Akrobatentruppe

Den PDF-Reader verschenkt Adobe, die anderen Acrobat-Tools läßt sich der Hersteller bezahlen. Mittlerweile hat hier aber auch das Internet Diverses zu bieten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thomas Merz
  • Kersten Auel

Heute geht es um Programme rund um Adobes Portable Document Format. Durch die in jüngster Zeit forcierte Integration von PDF und WWW fand das Format weitere Verbreitung. (Auf die neuen Features von Acrobat 3.0 werden wir in einer der nächsten Ausgaben noch ausführlich eingehen.) PDF stellt als Quasi-Nachfolger von PostScript dessen grafische Funktionen zur Verfügung, läßt sich jedoch effizienter anzeigen, durchsuchen sowie manövrieren und eignet sich daher besser als Austauschformat für digitale Dokumente.

Urvater aller PDF-Programme ist Adobes kostenloser Acrobat Reader für Linux, AIX, SunOS, Solaris, Irix und HP-UX sowie alle PC-Varianten und Macs. Er unterstützt natürlich wichtige Features wie den Ersatz fehlender Schriften durch Substitutionsfonts, Hypertext-Funktionalität und Ausgabe auf Druckern mit PostScript Level1 oder 2. Daran müssen sich andere PDF-Programme messen lassen.

Doch weshalb sollte man überhaupt Alternativen zum Acrobat Reader suchen? Da muß man gar nicht an die zahlreichen Unix-Benutzer denken, deren Betriebssystem nicht unterstützt wird - manche Leute scheuen einfach davor zurück, ein Monster mit 8 MByte Speicherverbrauch zu starten, nur um ein zweiseitiges Memo zu lesen.

X11-Fans können hier auf den Newcomer xpdf zurückgreifen, der mittlerweile in der stabilen Betaversion 0.6 (www.aimnet.com/~derekn/xpdf/) vorliegt. xpdf zeigt PDF-Dateien in einem X-Fenster an, verfolgt Links und druckt auf Level-2-Geräten aus. Der C++-Code im xpdf-Paket materialisiert sich zu einem Programm mit circa 2 MByte Hauptspeicherbedarf, das keinerlei Widget-Sets oder andere Hilfsturbinen benötigt. Binaries für verschiedene Plattformen sind ebenfalls erhältlich. Die Verarbeitung eingebetteter Fonts oder Multiple-Master-Technik sucht man vergebens, dafür läßt sich die Zuordnung zwischen installierten und benötigten Fonts über eine Tabelle steuern.

Wer PDF-Dateien nur drucken möchte, muß für das kleine Perl-Skript pdf2ps (ftp://peanuts.leo.org/pub/comp/platforms/next/Unix/text/) von Detlev Droege nur kurze Zeit im Datenstau verbringen. Einen Level-2-Drucker vorausgesetzt, erledigt es nicht nur klaglos die PostScript-Konvertierung, sondern ist als einziges mir bekanntes Programm außerdem in der Lage, eine Übersicht mit allen Thumbnails (Mini-Seitendarstellungen) eines Dokuments zu drucken.

Umfangreiche PDF-Funktionalität bietet der Altmeister Ghostscript. Anzeigen, Drucken, Konvertieren, Destillieren sowie Extrahieren von Text gehören zum Funktionsspektrum. Eine GS-Erweiterung, mit deren Hilfe man verschlüsselte PDF-Dateien - bei Kenntnis des Paßworts - öffnen kann, findet sich unter http://www.ozemail.com.au/~geoffk/pdfencrypt. (Dieser URL war bei Drucklegung der iX noch erreichbar, bei Erstellung dieses HTML-Dokuments steht die Seite jedoch aus exportrechtlichen Gründen nur noch australischen Domains zur Verfügung. Anmerkung der Redaktion). Ebenfalls ein alter Bekannter ist ImageMagick, das Zillionen verschiedener Grafikformate einliest, manipuliert und erzeugt (Mirror zum Beispiel unter duddeldim). Zum Öffnen von PDF-Dateien greift es auf Ghostscript zurück, um den Inhalt in eine Pixeldatei umzuwandeln.

Das C++-Programm pstoedit von Wolfgang Glunz verarbeitet PostScript sowie PDF und erzeugt daraus unter Mithilfe von Ghostscript Ausgaben in verschiedenen editierbaren Vektorformaten. Es gibt unter anderem Backends für PDF, MIF, Windows Metafile und CGM. Da pstoedit keine Rasterbilder und Clipping-Operatoren unterstützt, ist es kein vollwertiger Ersatz für Acrobat Distiller.

Für Web-Administratoren, die selbst PDF erzeugen wollen, gibt es ebenfalls Neues zu vermelden: Die Perl-Library mit dem prägnanten Namen PDF-PL stellt Basisroutinen zur Verfügung, mit deren Hilfe man in eigenen Perl-Scripts PDF-Ausgaben erzeugen kann. Das riecht geradezu nach Einbindung über die CGI-Schnittstelle, bisher ist mir aber noch keine solche Anwendung bekannt - dazu ist die Library wohl noch zu neu.

An dieser Stelle muß ich gestehen, daß in meiner Schublade eine ähnliche, in C programmierte PDF-Library liegt, die neben Text- und Liniengrafik auch Rasterbilder und Kompression unterstützt. Diese C-Library ist zwar ebenfalls zur öffentlichen Begutachtung vorgesehen, hat allerdings den Freigabestand noch nicht ganz erreicht - stay tuned!

Schließlich noch ein Blick auf andere Plattformen: PageDraw 2.1 (www.wix.com/PageDraw) ist ein vektororientierter Grafikeditor für Windows, der die erstellten Zeichnungen auch als PDF ablegen kann. Da PageDraw keinen vollständigen PDF-Interpreter enthält, eignet es sich aber nicht als Viewer für beliebige PDF-Dateien.

Um die Gunst der Next-User buhlen gleich drei PDF-Viewer. Sie heißen PDFViewer (ftp://peanuts.leo.org/pub/comp/platforms/next/Text/apps/PDFViewer.README), PDFView (ftp://peanuts.leo.org/pub/comp/platforms/next/Text/apps/PDFView.1.61.README) und OmniPDF (ftp://peanuts.leo.org/pub/comp/platforms/next/Text/apps/OmniPDF.README) und liegen auf Für diese gilt, daß ich sie mangels Zugang zu einem entsprechenden Rechner nicht testen konnte. Vielleicht ändert sich das nach dem Aufkauf von Next durch Apple ja bald, wenn aus meinem Mac ein waschechter Unix-Rechner mit pfiffiger Oberfläche wird. (ka)