Digitalwährung Libra plant Start im Januar

Das Konsortium hinter Libra will das Digitalgeld laut einem Bericht im kommenden Januar herausbringen. Aber die Genehmigung aus der Schweiz fehlt noch.

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(Bild: Ascannio/Shutterstock.com)

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Die mit hochfliegenden Plänen gestartete und von der Politik hart gebremste Digitalwährung Libra könnte im Januar starten, berichtet die Financial Times. Wie das Wirtschaftsblatt unter Berufung auf drei nichtgenannte Insider berichtet, plant man für den Start aber ein noch weiter verdünntes Konzept: Es solle erstmal nur einen Libracoin geben, der fest an den US-Dollar gekoppelt sei. Was dafür aber fehle, sei die Genehmigung der Schweizer Finanzaufsicht Finma. Die äußerte sich bislang noch nicht, im Mai wurde der Antrag gestellt.

Ursprünglich war geplant, dass das an Kryptogeld angelehnte Libra mit einem Korb aus verschiedenen Währungen und Staatsanleihen abgesichert wird. Nach heftigem Gegenwind von Zentralbanken und Finanzpolitikern wurde das Konzept im April auf Libra-Einheiten geändert, die fest an einzelne nationale Währungen gekoppelt sind. Die Libraversionen für andere Währungen als den US-Dollar sind dem Financial-Times-Bericht zufolge aber nun auf spätere Zeitpunkte verschoben.

Initiator der an Kryptogeld angelehnten Währung Libra ist Facebook – allerdings will das Unternehmen nur ein Mitglied unter mehreren Partnerfirmen sein, die in einem in Genf beheimateten Konsortium namens Libra Association zusammenarbeiten und Libra kontrollieren. Zahlreiche große Partner wie Visa, Mastercard und Vodafone waren dort nach anfänglicher Zusage wieder ausgestiegen. Derzeit zählt der Verbund 27 Mitgliedsfirmen.

Die Libra-Association ist derzeit wohl vor allem darum bemüht, die Regulatoren milde zu stimmen. Dafür hat man sich allerhand Kompetenz ins Haus geholt. Unter anderem wurde der US-Amerikaner Stuart Levey als CEO eingestellt, ehemals Chef-Syndikus der Großbank HSBC und davor Spitzenbeamter im US-Finanzministerium. Jüngste Neueinstellung ist die Top-Bankerin Saumya Bhavsar, die von der Credit Suisse zu Libra wechselt, wie der Branchendienst finews.ch berichtet. Sie gilt demnach als "Regulierungs-Veteranin“.

Parallel laufe auch die Entwicklung von Diensten, die auf der Libra-Plattform fußen sollen. Die Facebook-Tochter Novi (vormals Calibra) sei technisch bereits mit ihrer Wallet-Anwendung fertig, wie Insider der Financial Times erklärten. Man warte noch auf Erteilung von Lizenzen in mehreren US-Bundesstaaten. Der Wallet-Dienst solle aber zunächst nur auf die USA und lateinamerikanische Länder beschränkt bleiben – gezielt wird aufs Geschäftsfeld der "Remittances", also Heimatüberweisungen von Migranten. Andere Libra-Mitglieder wie Spotify und Uber ließen laut Bericht durchblicken, dass sie erstmal abwarten wollten, wie Libra nach dem Start angenommen werde.

Ob es tatsächlich für eine Genehmigung von der Schweizer Aufsicht reicht, bleibt abzuwarten. Der deutsche Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat jedenfalls seine bereits mehrfach geäußerte Ablehnung jedenfalls noch mal am Wochenende bei einer Online-Konferenz der Bundesbank bekräftigt: "Ich werde keine privatwirtschaftlich herausgegebene Parallelwährung unterstützen", sagte er laut der Nachrichtenagentur Reuters. Stattdessen stehe er hinter der Arbeit der Europäischen Zentralbank (EZB) an einem digitalen Euro.

(axk)