Überresten einer Supernova kollidiert (blau, die Umlaufbahn der Erde um die Sonne, rot)

(Bild: Jesse Miller)

Lesezeit: 3 Min.

Eine oder mehrere Sternenexplosionen in vergleichsweise geringer Entfernung könnten vor fast 360 Millionen Jahren zu einem dramatischen Massenaussterben auf der Erde geführt haben. Das hat eine Gruppe von Wissenschaftlern der Universität von Illinois postuliert und erklärt, welche Spuren solch ein Ereignis hinterlassen haben könnte, die man heute noch finden könnte. Eine oder mehrere Supernovae in wenigen Dutzend Lichtjahren Entfernung könnten demnach auch erklären, warum das sogenannte Hangenberg-Ereignis bis zu 300.000 Jahre lang gedauert hat, wie es in der Forschung angenommen wird.

Die Forscher um Brian Fields haben sich nach eigener Aussage auf die Grenze zwischen den Erdzeitaltern Devon und Karbon vor 358,9 Millionen Jahren konzentriert. Das Gestein aus dieser Epoche enthält demnach Hunderttausende von Pflanzengenerationen, die von ultraviolettem Licht verbrannt wurden. Die schützende Ozonschicht sei über lange Zeit hinweg deutlich verringert gewesen. Das könne zwar durch massenhafte Vulkanausbrüche oder eine Klimaerwärmung ausgelöst worden sein, die Beweise dafür seien aber nicht überzeugend. Kurzzeitige kosmische Ursachen wie Meteoriteneinschläge, Sonneneruptionen oder Gammastrahlenausbrüche hingegen dürften nicht so langanhaltende Folgen in der Ozonschicht haben, meinen sie.

Eine Supernova dagegen liefere quasi zwei Schläge und könnte die Eckdaten dieses Massenaussterbens erklären. Zuerst würde eine Sternenexplosion in wenigen Dutzend Lichtjahren Entfernung die Erde in gefährliche UV-, Röntgen- und Gamma-Strahlen tauchen, später könnten Überreste der Explosion die Erdatmosphäre dauerhaft schädigen. Das könne durchaus bis zu 100.000 Jahre andauern. Die viel längere Dauer des Hangenberg-Ereignisses könnte durch eine Kette von Supernovae erklärt werden, denn es sei durchaus nicht ungewöhnlich, dass große Sterne in Gruppen auftreten und die Explosion eines einzelnen weitere Explosionen nach sich ziehe.

Sollte ihre Theorie stimmen, müssten sich in den entsprechenden Gesteinsschichten bestimmte radioaktive Isotopen finden, nach denen man suchen könnte, schreiben sie noch. Im Speziellen wären das Plutonium-244 und Samarium-146. Außerdem wollen sie ihre Theorie als Hinweis darauf verstanden wissen, dass das Leben auf der Erde nicht isoliert existiert und der Kosmos durchaus Einfluss darauf habe – teilweise ziemlich heftig. Sollte tatsächlich eine Supernova in 65 Lichtjahren Entfernung vor fast 400 Millionen Jahren bis zu 75 Prozent aller Arten ausgelöscht haben, wäre das etwa ein Zehntel der Distanz zu Beteigeuze, setzen sie das noch ins Verhältnis. Der Stern hatte zuletzt Aufmerksamkeit erregt, weil sein Ende in einer Supernova unmittelbar bevorzustehen schien.

(mho)