Online-Bestell-Betrug dank PayPal und Kauf auf Rechnung

Bezahlen per Rechnung nur mit dem guten Namen und dem Geburtsdatum oder durch gephishte Paypal-Konten erlaubt es Betrügern, deutsche Online-Händler abzuzocken.

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Cybercrime

Analog zur zunehmenden Vernetzung von Alltagsgegenständen steigt auch die Zahl der potenziellen Angriffsziele für Hacker.

(Bild: dpa, Oliver Berg)

Lesezeit: 3 Min.

Ansteigende Betrugszahlen bei gleichzeitig fallender Aufklärungsquote: Den Recherchen von autoren(werk) und des ZDF zufolge macht der deutsche Online-Handel es den Betrügern im internationalen Vergleich zu leicht, Waren auf Rechnung mit fremden Identitäten oder mit Hilfe gephishter PayPal-Konten zu bestellen.

Den Schaden haben die Opfer des Identitätsdiebstahls, die sich wochen- und monatelang mit Inkassounternehmen über nie getätigte Bestellungen auseinander setzen müssen und die deutsche Justiz, die in der Flut an Fällen erstickt. Strengere gesetzliche Vorgaben zur Betrugsvermeidung lehnt Martin Groß-Albenhausen vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. in einem Interview aber kategorisch ab: Jede Bestellhürde koste Umsatz, und da müsste zwischen Umsatz und Missbrauchsrisiko abgewogen werden. Die Verfolgung der Missbrauchsdelikte sei nun mal die Aufgabe des Staates.

Dabei sei es nach Darstellung des verurteilten Betrügers "Exeption", der derzeit wegen millionenschwerem Betrugs in der JVA Dresden inhaftiert ist, im internationalen Vergleich gerade in Deutschland besonders leicht, die Online-Händler zu betrügen. Eine Schlüsselrolle falle dabei PayPal und Zahlungsdienstleistern wie Ratepay, Billpay oder Klarna zu, wie die Autoren von autoren(werk) und ZDF recherchiert haben.

Weil PayPal die von Banken bekannte 2-Faktor-Authentifizierung noch immer nicht verpflichtend eingeführt hat, haben es Betrüger leicht, etwa mit aus dem Darknet gekauften PayPal-Zugangsdaten Ware zu bestellen und an fremde Adressen liefern zu lassen. Die Zahlungsdienstleister der Online-Händler auf der anderen Seite übernehmen die Überprüfung der Kunden für die Online-Händler und springen bei Zahlungsausfall ein, wobei es auch hier gilt, möglichst bequeme Zahlungswege anzubieten – etwa der in Deutschland beliebte Kauf auf Rechnung.

Offenbar ist die Kundenüberprüfung unzureichend, wie die Zahlen der polizeilichen Kriminalstatistiken der Bundesländer zeigen: So wurden 2019 über 57.000 Fälle von Bestellbetrug angezeigt, ein Anstieg von mehr als 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr – bei gleichzeitig sinkender Aufklärungsquote. In nicht einmal jedem dritten Fall konnten Polizei und Staatsanwaltschaft die Täter ermitteln, hat das ZDF recherchiert. Die Ermittlungsbehörden müssen aufgrund der schieren Masse bereits sehr früh aussortieren und entscheiden, welchen Fällen sie nachgehen und welche Anzeigen sie zu den Akten legen.

Bei Kauf auf Rechnung oder Zahlung PayPal und abweichenden Lieferanschriften scheinen Online-Händler und Zahlungsdienstleister noch immer nicht stutzig zu werden. Dies nutzen die Täter aus, um die Ware an Paketagenten ausliefern zu lassen, die sie dann ins Ausland weiterverschicken. In der Reportage ZDFzoom, die am heutigen Mittwoch Abend um 23:00 Uhr im ZDF ausgestrahlt wird und ab sofort online in der Mediatek abrufbar ist, konnten die Autoren die Spur der Bestellbetrüger bis in die Ukraine verfolgen, bevor sie sie verloren. Die wahren Hintermänner agieren weiter unbehelligt im Dunkeln. (mid)