Aus für Konnektor und elektronische Gesundheitskarte: Gematik stellt TI 2.0 vor

Die Projektgesellschaft Gematik skizziert die Zukunft eines vernetzten Gesundheitssystems. Bis 2025 soll es offene Schnittstellen im Internet geben.

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(Bild: Herlanzer/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Bis zum Jahre 2025 soll eine "telematische Infrastruktur 2.0" die heute existierende Vernetzung des Gesundheitswesens ablösen. Mit dieser TI 2.0 zieht die Projektgesellschaft Gematik die Konsequenzen aus dem Netzwerkausfall im Jahr 2020. So werden die in Arztpraxen, Krankenhäusern und Apotheken eingesetzten Konnektoren als "proprietäre IT-Lösungen" durch offene "Zugangsschnittstellen im Internet" ersetzt. Auch das Stammdatenmanagement der Versicherten mit dem Stecken einer elektronischen Gesundheitskarte wird von einem Internetdienst abgelöst.

Das bahnbrechende White Paper der Gematik skizziert das künftige deutsche Gesundheitswesen als eine "IT-Arena für Medizin", in der verschiedene Spielfelder existieren und unterschiedliche Spiele mit jeweils eigenen Spielregeln ablaufen. Die Gematik als Konstrukteur dieser IT-Arena übernimmt dabei weitere Rollen wie die "Einlasskontrolle aller Beteiligten" und die Rolle des Schiedsrichters, der aufpasst, dass niemand ein Foul begeht. Außerdem entwickelt sie neue Spielregeln und Spielfelder für "neue Disziplinen".

Abseits aller schönen Metaphern und Grafiken zeigt das White Paper zur TI 2.0, dass die Gematik nun die Konsequenzen aus dem Ausfall der TI 1.0 im Sommer 2020 zieht. Damals waren nach einem fehlerhaften Zertifikatswechsel 80.000 Arztpraxen aus der telematischen Infrastruktur geflogen. Bei zwei Dritteln der Praxen musste ein Softwareupdate der Konnektoren manuell eingespielt werden. Die gesamte Störungsbeseitigung dauerte 52 Tage. Nun sollen die Konnektoren als "proprietäre IT-Lösung" verschwinden und die "universelle Erreichbarkeit der Dienste durch Zugangsschnittstellen im Internet" ersetzt werden. Diese universelle Erreichbarkeit bedingt auch, dass die bisherigen Smartcard-Lösungen verschwinden werden.

Für die Versicherten, die Ärzte und Zahnärzte bedeutet dies, dass das Versicherten-Stammdatenmanagement über die elektronische Gesundheitskarte durch einen Internetdienst der jeweiligen Krankenkassen abgelöst wird. Auch der elektronische Heilberufsausweis und die SMC-Karten für die Identifizierung von Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken sollen durch elektronische ID-Verfahren abgelöst werden, bei denen die Ärztekammern, Kassenärztlichen Vereinigungen und andere Verbände die jeweils geeignete föderierte eID zur Verfügung stellen. Dabei soll möglichst immer ein Single-Sign-on zum Zuge kommen.

Wie die Gematik erklärt, ist die Neukonzeption der telematischen Infrastruktur unumgänglich, weil sich technisch in jüngster Zeit sehr viel getan hat. IT werde heute anders als noch vor zehn Jahren gedacht und umgesetzt. "Die grundlegende Architektur muss technologieunabhängiger werden, damit Datensilos aufgelöst und mobile Patientenversorgung möglich werden. Der Trend geht klar zur Cloud mit "unlimited Resources" und Economies of Scale. Die Verbreitung der Open-Source-Kultur in Gesellschaft und Industrie hat stark zugenommen." Wo immer möglich werde in der TI 2.0 auf Open Source zurückgegriffen.

(mho)