Sterilität als Pandemie

Immer mehr Männer sind unfruchtbar, doch kaum einer spricht darüber. Anders Benedikt Schwan: Sein Sachbuch "Ohnekind" ist eine tiefpersönliche Recherchereise.

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"Ein beeindruckend mutiges und aufschlussreiches Dokument, das persönlich Anteil nehmen lässt und thematisch aufklärt", Psychologin und Bestseller-Autorin Stefanie Stahl über "Ohnekind".

(Bild: Heyne Verlag)

Lesezeit: 2 Min.

Es ist eine sehr persönliche Geschichte, die Benedikt Schwan mit seinem Buch Ohnekind erzählt. Es ist die Geschichte seiner Sterilität und der Suche nach einem Ausweg. Statt wie andere still zum Arzt zu gehen, sich für oder gegen eine Kinderwunsch-Behandlung entscheiden und fortan eben mit oder ohne Kinder weiterleben, begibt sich Schwan – ganz Journalist – auf eine Recherchereise.

Diese Reise führt seine Leser erst durch die wissenschaftliche Literatur und später kreuz und quer über den Globus. Er interviewt Hagai Levine, einen israelischen Epidemiologen, der 2017 eine umfangreiche Studie zur männlichen Sterilität durchgeführt hat. Und der zu der Erkenntnis gekommen ist, dass Zeugungsunfähigkeit ein weitaus größeres Problem ist, als bisher angenommen. Schwan fliegt nach Japan und Kanada und teilt scheinbar unmittelbar seine Erlebnisse, Gedanken und auch seine Wut.

Dabei gelingt es ihm, das „Sachbuch“ und die Fülle an eigentlich schwer verdaulichen Informationen so fesselnd und selbstverständlich in seiner Geschichte unterzubringen, dass einem am Ende gar nicht aufgefallen ist, dass man gerade einen Schnellkurs in männlicher Reproduktionsmedizin absolviert hat. Auch wenn es sicher nicht jederfraus Sache ist, sich gleich auf den ersten Seiten in einer „Wichskabine“ des Kinderwunsch-Zentrums wiederzufinden: Wenn diese Seiten überstanden sind, belohnt Schwan mit einer einfühlsamen aber zu keinem Zeitpunkt rührseligen Geschichte, die einen sowohl schlauer macht, als auch bereichert.

Buch: "Ohnekind. Männlich, Kinderwunsch, Steril. Was es heißt, zeugungsunfähig zu sein."
Autor: Benedikt Schwan
Verlag: Heyne Verlag, 256 Seiten
Preis: 20,00 Euro (E-Book 15,99 Euro)

(bsc)