Boeing 737 Max: American Airlines absolviert öffentlichkeitswirksamen Testflug

Nach Aufhebung des Flugverbots der Boeing 737 Max hat American Airlines die Passagiermaschine mit Journalisten an Bord getestet. Sie soll bald regulär fliegen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 209 Kommentare lesen

(Bild: Boeing)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

American Airlines hat am Mittwoch einen Testflug mit einem Flugzeug des Typs Boeing 737 Max durchgeführt, der nach zwei Abstürzen und einem monatelangen Flugverbot vor der Rückkehr in den Liniendienst steht. Nach der Aufhebung des Flugverbots der US-Bundesluftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) Mitte November hob erstmals nach 20 Monaten wieder eine Maschine des Typs jenseits von Sicherheitstestflügen durch Regulierungsbehörden und Industrie ab. Mit an Bord waren 90 Medienvertreter, die den 45-minütigen Flug von Dallas (Texas) nach Tulsa (Oklahoma) begleiteten.

Die Stimmung an Bord war verhalten, heißt es von einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters, der mitflog. Der Flug fand demnach unter den üblichen COVID-19-Sicherheitsmaßnahmen statt. Die erfolgreiche Landung wurde von Beifall begleitet. Offenbar versuchen American Airlines und Boeing mit diesem PR-Flug medienwirksam die Bedenken gegen den Flugzeugtyp auszuräumen. Denn American Airlines will seine 737 Max Passagiermaschinen ab dem 25. Dezember wieder regulär einsetzen und Boeing wirbt bei anderen Airlines um Akzeptanz.

Für Boeing hängt viel davon ab, dass die Maschinen von den Passagieren wieder akzeptiert werden. Im Oktober 2018 war eine 737 Max der indonesischen Airline Lion Air abgestürzt, fünf Monate später verunglückte eine Maschine der Ethiopian Airlines unter vergleichbaren Umständen. Die Bilanz: insgesamt 346 Tote. Nach einem Flugverbot und lang andauernden Untersuchungen wurden ein fehlerhaftes Steuerungsprogramm und weitere technische Mängel als Unfallursachen ausgemacht.

Darüber hinaus ist es laut dem Abschlussbericht des US-Kongresses zusätzlich zu Verheimlichungen und Aufsichtsversagen gekommen. Die FAA soll bei der Zertifizierung der 737 Max ihren Kontrollpflichten nicht ausreichend nachgekommen sein. So hieß es in Boeing-Chats der FAA: "Dieses Flugzeug ist von Clowns entworfen, die wiederum von Affen beaufsichtigt werden." Auch wurde Boeing vorgeworfen, den Flugzeugtyp überstürzt auf den Markt gebracht zu haben, um sich gegenüber dem Konkurrenten Airbus einen Vorteil zu verschaffen.

Boeing will nun offenbar mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit für eine reibungslose Wiederinbetriebnahme des Typs sorgen und das angeschlagene Image reparieren, um ein finanzielles Fiasko zu vermeiden. Dazu setzt der Flugzeugbauer auf PR-Maßnahmen, die die technischen Verbesserungen der Maschinen wie Softwareupdates und Schulungen der Piloten und weiteren Personals hervorheben. Außerdem wolle Boeing ein Team einsetzen, das rund um die Uhr selbst auf routinemäßige Störungen von 737-Max-Maschinen reagiert und Auskünfte erteilt, heißt es bei Reuters.

Die finanzielle Schadenbegrenzung hängt für den Hersteller auch davon ab, inwieweit die Fluglinien Boeing unterstützen und weitere Maschinen anschaffen, was angesichts der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Fluggesellschaften nicht einfach sein dürfte. Aber die Airlines sind ebenfalls daran interessiert, den Ruf der 737 Max zu verbessern, um nicht noch mehr Einbußen hinnehmen zu müssen. Sie hatten zusammen mit Leasing-Unternehmen weltweit mehrere Hundert Milliarden US-Dollar in ihre 737-Max-Flotten investiert.

Vertrauensvorschuss beweist beispielsweise die europäische Billig-Fluglinie Ryanair. Nach Angaben von Reuters soll sie bis zu 75 weitere 737 Max geordert haben, obwohl der Maschinentyp in Europa noch auf eine Wiederzulassung wartet. Die europäische Luftfahrtbehörde EASA hatte hierzu allerdings schon ihre Zustimmung angezeigt. Auch in anderen Staaten steht die erneute Zulassung durch die nationalen Luftfahrtbehörden noch aus. Die erste Auslieferung von neuen 737 Max Flugzeugen nach der Wiederzulassung soll an United Airlines erfolgen, heißt es.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Umfrage (Opinary GmbH) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Opinary GmbH) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(olb)