Darth Vader und die Katze: Falsche Daten erschweren Corona-Verfolgung

In einer Hamburger Bar arbeiten Corona-Infizierte hinterm Tresen. Hunderte Gäste müssen in Quarantäne. Doch nicht alle lassen sich ermitteln.

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Darth Vader und die Katze: Falsche Daten erschweren Corona-Verfolgung

(Bild: Maridav/Shutterstock.com)

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Darth Vader, bitte melden. Was zunächst lustig klingt, bringt das Dilemma der Hamburger Gesundheitsbehörden bei der Nachverfolgung eines Corona-Ausbruchs auf den Punkt: Viele Besucher einer Bar im beim Partyvolk beliebten Schanzenviertel haben sich nicht mit richtigem Namen und Telefonnummer in die Kontaktlisten eingetragen und sich stattdessen dort als Lucky Luke oder eben Darth Vader verewigt – vielleicht nur aus Spaß. Doch nun ist es passiert. Gleich mehrere Bedienungen in der stets gut besuchten "Katze" sind Corona-positiv. Rund 600 Gäste könnten sich angesteckt haben. Von etwa 100 fehlen den Behörden die echten Kontaktdaten.

Es erinnert ein wenig an die Hüttengaudi in den österreichischen Wintersportorten ganz zu Beginn der Pandemie. Oder an den jüngsten Fall in Garmisch-Partenkirchen, wo eine mit dem Coronavirus Infizierte noch eine Kneipentour unternommen hatte und nach aktuellem Stand bis zu 30 Personen angesteckt haben könnte.

Auch in der Schanze wird regelmäßig ausgelassen gefeiert. Der Alkohol fließt in Strömen. So stark, dass die Behörden den Außerhausverkauf dort schon seit Anfang August in den Wochenendnächten verbieten, um enthemmtes Gedränge ohne Abstand zu vermeiden. Die "Katze" ist angesagt. Regelmäßig stehen die Feierwütigen dicht an dicht in und vor der Bar.

Weil der relativ kleine Gastraum schwer zu belüften sei und wohl auch die Mindestabstände nicht immer eingehalten worden seien, müsse man von einem hohen Infektionsrisiko ausgehen, sagt der Sprecher der in Hamburg für die Gesundheit zuständigen Sozialbehörde, Martin Helfrich. 500 Gäste hätten die Gesundheitsämter bereits kontaktiert. Die meisten seien nun in zweiwöchiger Quarantäne.

Konkret gehe es um die Abende und Nächte des 5., 8. und 9. September, als die infizierten Bedienungen hinterm Tresen standen – ohne Maske. Dies sei generell zulässig, wenn der Mindestabstand gewährleistet sei, sagt er. Im Fall "Katze" werde jedoch geprüft, ob das Hygienekonzept eingehalten wurde.

In Quarantäne müsse jeder, der als sogenannte "Kontaktperson eins" eingestuft werde. Da in der Bar Infizierte gearbeitet hätten, seien dies alle Gäste, die den Innenraum der "Katze" an den fraglichen Tagen nach 19.00 Uhr betreten hätten. "Ich gehe davon aus, dass der überwiegende Teil als Kontaktperson eins eingestuft wird und in Quarantäne gehen muss", sagt Helfrich. Die rund 100 Gäste mit ungeklärter Identität rief er auf, sich zu melden.

"Dass sich viele Gäste nicht mit richtigem Namen eintragen, ist doch bekannt", sagt eine Bedienung aus einer benachbarten Bar am Schulterblatt. "Da hätten die Behörden mal kontrollieren müssen." Den Bedienungen und Barbetreibern sei dies nicht zuzumuten. Weiter äußern will sich die Frau nicht. "Es geht ja auch um die Solidarität hier in der Schanze."