Vor 40 Jahren: Das "Blue Book" als erste Spezifikation des Ethernets

Man soll die Geburstage feiern, wie sie fallen: Einer der vielen Geburstage des Ethernets ist am 30.9., in dessen Folge LANs sich massenhaft verbreiteten.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers
  • Jürgen Kuri

Nicht nur das Internet, auch das Ethernet kennt viele Geburtstage, am heutigen 30. September ist einer: Vor 40 Jahren erschien das "Blue Book", herausgegeben von Digital Equipment, Intel und der Firma Xerox. Die Veröffentlichung der Spezifikationen für den Aufbau eines lokalen Netzwerkes sollte verhindern, dass andere Firmen Patente für die Technik beanspruchen, wie Computer in lokalen Netzwerken miteinander kommunizieren können. Die Veröffentlichung des "Blue Books" am 30. September 1980 ist einer der Geburtstage des Ethernet.

Ein anderer Geburtstag liegt noch weiter zurück: am 25. Juni 1973 zeichnete Bob Metcalfe seine Überlegungen zur Vernetzung von Rechnern auf eine Papierserviette. Später benannte Metcalfe seinen Vorschlag "Ethernet", nach dem hypothetischen Äther, der in den Anfängen der Physik die Ausbreitung des Lichtes erklären sollte. Als Stoff, der bis zu 256 Rechner am PARC verbinden sollte, machte der Begriff schnell Karriere, in erbitterter Konkurrenz zu dem von IBM propagierten Token-Ring-Netzwerk. Die Kämpfe um die Grundlagen des "richtigen" Netzwerkes wurden in den Gremien der IEEE ausgefochten, als man sich 1980 daran machte, die Netzstandards zu definieren.

So geht dann auch ein weiterer Feiertag auf das Jahr 1983 zurück, als die technischen Spezifikationen des Blue Books die Basis des IEEE-Standards bildeten. Danach stand dem Siegeszug des Ethernet als Standard fürs LAN nichts mehr im Wege – auch wenn es selbst noch im Jahr 2000 einiger technischer Erläuterungen für den Normaluser bedurfte. Zur Feier des am heutigen Mittwoch anstehenden Geburtstags gibt es nun eine kleine Sause mit Bob Metcalfe als dem Erfinder des Ethernet und Jensen Huang, dem Chef von Nvidia.

Ethernet gewann rasch an Bedeutung, weil sich der Standard auf die beiden unteren Schichten nach dem OSI-Modell konzentrierte. Dies gestattete es Firmen, in den höheren Schichten ihre eigenen Vorstellungen vom richtigen Vernetzen zu installieren. So entwickelte Digital Equipment sein Omnibus-Netzwerk, das über 10.000 Rechner miteinander verband. Bob Metcalfe selbst erkannte bei der Entwicklung des Ethernet und den Auseinandersetzungen in der IEEE die Rolle, die Ethernet-Adapter für unterschiedliche Kleincomputer spielen können: Er machte mit seinem vom hawaiianischen ALOHAnet inspirierten Ethernet ein Vermögen, als er die Firma 3Com gründete. Später arbeitete er als Kolumnist und wurde für seine technischen Prognosen bekannt. Zu seinen spektakulären Vorhersagen gehört die am 16. August 1993 geäußerte Prognose, dass sich drahtloses Vernetzen niemals durchsetzen wird.

Der Schluss dieser daneben gegangenen Prognose verdient es, im Zeitalter von Covid-19 zitiert zu werden: "Wenn die Hälfte aller Probleme dieser Welt dadurch bestehen, dass zu viele Menschen auf der Erde leben, besteht die andere Hälfte darin, dass viel zu viele von uns so viel herumreisen – von Zuhause zur Arbeit, von der Arbeit zum Kunden, von unseren bildhübschen Heimatstädten zu identischen Flughäfen, Hotels und Touristenfallen auf der ganzen Welt. Lasst uns lieber unsere Häuser ordentlich verkabeln und dort bleiben."

(jk)