Letzte Mannesmann-Hauptversammlung endet im Frust

Die Mannesmann-Altaktionäre haben auf der heutigen letzten Hauptversammlung Vorstand und Aufsichtsrat scharf kritisiert.

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  • dpa

Die Altaktionäre der Mannesmann AG haben auf der heutigen letzten Hauptversammlung des Unternehmens in Düsseldorf Vorstand und Aufsichtsrat scharf kritisiert. Auf der emotionsageladenen Veranstaltung verlangte Jörg Pluta, Geschäftsführer der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), eine lückenlose Aufklärung der Untreue-Vorwürfe gegen frühere und derzeitige Topmanager des Unternehmens.

Der Frust der Altaktionäre sitzt offenbar tief. Auch die Entschuldigung des Vodafone-Chefs und Mannesmann-Aufsichtsratsvorsitzenden Chris Gent für sein Fernbleiben auf der Hauptversammlung 2000, konnte die aufgewühlten Gemüter nicht besänftigen. "Plünderer in Nadelstreifen", fasste ein Anleger sein Urteil über die Führungskräfte von Mannesmann und Vodafone zusammen. Und damit meinte er vor allem die an sie gezahlten Abfindungen und Prämien in Höhe von 160 Millionen Mark, die mittlerweile auch den Staatsanwalt beschäftigen.

Wegen dieser laufenden Ermittlungen wurde heute die Entlastung von zehn Führungskräften, darunter der ehemalige Mannesmann-Vorstandsvorsitzende Klaus Esser, Vodafone-Chef Chris Gent sowie die Aufsichtsräte Klaus Zwickel und Josef Ackermann auf die kommende Vodafone-Hauptversammlung verschoben. Vorstand und Aufsichtsrat seien überzeugt, dass ein Verdacht der Straftat nicht begründet sei. "Solange die Staatsanwaltschaft aber ermittelt und die Vorwürfe im Raum stehen, ist es schwer möglich, sachlich zu entscheiden", begründete der Versammlungsleiter Wilhelm Haarmann die Verschiebung der Entlastung. Er rechtfertigte zugleich die Zahlungen: "Es ist international üblich, dass Prämien gezahlt werden. Was wir getan haben, war rechtens".

"Sie führen die Hauptversammlung nach Gutsherrenart", hatte sich gleich zu Beginn ein Kleinaktionär bei Haarmann beschwert. Der Versammlungsleiter, der auch im Aussichtsrat sitzt, moderierte wegen der fehlende Deutschkenntnisse Gents das Aktionärstreffen. Sein Stellvertreter Klaus Zwickel solle die Versammlung leiten, forderte der Aktionär.

Die rund 7400 verbliebenen Altaktionäre – sie haben ohnehin keinen Einfluss mehr auf die Firmenpolitik – können in den nächsten Wochen ein befristetes Barabfindungsangebot in Höhe von 206 Euro je Aktie annehmen. Wer danach noch immer über Mannesmann-Aktien verfügt, dem droht gegen eine angemessene Abfindung, dass er zwangsweise aus dem Konzern herausgedrängt wird. In der EU sollen 2002 die entsprechenden gesetzlichen Grundlagen hierfür geschaffen werden. Vodafone könnte dann als eines der ersten Unternehmen von der neuen Regelung Gebrauch machen. "Das wird wahrscheinlich so kommen", heißt es im Umkreis des Konzerns. (dpa) / (kav)