Analyse zur Energiewende: Wartet nicht auf technische Durchbrüche

Brauchbare Technik gibt es längst. Das eigentliche Nadelöhr ist die Politik.

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Pro MWh, ohne Subventionen oder Vergünstigungen, Stand: 1. Hj 2020

(Bild: Bloomberg NEF)

Lesezeit: 7 Min.
Inhaltsverzeichnis

In unseren Redaktionsbesprechungen diskutieren wir oft darüber, ob ein bestimmtes Thema nicht zu wirtschaftlich oder politisch ist – schließlich sind wir ein Technik-Magazin. Doch leider ist es so, dass viele Probleme der Energiewende keine technischen, sondern politische Ursachen haben. Und solange die Technik nicht das Problem ist, kann bessere Technik auch nicht die Lösung sein.

Natürlich wäre die heutige Energiewende ohne enorme Fortschritte der Technik nicht möglich. Im Jahr 2000, als das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft trat, war noch eine Einspeisevergütung von mehr als 50 Cent pro Kilowattstunde für einen wirtschaftlichen Betrieb von Photovoltaik-Anlagen nötig. Heute ist sie auf unter neun Cent gefallen. Ähnliche Fortschritte hat auch die Windkraft gemacht. Diese steile Lernkurve ist allerdings die Folge einer gestiegenen Nachfrage, die erst durch die Politik geschaffen wurde. Erst die Politik, dann die Technik.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Es ist ziemlich mutig zu glauben, technische Fortschritte würden sich automatisch einstellen und all unsere Probleme lösen, unabhängig von den politischen Rahmenbedingungen. Ein paar Prozentpunkte mehr Wirkungsgrad durch Perowskit-Solarzellen, leistungsfähigere Windkraftanlagen dank supraleitender Generatoren, bessere Akkus dank neuer Kathoden-Materialien – all das ist richtig und wichtig. Doch es wird die Energiewende nicht zum Selbstläufer machen.