Huawei dementiert Verkaufsabsichten für Smartphone-Oberklasse

Nach der Tochter Honor könnte Huawei mit der "Mate"- und "P"-Serie einen weiteren Teil seiner Smartphonesparte verkaufen. Das Unternehmen weist das zurück.

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Das Mate 30 war das erste Huawei-Flaggschiff ohne Google-Dienste.

(Bild: heise online / Patrick Bellmer)

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Smartphone-Hersteller Huawei hat einen Medienbericht über die mögliche Auslagerung der Flagschiffserien "P" und "Mate" zurückgewiesen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuvor berichtet, dass Huawei mit einem Konsortium aus Investoren über einen Verkauf der Flaggschiff-Smartphones verhandele. Das seien Gerüchte, die jeglicher Grundlage entbehrten, erklärte das Unternehmen dazu. "Huawei hat keine solchen Pläne."

Huawei denke seit dem vergangenen September über einen Verkauf seiner Spitzensmartphones nach, um das Geschäft vor dem Bannstrahl der US-Sanktionen zu retten, berichtet Reuters unter Berufung auf Verhandlungskreise. Die Gespräche über einen möglichen Verkauf an ein Konsortium von Investoren und der Lokalregierung Shanghais seien aber noch in einem frühen Stadium und eine Entscheidung noch nicht gefallen.

Das Smartphone-Geschäft von Huawei leidet stark unter dem US-Embargo. Die Smartphones dürfen nur noch ohne Google-Software ausgeliefert werden. Huawei ist darüber hinaus beim Design der hauseigenen Kirin-Chips auf US-Zulieferer angewiesen. Auch die Fertigung der Chips bei TSMC ist von den US-Sanktionen betroffen. Es ist ungewiss, ob sich an der Situation unter der neuen US-Regierung etwas ändert.

Die Modellreihen "P" und "Mate" bilden seit 2012 und bis 2015 noch mit dem Beinamen "Ascend" das Spitzensegment von Huaweis Smartphone-Portfolio. Spätestens mit dem Huawei P8 (2015) und dem Huawei Mate 9 (2016) hatten sich die Chinesen in der Oberklasse als konkurrenzfähig etabliert. Das Segment trägt auch einen großen Teil zum Umsatz der Sparte bei, laut Marktforschern waren es zuletzt rund 40 Prozent.

Es liegt auch am Erfolg dieser Serien, dass sich Huawei in der Riege der drei größten Smartphonehersteller festsetzen konnte. Das Ziel der Marktführerschaft hatte Huawei kurz in Sichtweite, doch die US-Sanktionen machten diese Hoffnung zunichte. Die Verkaufszahlen gingen zuletzt wieder deutlich zurück: ohne Google-Dienste sind die Smartphones weniger attraktiv. Und ohne Zugriff auf ausreichend Chips -– ob nun aus eigener Produktion oder von Drittherstellern wie Qualcomm – lassen sich die Produktionszahlen nicht halten.

Ein großer Teil der von Huawei verkauften Smartphones entfiel auf die Tochtermarke Honor. Zuletzt wurde der Anteil der Honor-Smartphones am Gesamtvolumen auf 25 bis 30 Prozent geschätzt. Um dieses Geschäft dem US-Bannstrahl zu entziehen, hat Huawei die Tochter Honor zuletzt in die Unabhängigkeit verkauft – unter vergleichbaren Umständen, wie sie jetzt für die Oberklasse im Gespräch sind. Honor hat bereits mitgeteilt, dass es Geschäftsbeziehungen zu Zulieferern wie Qualcomm und MediaTek wieder aufgenommen hat.

Vor dem Hintergrund des Wirtschaftskonflikts zwischen den USA und China sowie bisher unbewiesener Spionagevorwürfe gegen chinesische Unternehmen ist die Beteiligung von Huawei am Aufbau der sicherheitskritischen 5G-Infrastruktur umstritten. Die von den USA im Hinblick auf die 5G-Netze verhängten Sanktionen treffen dabei auch andere Geschäftsbereiche Huaweis wie Smartphones oder Computer.

(vbr)