OSGi Alliance übergibt Projekte der Eclipse Foundation und löst sich auf

Zur EclipseCon 2020 erklärt die Organisation hinter dem offenen Standard, dass die OSGi-Projekte künftig bei der Eclipse Foundation weiterentwickelt werden.

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  • Rainald Menge-Sonnentag
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Die vor über zwanzig Jahren gegründete OSGi Alliance wird sich auflösen und ihre Projekte der Eclipse Foundation übergeben. Im OSGi-Blog kündigt der Präsident der Organisation den Schritt an, der passend zur EclipseCon 2020 erfolgt. Letztere findet wie die meisten Veranstaltungen dieses Jahr online statt.

Die beiden Organisationen stehen sich schon lange nahe. Beide haben tiefe Wurzeln im Java-Umfeld: Die OSGi-Spezifikation beschreibt ein modulares System und eine Serviceplattform für Java, die ein dynamisches Komponentenmodell implementiert. OSGi stand früher für "Open Services Gateway inititative". Die Eclipse Foundation beherbergt zahlreiche Java-Projekte, zu denen inzwischen mit Jakarta EE die Enterprise-Variante als Nachfolger von Java EE gehört, das Oracle vor drei Jahren an die Eclipse Foundation übergeben hatte.

Eine frühe Symbiose der beiden Projekte, genau genommen seit Eclipse 3.0 im Jahr 2004, ist zudem die Umsetzung von Eclipse-Plug-ins als OSGi-Bundles. Damit gilt die Entwicklungsumgebung als eine der ersten Enterprise-Anwendungen jenseits der ursprünglich auf das Embedded-Umfeld ausgerichteten OSGi-Spezifikation, was wiederum deren Weiterentwicklung maßgeblich geprägt hat.

In den vergangenen Jahren hat die OSGi Alliance ihr Community-Event im Rahmen der EclipseCon veranstaltet, auf der sie 2019 ihr zwanzigjähriges Bestehen feierte. Damit ist sie fünf Jahre älter als die 2004 ins Leben gerufene Eclipse Foundation. Zu den OSGi-Gründungsmitgliedern gehörten seinerzeit IBM, Oracle, Sun Microsystems, Ericsson und Philips. Später kamen unter anderem die Deutsche Telekom, Bosch, die Software AG, NTT und Adobe hinzu.

Die beiden Organisationen haben zudem zahlreiche gemeinsame Mitglieder, und das Eclipse-Equinox-Projekt ist seit einigen Jahren die Referenzimplementierung des OSGi-Frameworks. Im März hat die OSGi Alliance die achte Version der OSGi-Spezifikation vorgeschlagen, was bisher aber nicht umgesetzt ist. Nach wie vor ist OSGi Release 7 aktuell.

Dan Bandera, Präsident der Allianz, beschreibt im Blogbeitrag den Wandel der letzten zwanzig Jahre und die veränderten Voraussetzungen, die letztlich zur Entscheidung der Projektübergabe an Eclipse geführt haben. Er führt aus, dass Oracle Sun Microsystems übernommen hatte und gleichzeitig IBM und Oracle nicht mehr wie zum Jahrtausendwechsel die größten Namen der Tech-Industrie seien. Parallel habe sich der Open-Source-Bereich massiv entwickelt. Vor zwanzig Jahren gab es als Grundsteine dafür die 1999 gegründete Apache Software Foundation und eine seinerzeit langsam wachsende Hardwareunterstützung für Linux.

Inzwischen seien Open-Source-Projekte die wichtigste Quelle für Softwareentwickler, um an offene Techniken und Standards zu gelangen. Die OSGi Alliance benötige die Open-Source-Projekte als Referenzimplementierung. Daneben präge der "Code First"-Ansatz maßgeblich offene Standards. Als Beispiele führt Bandera neben der Jakarta-EE-Plattform die OASIS Open Projects auf.

Daher habe der OSGi-Vorstand nach gründlichen Überlegungen beschlossen, dass der beste Schritt sei, alle Assets der Organisation an die Eclipse Foundation zu übergeben, damit die weitere Entwicklung dort stattfinden kann. Gleichzeit löst der Vorstand die OSGi Alliance auf. Die OSGi-Spezifikation bekommt mit der Eclipse OSGi Working Group eine eigene Arbeitsgruppe in der neuen Heimat.

Der Geschäftsführer der Eclipse Foundation Mike Milinkovich begrüßt den Schritt: "Die Eclipse Foundation freut sich, die Heimat der künftigen Evolution der OSGi-Spezifikation zu werden", die Arbeit werde unter dem "OSGi-Banner" weiterlaufen. "Wir danken dem Vorstand der OSGi Alliance für sein Vertrauen und freuen uns darauf, mit den Mitgliedern und Entwicklern der OSGi Alliance auf dem weiteren Weg zusammenzuarbeiten", so Milinkovich.

Weitere Details lassen sich dem Blogbeitrag von Dan Bandera und der daran angehängten FAQ entnehmen. Letztere beschreiben unter anderem den geplanten Übergang der Spezifikationen und Dokumentationen zu Eclipse.

(rme)