Modellbau-Tastenpult umfunktioniert: Synthesizer im Retro-Look

Ein altes Tastenpult für eine Modellbahn – samt seiner Originalverpackung – ist die Basis für diesen schicken, lichtsensitiven Retro-Synthesizer.

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Ein Kästchen mit weißer Tastatur, einige Tasten sind nach oben gestellt.

(Bild: Marc)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Helga Hansen

Zugegeben – die Töne, die aus diesem Kästchen kommen, sind eher schrammelig. Dafür überzeugt der Modellbau-Synthesizer mit seinem originellen Aussehen und der cleveren Verwendung alter Technik. Denn seine sechs Tasten gehören zu einem Controller, mit dem ursprünglich Modellbahnen des ostdeutschen Herstellers Berliner TT-Bahnen gesteuert wurden. Mit Fotowiderständen, LEDs und einer Oszillatorschaltung hat der Berliner Bastler Marc daraus ein interaktives Instrument gebaut, das gerade so in den Originalkarton passt.

Grundlage des Synthesizers ist ein kleiner Schaltkreis mit einem Hex-Schmitt-Trigger, den wir in Make 1/18, ab S. 48 ausführlich vorgestellt haben. Der Chip enthält sechs identische Schaltungen, mit denen sechs unterschiedliche Töne erzeugt werden können und passt damit perfekt zum Tastenpult. Er verträgt praktischerweise zwischen 3 und 18 Volt und liefert immer definierte Ausgangssignale: Rechteckschwingungen, eine der Grundformen der Klangerzeugung. Die Frequenz der Schwingungen wird von den verbauten Kondensatoren und Widerständen bestimmt. Mit dem Umlegen der Tasten des Pults lässt sich einstellen, ob Strom fließt oder nicht. Die Tonhöhe (respektive Frequenz) wird anschließend über die Fotowiderstände geändert, die auf Helligkeitsunterschiede reagieren. Sechs LEDs zeigen zusätzlich visuell an, welche Töne gerade erklingen.

Modellbau-Synthesizer (4 Bilder)

Testaufbau der Schaltung auf einem Breadboard
(Bild: Marc)

Die Schaltung ist „normal“ auf einer kleiner Lochrasterplatine verlötet, aber um das komplette Projekt in das kleine Kistchen zu stopfen, musste Marc beim Einbau kreativ werden. Die Kabel hat er so weit gekürzt, dass sie nur noch verbunden werden konnten, als der Deckel bereits halb geschlossen war. Damit die Kontaktstellen nicht zu Kurzschlüssen führen, hat er sie mit Flüssiggummi isoliert. Schrumpfschläuche zu erhitzen war in einer leicht entzündlichen Pappkiste keine Option. Schließlich passt auch der 9-Volt-Block als Spannungsversorgung haargenau in die Kiste. Das Tastenpult ist mit vier Schrauben fest auf dem Deckel angebracht.

Besonders effektvolle Musik entlockt man dem Modellbau-Synthi, wenn man zum Spielen schwarze Handschuhe trägt und eine Taschenlampe oder ein blinkendes Fahrradlicht bereit hält. Nötig ist noch ein Mini-Verstärker, trotzdem bleibt das Projekt leicht transportierbar. Viele Bilder, weitere Erläuterungen und natürlich eine akustische Vorführung hat Marc auf seine Webseite gestellt. Da Deutsch nicht seine Muttersprache ist, freut er sich außerdem über Hilfe, um die Dokumentation weiter zu verbessern. (hch)