Geplantes Lieferkettengesetz: Wirtschaftsweiser warnt vor Belastungen

Das Lieferkettengesetz soll Menschen im Ausland vor Ausbeutung durch große deutsche Unternehmen schützen. Das könnte die deutsche Wirtschaft benachteiligen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 89 Kommentare lesen
Geplantes Lieferkettengesetz: Wirtschaftsweiser warnt vor Belastungen

(Bild: whiteMocca/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • dpa

Der Chef der "Wirtschaftsweisen", Lars Feld, hat mit Blick auf das geplante Gesetz für gute Arbeitsbedingungen in der weltweiten Produktion vor massiven Belastungen für die deutsche Wirtschaft gewarnt. "Mit einem Lieferkettengesetz wird die Axt an das bisherige Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft mit stark internationalisierten Wertschöpfungsketten und einer starken Produktion im Ausland gelegt", sagte Feld der dpa.

"Ich schaue mit großem Entsetzen auf das Lieferkettengesetz", sagte Feld. "Wie sollten die Unternehmen sicherstellen, dass die Menschenrechte in den Wertschöpfungsketten in den einzelnen Staaten wirklich eingehalten werden?" Dies sei eine politische Aufgabe und liege in der Souveränität von Staaten. "Das führt zu einer massiven Belastung. Das Ganze hat durchaus das Potenzial, uns über Jahre so zu belasten, dass die Wirtschaftsentwicklung wesentlich geschwächt wird."

Für ein Lieferkettengesetz machen sich vor allem Sozialminister Hubertus Heil (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) stark. Es geht dabei um größere Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten. Ziel ist, dass in weltweiten Lieferketten zur Herstellung etwa von Kleidern, Schokolade oder Elektrogeräten Menschenrechte eingehalten werden. Weder Staaten noch Unternehmen könnten sich um die Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten herumdrücken, hatte Heil gesagt: "Wir reden hier über den Kampf gegen Kinderarmut und Ausbeutung."

Eckpunkte eines Lieferkettengesetzes sollten nach einer ursprünglichen Planung eigentlich am Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden. Innerhalb der Bundesregierung gibt es aber noch keine Einigung. Dem Vernehmen nach hat vor allem Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Bedenken, etwa zu Haftungsregelungen.

Feld sagte mit Blick auf das Lieferkettengesetz: "Das ist das Gegenteil dessen, was im Sinne der Innovationsförderung mit Bürokratieabbau und Deregulierung gemacht werden sollte. Die Corona-Krise dient dazu, langgehegte politische Wünsche durchzusetzen."

Dazu gehöre auch das Verbot der Werkverträge und der Leiharbeit in der Fleischindustrie. "Bei allen Verfehlungen der Fleischindustrie: Die Werkverträge haben mit dem Ausbruch von COVID-19 bei Tönnies nichts zu tun. Es ist ja offensichtlich die Belüftung in den Schlachthöfen. Da würde man eigentlich erwarten, dass es Auflagen für vernünftige Belüftungsanlagen gibt oder Auflagen für die Unterkünfte."

Feld sagte, er könne nur hoffen, dass Minister Altmaier weiter Widerstand gegen das Lieferkettengesetz leiste. "Eine mögliche Haftung lässt sich nicht ohne großen Schaden für die deutsche Wirtschaft durchsetzen. Es hilft nichts, wenn dies nur für größere Unternehmen gilt. In Italien wachsen Unternehmen nicht, weil sie dann schärferen Regulierungen unterliegen. Deutschland sollte sich nicht mit zusätzlichen Regulierungen die italienische Krankheit einhandeln."

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Feld ist Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Universität Freiburg und Direktor des Walter Eucken Instituts. Seit März 2020 ist er Vorsitzender des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, dem er seit März 2011 angehört. Der Sachverständigenrat berät die Politik. Die Experten werden umgangssprachlich auch als die "Wirtschaftsweisen" bezeichnet.

(olb)