GNU mal wieder

Seit Jahr und Tag geistert der Begriff GNU durch die Szene. Dahinter verbirgt sich eine Truppe von Idealisten, die der Idee der freien Software verfallen sind. Nach wie vor sind alle 'Produkte' dieser Schmiede umsonst und im Source verfügbar. Alle Jahre wieder lohnt ein Blick auf das Angebot.

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Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Torsten Beyer
  • Kersten Auel

Nicht selten zählt GNU-Software zum besten, was man im jeweiligen Bereich bekommen kann. Die Produktivität der vielen GNUer ist dermaßen hoch, daß man mit neuen Versionen oder Tools kaum Schritt halten kann. Im wesentlichen geht es um Werkzeuge, die mehr oder weniger einen Ersatz von vielfach vorhandenen Unix-Tools darstellen.

Stellvertretend für andere Server sei hier das GNU-Archiv der EUnet (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu) genannt, auf dem sich (fast) alle nachfolgend erwähnten Programme befinden.

Da wäre zunächst die Bash (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/bash-1.14.6.tar.gz). Diese zur sh kompatible Shell stellt neben den Bourne-Funktionen eine Reihe der C- oder Korn-Shell-Features bereit. Wer damit nicht glücklich ist, kann sich aus dem GNU-Fundus die rc holen -- eine sehr auf C-Syntax und -Semantik geeichte Shell, zu der es mit es eine Erweiterung gibt, die die Funktionsfülle noch unüberschaubarer macht.

Zum Rechnen bietet GNU den guten alten bc (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/bc-1.03.tar.gz), der dem POSIX.2-1992-Standard folgt und zusätzliche Features bietet (zum Beispiel lange Variablennamen). Für schwierigere Sachen oder Leute, die sich gar nicht mehr erinnern können, wie man Computer durch Eingabe von langen Befehlen bedient, ist calc vermutlich eine gute Alternative. Allerdings setzt sein Einsatz den Emacs (siehe unten) voraus.

Dann gibt es da noch die Surrogate für die 500 beliebtesten Unix-Kommandos, die in verschiedenen Paketen kommen: cpio (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/cpio-2.4.2.tar.gz) und tar (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/tar-1.11.8.tar.gz) zum Bespielen von Bändern und anderem externen Dateiwerk, die Diffutils (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/diffutils-2.7.tar.gz), die im wesentlichen einen Ersatz von diff enthalten; die File- und Findutils subsumieren die gängigen Unix-Werkzeuge zur Manipulation von Dateien und zum Suchen von Verlorengeglaubtem. grep (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/grep-2.0.tar.gz) und seine diversen Abarten gibt es natürlich auch. Mit finger (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/finger-1.37.tar.gz) steht ein Ersatz des bekannten Werkzeugs zur Unterstützung von Einbruchsversuchen zur Verfügung, das durch eine pfiffige Erweiterung auch das 'Fingern' ganzer Workstationcluster zuläßt. Die Shellutils (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/sh-utils-1.12.tar.gz) enthalten einen weiteren signifikanten Teil der Unix-Kommandostars, ebenso die Sharutils (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/sharutils-4.2.tar.gz). Zusammen mit den Textutils (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/textutils-1.13.tar.gz), die die gängigen Werkzeuge zur Manipulation textueller Daten enthalten, ist der Reigen komplett.

Nicht zu vergessen die GNU-Editoren. GNU-Godfather Stallmann ist ja primär dadurch bekannt, daß er einen Lisp-Interpreter um einige Editierfunktionen erweitert und das Ganze Emacs (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/emacs-19.30.tar.gz) genannt hat. Das auf diese Weise entstandene System zur Bearbeitung von Texten aller Art erfreut sich seit seinen ersten Tagen regen Zuspruchs aus aller Welt. Neben dem Megaeditor gibt es auch leichtere Kost: ed (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/ed-0.2.tar.gz), vi (als nvi).

Awk-Freunde können sich über gawk (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/gawk-3.0.0.tar.gz) freuen oder Perl (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/perl-5.001.tar.gz) nehmen, wenn sie mal was anderes probieren wollen. Für die älteren Unix-Hacker, die sich eher mit traditionellen Kommandos abgeben möchten, gibt es m4 (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/m4-1.4.tar.gz) und sed (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/sed-3.0.tar.gz).

Wer anmutige Textgestaltung liebt, findet die beiden besten Systeme der Welt: groff, ein Ersatz für den guten alten nroff und das ebenfalls frei verfügbare TeX (ftp.germany.eu.net/pub/packages/TeX). WinWord-Verseuchte werden sich zwar mit Grauen abwenden, wenn sie Texte mit seltsamen Steuerzeichen sehen, aber das Resultat genügt auch professionellen Satzansprüchen.

Im Bereich Systemadministration hat GNU ebenfalls einiges zu bieten. cfengine (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/cfengine-1.2.24.tar.gz) ist ein rist nicht unähnliches System, das funktional weit darüber hinausgeht. Mit Gnats (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/gnats-3.2.tar.gz) steht ein einfaches Trouble-Ticket-System zur Verfügung. Für die immer häufigeren Fälle, in denen ein Unix-System DOSen-Disketten lesen muß, offerieren die mtools (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/mtools-2.0.7.tar.gz) einen Satz DOS-Kommandos.

Zur Aufwertung der vielen Unix-Systeme hat GNU natürlich auch Anwendungssoftware. HylaFAX, das früher unter dem Namen FlexFax durch die Datenwelt geisterte, stellt ein Faxsystem für Unix zur Verfügung. Oleo (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/oleo-1.6.tar.gz) ist die Antwort von GNU auf Excel und läuft sowohl auf ASCII-Terminals als auch unter X. Wer neidisch auf die PC-Kollegen schaut, wenn es ums Lesen von Mail geht, kann aufatmen: mit pine gerüstet, hat man keinen Grund mehr, sich zu schämen. Besonders für Schüler mit Mathe-Leistungskurs ist das symbolische Mathematiksystem Jacal (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/jacal) entwickelt worden.

Zum Schluß sind noch die Klassiker zu nennen, die alte Unixler schon seit Jahren begleiten: Ghostscript (ftp.germany.eu.net/pub/packages/ghostscript/gnu), der PostScript-Interpreter, und sein grafisches Frontend Ghostview (ftp.germany.eu.net/pub/packages/ghostscript/gnu) (beide mit GNU-ähnlicher Lizenz), less (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/less-290.tar.gz), der beste more-Ersatz der Welt und gnuplot (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/gnuplot-3.5.tar.gz), das Plotprogramm für alle Fälle. Und wenn die Platte überläuft, hilft seit Jahren gzip (ftp.germany.eu.net/pub/packages/gnu/gzip-1.2.4.tar.gz), die Bytes im Zaume zu halten. Wem das alles noch nicht reicht, kann sich beim inoffiziellen GNU-Archiv der Portland State University über neue GNU-Projekte informieren. (ka)