Motorradhelm der Oberklasse im Test: Arai Chaser-X Classic TT

Der Arai Chaser-X Classic TT hat seinen Preis, rechtfertigt diesen jedoch mit hoher Qualität und vielen gut durchdachten Details.

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Arai Chaser-X Classic TT

Der Arai Chaser-X Classic TT ist ein sehr kostspieliger, preiswerter Helm.

(Bild: iga)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Diese Saison hat mich der Arai Chaser-X in dem schlichten, aber ergreifend schönen Design „Classic TT“ zum Testen begleitet. Schon rein optisch macht der Helm viel her: Er ist schwarz lackiert und zeigt die jahrzehntelange Verbundenheit des japanischen Herstellers mit dem legendären Rennen auf der Isle of Man durch weiße Schriftzüge und eine symbolisierte schwarz-weiß karierte Flagge.

Arai, der Erfinder des Integralhelms, hat den Chaser-X als sportlichen, aber dennoch komfortablen Helm konzipiert. Er entspricht ganz der Firmenphilosophie: Die Schale aus Fiberglaslaminat ist sehr hart, damit sie nicht eingedrückt oder von spitzen Gegenstände durchbohrt werden kann, und nach dem Konzept „R75“ geformt. Dabei handelt es sich um eine Schablone, die auf 75 mm Länge eine bestimmte Krümmung aufweist, sodass der Helm bei einem Sturz über den Asphalt gleiten kann.

Der Chaser-X weist jetzt auch das „VAS“ (Variables Achsensystem) auf, das zuerst für den Sporthelm RX-7V entwickelt wurde. Dabei wurde die Visierbefestigung um 24 mm nach unten verschoben, damit der Helm im Schläfenbereich noch mehr Energie absorbieren kann. Die Oberfläche der Helmschale weist keinerlei Kanten auf, alle Anbauteile sind geklebt, sodass sie bei einem Aufprall direkt abbrechen und sich nirgendwo verhaken und den Kopf herumreißen können. Auch wird es bei einem Arai-Helm nie eine integrierte, also ausziehbare Sonnenblende geben, denn das würde die Schale schwächen.

Der Chaser-X gehört nicht zu den ausgesprochenen Leichtgewichten, ist aber mit 1630 Gramm noch absolut akzeptabel – Stabilität hat halt ihr Gewicht. Dafür erweist sich die Passform als hervorragend: Der Helm liegt straff an, drückt aber nirgendwo. Da natürlich jede Kopfform anders ist, hält Arai noch Micro-Fit-Wangenpolster bereit.

Die 5 mm dicken Polster passen den Helm dem Kopf des Trägers an. Außerdem sorgt das FCS (Facial Contour System) mittels eines Federmechanismus in den Wangenpolstern für straffen Sitz am Unterkiefer, ohne zu viel Druck auszuüben. Das antibakterielle Innenfutter fühlt sich flauschig weich an und ist zur Reinigung herausnehmbar. Wie bei Arai üblich wird der Kinnriemen mit einem Doppel-D-Verschluss befestigt. Klickverschlüsse hält der Hersteller für nicht sicher genug.

Der Chaser-X ist serienmäßig mit einem Pinlock-Visier ausgerüstet. Es ist auf ein paar tausend Test-Kilometern nicht einmal beschlagen, selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt oder im strömenden Regen blieb die Sicht klar. Ein ganz besonderes Lob hat sich auch die Ventilation des Helms verdient. Sogar im Visier befinden sich oben zwei kleine Klappen, um einen dezenten Luftstrom auf die Stirn zu gewähren.

Arai Chaser-X Classic TT (11 Bilder)

Der Arai Chaser-X Classic TT hat mich in dieser Saison auf ein paar tausend Testkilometern begleitet. Sein Design besticht durch zeitlose Eleganz.

Der Verschluss des großen Lufteinlasses am Kinn kann in drei Positionen eingestellt werden. Die oben auf dem Helm und die hinten liegende Belüftung lassen sich selbst mit dicken Handschuhen problemlos betätigen. Geöffnet erzielen sie eine spürbar kühlende Wirkung und halten im geschlossen Zustand absolut dicht und verursachen auch keine nervigen Pfeifgeräusche.

Der Chaser-X ist vielleicht nicht der leiseste Helm auf dem Markt, dämmt aber gut die Geräusche des Fahrtwinds und des Motors. Ein zu leiser Helm birgt zudem auch das Risiko für den Fahrer, herannahende Verkehrsteilnehmer akustisch zu spät oder gar nicht wahrzunehmen. Ich hatte im Sommer die Situation, dass sich ein Elektroauto schräg hinter mir im toten Winkel des Rückspiegels befand, ich aber das Abrollgeräusch von dessen Reifen noch hören konnte und so gewarnt war. Für Kommunikationssysteme sind Lautsprechertaschen in den Innenpolstern des Chaser-X vorgesehen, sodass die Lautsprecher nach dem Einbau nicht gegen die Ohren drücken.

Das Visier des Chaser-X ist nicht nur erfreulich breit, sondern reicht auch relativ weit nach oben. Das ist für Fahrten auf Sportmotorrädern ungeheuer wichtig, bei denen man vornüber gebeugt sitzt und den Kopf weit in den Nacken legen muss, um etwas zu sehen. Es gibt erstaunlich viele Helme, bei denen einem in der Position die obere Kante des Ausschnitts die Sicht verdeckt.

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Arai hat den Verriegelungsmechanismus des Visiers neu überarbeitet, sodass er auch bei einem Sturz nicht aufgeht. Allerdings ist der kleine Hebel am linken unteren Rand des Helmausschnitts mit Handschuhen etwas fummelig zu öffnen, sodass es manchmal nicht auf Anhieb klappt. Der Austausch des serienmäßigen Klarsicht-Visiers, z. B. gegen ein getöntes Visier, gelingt mit etwas Übung in wenigen Sekunden. Das Visier-Befestigungssystem wurde von Arai für die Formel 1-Helme entwickelt.

Arai-Helme entstehen grundsätzlich in Handarbeit. Die Fabrik in Japan verfügt über eine strenge Qualitätskontrolle. Jeder Arai-Helm durchläuft während der Produktion zwei separate Qualitätsprüfungen, und wenn er auch nur den kleinsten Makel aufweist, verlässt er das Werk nicht. Das merkt man dem Chaser-X Classic TT an, er ist perfekt lackiert und weist keine Fugen oder unsaubere Verarbeitung auf. Dass Arai zu den Premium-Hersellern gehört, ist allgemein bekannt, deshalb verwundert auch der Preis von 652,13 Euro nicht – eigentlich sind es 699 Euro, aber Arai gibt die Mehrwertsteuersenkung auf 16 Prozent an die Kunden weiter.

Der Chaser-X Classic TT ist jeden Euro wert, zumal er nicht nur über allerhöchste Sicherheitsfeatures verfügt, sondern auch noch ein sehr ansprechendes, zeitlos elegantes Erscheinungsbild bietet. Seine Funktionen sind bis ins kleinste Detail durchdacht und er gewährt hohen Komfort. Während des Tests trat kein Mangel auf, alles funktionierte auch nach ein paar tausend Kilometern noch einwandfrei. Der beste Helm ist der, den man während der Fahrt gar nicht bemerkt, deshalb bekommt der Arai Chaser-X Classic TT meine ausdrückliche Empfehlung.

(mfz)