Mit neun Jahren Verspätung: Hauptstadtflughafen BER eröffnet am Samstag

Am Samstag um 14 Uhr ist es soweit: Der Flughafen BER nimmt den Regelbetrieb auf. Der Betreiber verzichtet aber lieber auf eine Eröffnungsfeier.

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(Bild: Matthias Proske / heise online)

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  • dpa
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Mit neun Jahren Verspätung eröffnet am Samstag (14.00 Uhr) mit den ersten beiden Landungen der neue Hauptstadtflughafen BER. Eine Easyjet-Maschine vom Flughafen Tegel sowie ein Lufthansa-Flug aus München sollen zeitgleich auf den beiden Start- und Landebahnen des bisherigen Flughafens Schönefeld sowie des BER aufsetzen.

Der neue Flughafen gilt damit als eröffnet. Eine offizielle Feier wird es angesichts der mehrfachen Verschiebungen, verdreifachten Baukosten und jahrelangen Verzögerungen aber nicht geben.

Dennoch soll der Flughafen mit prominenten Gästen feierlich eingeweiht werden. Unter anderem die Chefs der Fluggesellschaften Lufthansa und Easyjet, Carsten Spohr und Johan Lundgren, werden erwartet. Der erste Start mit am BER eingecheckten Fluggästen erfolgt am frühen Sonntagmorgen. Ein Flugzeug von Easyjet soll dann von der Nordbahn nach London Gatwick aufbrechen.

Bereits seit vergangener Woche ist das Regierungsterminal auf dem BER-Gelände in Betrieb. Ein weiteres Fluggastterminal ist fertig, soll wegen des coronabedingten Einbruchs der Passagierzahlen aber erst nächstes Jahr in Betrieb gehen.

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Die ersten Flugverkehrkritiker sind am neuen Hauptstadtflughafens BER aber auch schon am Start. Zur Eröffnung des Flughafens wollen die Mitglieder der Gruppe Flight free 2020 dafür werben, deutlich weniger zu fliegen. Direkt vor dem neuen Terminal 1 in Schönefeld haben sie am Samstagmorgen ihren Stand aufgebaut. "Wenn ein neuer Flughafen eröffnet, müssen wir dabei sein", sagte Dimitri Molerov, Sprecher von Flight free Deutschland. "Uns geht es darum, die Menschen zu animieren, weniger zu fliegen und mehr Bus und Bahn zu nutzen." Dafür sammelt die Gruppe Unterschriften von Unterstützern.

Zur Eröffnung des BER an diesem Samstag sind außerdem eine Reihe von Protestaktionen angekündigt. Allein bei einer Taxi-Sternfahrt vom Flughafen Tegel bis zum BER wollen nach Angaben der Organisatoren gut 1000 Taxifahrer dabei sein. Kundgebungen und Demonstrationen haben auch Klimaschutzgruppen wie Fridays for Future und Am Boden bleiben angekündigt. Am Nachmittag sollen am neuen Hauptstadtflughafen die ersten beiden Maschinen landen.

Übrigens muss mit Abschluss der Riesenbaustelle BER noch nicht Schluss sein: Die Berliner CDU hat vor einiger Zeit bereits eine Magnetschwebebahn zur Anbindung des neuen Flughafens ins Gespräch gebracht. Sie soll den Flughafen mit der Innenstadt verbinden und erheblich weniger kosten als eine neue U-Bahn.

[Update 31.10.2020 15:14 Uhr:]

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat dazu aufgerufen, beim neuen Hauptstadtflughafen nun nach vorn zu blicken. "Die Zeit der Jokes über den BER muss jetzt zu Ende sein", forderte er bei der Eröffnung am Samstag in Schönefeld. Er sicherte zu, alles dafür zu tun, dass der Flughafen ein internationales Drehkreuz werde. "Es hat verdammt viel mit unserem Wohlstand in schwieriger Zeit zu tun, dass wir hier erfolgreich sind", sagte Scheuer. Er dankte den Beschäftigten am Flughafen Tegel, der in einer Woche schließen soll. "Mit diesem Flughafen so viele Passagiere abzufertigen, ist ein wirkliches Weltwunder gewesen."

Am neuen Hauptstadtflughafen BER sind aus Sicht des brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) mehr Interkontinentalverbindungen notwendig. "Wir brauchen die Augenhöhe mit den Flughäfen Frankfurt am Main und München", sagte Woidke bei der Eröffnung des Willy-Brandt-Flughafens am Samstag. Der Start sei ein Zeichen des Optimismus in der Corona-Krise.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte: "Dieser Flughafen ist auch ein Stück weit Wiedervereinigung und Nachwendegeschichte." Müller erinnerte an die zahllosen Probleme in der 14-jährigen Baugeschichte des Terminals. "Es gab in den vergangenen Jahren Tage, die waren zum Verzweifeln."

Am 8. November schließt der Flughafen Tegel zugunsten des BER. "Ich weiß, wie vielen Menschen das Herz blutet, wenn Tegel schließt", sagte Müller. "Aber er ist kein Flughafen der Zukunft."

Der Eröffnungstag des neuen Hauptstadtflughafens BER ist aus Sicht seines Chefs, Engelbert Lütke Daldrup, "kein historischer Tag". "Aber es ist für uns, für Berlin und Brandenburg, für Ostdeutschland ein ganz wichtiger Tag", sagte er am Samstag nach der Landung der ersten zwei Flugzeuge mit Passagieren am BER. "Endlich können wir unseren Flughafen in Betrieb nehmen. Endlich." Die Corona-Krise sei auf dem weiteren Weg auch mit Blick auf die Finanzen des Flughafens eine große Herausforderung. Aber: "Wir werden diese Krise aus meiner Wahrnehmung meistern und den BER gemeinsam zu einem erfolgreichen Flughafen machen", sagte Lütke Daldrup.

(tiw)