Honeypot-Glücksindex: Im Entwickler-Gehaltsranking liegt Deutschland auf Platz 8

Der Index vergleicht Entwicklerzufriedenheit global und ist in der Regionalausgabe für Deutschland erschienen, er differenziert auch nach Alter und Geschlecht.

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(Bild: Pasuwan/shutterstock.com)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Silke Hahn
Inhaltsverzeichnis

Honeypot, eine europäische Plattform für Tech- und IT-Jobs, hat eine Umfrage zur Entwicklerzufriedenheit rund um den Globus durchgeführt und nun den Bericht für Deutschland vorgelegt. Dem zum ersten Mal erstellten Developer Happiness Index (DHI) liegt eine Online-Umfrage zugrunde, an der zwischen Dezember 2019 und Februar 2020 rund 4000 Entwicklerinnen und Entwickler aus 98 Ländern teilgenommen haben.

Die Befragten haben verschiedene Aspekte ihres Berufslebens in den vier Kategorien Karriere, Lebensqualität, Freiheit und Gemeinschaft nach Priorität und persönlicher Zufriedenheit bewertet. Für die deutsche Ausgabe ihrer Auswertung konzentrieren die Herausgeber sich auf den Bereich Karriere und haben die Selbstauskünfte im internationalen Vergleich einsortiert.

Angestellte Softwareentwickler in Deutschland haben ihre Zufriedenheit auf einer Skala von 100 Punkten mit 64 Punkten (64 %) bewertet, leicht über dem globalen Durchschnitt (der bei 61 % liegt). Bildet man daraus eine Rangfolge, liegt die Zufriedenheit deutscher Entwickler im internationalen Vergleich auf dem achten Platz: Unter anderem in Dänemark, Norwegen, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden haben Entwickler ihre Zufriedenheit höher eingestuft.

Das Gehalt hat bei Entwicklern in Deutschland einen etwas niedrigeren Stellenwert als international (31  versus 37 %).

(Bild: Honeypot)

Faktoren wie die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf haben bei der Selbsteinschätzung offenbar einen hohen Stellenwert – 78 Prozent der Befragten gaben Work-Life-Balance als "sehr wichtig" an. Über ein Drittel (38 %) hat sich als "sehr zufrieden" mit der bestehenden Vereinbarkeit von Privatem und Beruf bezeichnet. Bezahlter Urlaub und die Anzahl der Urlaubstage, Krankenversicherung, Altersvorsorge und Absicherung gegen Arbeitslosigkeit und bezahlte Elternzeit sind Faktoren, die laut Umfrage zur Entwicklerzufriedenheit beitragen (in den USA ist zum Beispiel bezahlter Urlaub nicht gesetzlich verankert).

In Deutschland nimmt die Zufriedenheit mit dem Gehalt als Entwickler mit den Berufsjahren zu.

(Bild: Honeypot)

Passend dazu haben Entwickler ihr Gehalt im globalen Vergleich nur zu rund einem Drittel (31 %) als "sehr wichtig" bewertet, im internationalen Vergleich hat das Gehalt einen höheren Stellenwert (durchschnittlich 37 % in den anderen Ländern). Obwohl die Löhne in Deutschland niedriger ausfallen als in der Schweiz, den Vereinigten Staaten, Dänemark, Norwegen und Israel, sind Softwareentwickler laut Befragung hierzulande zufriedener. Interessanterweise geben sich Entwickler in Deutschland mit ihrer Bezahlung auch zufriedener als ihre Kollegen weltweit. Hier gilt es zu erwähnen, dass die deutschen Durchschnittslöhne weltweit – trotz großer Unterschiede zu den gerade genannten Ländern – auch in den Top Ten liegen. Mit den Berufsjahren wächst die Zufriedenheit mit dem eigenen Einkommen, ist ein Ergebnis der Befragung.

Globales Gehaltsranking: Entwicklerlöhne in Deutschland liegen auf Rang 8 und gelten als international wettbewerbsfähig.

(Bild: Honeypot)

Regional gibt es bei der Bezahlung offenbar größere Unterschiede: So verdienen Entwickler – laut dem im Index zitierten Gehaltsvergleichsportal Glassdoor – in Frankfurt am meisten, werden aber auch in Hamburg und München überdurchschnittlich gut bezahlt. In Köln und Berlin liegen die Löhne wohl am niedrigsten. Laut Herausgebern reflektiert das zum Teil die stark unterschiedlich hohen Lebenshaltungskosten in den deutschen Ballungsräumen. Von einem mittleren Entwicklergehalt etwa in Düsseldorf bleibt Entwicklern unter Umständen mehr übrig als von einem höheren Gehalt an teuren Orten wie Frankfurt und München.

Stellenwert der Unternehmenskultur: Zufriedenheit nach Entwickler-Berufsjahren

(Bild: Honeypot)

Der Durchschnittslohn für Softwareentwickler in Deutschland wird mit 50.418 Euro beziffert, wobei es größere Unterschiede je nach Berufserfahrung gibt: Die niedrigsten erhobenen Gehaltsangaben lagen bei 18.000 Euro für Einstigspositionen und gingen hinauf bis zu 200.000 Euro, wobei vereinzelt auch höhere sechststellige Gehälter angegeben wurden, was in der Regel Positionen als Führungskraft oder Spezialist honoriert. Ein geschlechtsbezogener Unterschied bei der Bezahlung ist in der Softwareentwicklung zwar auszumachen, fällt aber gering aus.

Entwicklerinnen sind in Deutschland mit ihrem Gehalt zufriedener als ihre männlichen Kollegen.

(Bild: Honeypot)

Für Frauen liegen die Einstiegsgehälter sogar deutlich höher (rund 14 % über den Einstiegsgehältern männlicher Berufsanfänger), im Laufe der Berufszeit dreht sich der Gender Pay Gap dann um: Im dritten bis fünften Jahr verdienen Entwicklerinnen rund 16 Prozent weniger als männliche Entwickler mit der gleichen Berufserfahrung. Entwicklerinnen ist laut Befragung ihr Gehalt wichtiger als den männlichen Kollegen. Trotzdem sind sie offenbar (wenn man der Umfrage folgt) trotz des leichten Gehaltsunterschieds (in Summe 2,2 %) zufriedener mit ihrem Einkommen als die männlichen Kollegen, was mit dem bei den weiblichen Befragten etwas höheren Stellenwert einer ausgeglichenen Work-Life-Balance korreliert (83 % der Frauen gegenüber 73 % der befragten Männer halten sie für "sehr wichtig").

Gehaltsunterschiede zwischen männlichen und weiblichen Entwicklern sind in Deutschland geringer als global.

(Bild: Honeypot)

Mit 2,2 Prozent fällt der sogenannte Gender Pay Gap in Deutschland verhältnismäßig gering aus, verglichen mit größeren Unterschieden in Westeuropa (16 %) und Nordeuropa (17 %). Insgesamt waren die befragten Entwicklerinnen in Deutschland allerdings mit ihrer Work-Life-Balance deutlich unzufriedener als Entwicklerinnen weltweit (33 % Zufriedenheit in Deutschland gegenüber von rund 40 % global) und als ihre männlichen Kollegen in Deutschland, von denen 38 Prozent das eigene Leben als gut vereinbar mit dem Beruf angaben.

Zu Beginn ihrer Karriere verdienen Entwicklerinnen in Deutschland signifikant mehr als männliche Kollegen. Ab dem dritten Berufsjahr kehrt sich der Gender Pay Gap um.

(Bild: Honeypot)

Auffällig ist, dass Entwickler mit viel Erfahrung im Beruf in Deutschland mangelnde Möglichkeiten zur Weiterbildung in ihren Unternehmen und zum Erlernen von Neuem beklagten. Mit steigenden Berufsjahren wächst offenbar die Unzufriedenheit: Fast ein Drittel (29 %) der Senior Developers mit 15-17 Jahren Berufserfahrung hat erklärt, dass sie mit der ihnen zur Verfügung stehenden Technik (Hardware und Software) unzufrieden sind. Jüngere Entwickler zeigten sich deutlich zufriedener. Das korreliert mit der Feststellung, dass Junior Developer Weiterbildungsmöglichkeiten als höchste Priorität angegeben haben, zugleich aber mit der Work-Life-Balance am wenigsten zufrieden waren (im Vergleich zwischen den Altersgruppen, wobei "Jugend" sich nach Berufserfahrung bemisst, nicht nach Lebensalter).

Einer von vier Softwareentwicklern wünscht sich eine leitende Position.

(Bild: Honeypot)

Im Detail sind die Ergebnisse differenzierter, als es sich hier auf knappem Raum darstellen lässt, und sie halten auch ein paar unerwartete oder scheinbar widersprüchliche Beobachtungen bereit. Besonders die internationale Ausgabe des DHI zeigt signifikante Unterschiede in der Selbstwahrnehmung und Werteskala verschiedener Länder und Kulturräume. So bewerten in skandinavischen Ländern Entwickler ihre Zufriedenheit aufgrund kürzerer Arbeitszeiten und der Viertagewoche als höher, wozu auch Daten zu höherer Produktivität vorliegen. In Nordamerika hingegen (wo viele Entwickler über 40 Stunden pro Woche arbeiten) liegt die Zufriedenheit über die eigene Work-Life-Balance dennoch mit 64 Prozent recht hoch.

Personalmangel im Unternehmen und ein toxisches Umfeld sind die größten Sorgen von Entwicklern am Arbeitsplatz, aber auch zeitaufwendiges Pendeln und die in Meetings verbrachte Zeit lösen Stress aus.

(Bild: Honeypot)

Die gesamten Studienergebnisse lassen sich dem Bericht auf der Honeypot-Website entnehmen. Interessierte können dort ebenfalls den internationalen Bericht aufrufen. Auch die Grafiken stehen zur freien Verwendung bereit.

(sih)